Einmal im Leben ins Weltall fliegen, die Erde hinter sich lassen und in den Weiten des Kosmos schweben. Das ist für viele Menschen ein Traum, der in der Rolle als Astronaut für immer unerreichbar bleibt. Wer allerdings die letzte Reise ins Jenseits antritt, kann, wie Frank Sinatra so schön singt, zum Mond fliegen. Er reiht sich damit gleich in die Riege großer Hollywood-Stars ein.
Schauspieler DeForset Kelley, vielen besser bekannt in seiner ikonischen Star-Trek-Rolle als Dr. Leonard McCoy, hat seine letzte Ruhestätte in der Unendlichkeit des Universums gefunden. Zusammen mit der Asche seiner Star-Trek-Kollegen Nichelle Nichols (Ohura) und James Doohan (Scotty) wurde auch seine Asche in Gedenkkapseln mit einer Rakete ins All geflogen.
Trekkie-Herzen dürften deshalb in Castrop-Rauxel höherschlagen. Bestatter René Kullick (35) lässt nämlich genau diesen Traum wahr werden. Aber wie läuft eigentliche eine Bestattung im Weltall ab? Gibt es in der Europastadt etwa eine geheime Raketenstation?
Von Castrop-Rauxel direkt ins All?
„Viele denken ja, Weltraumbestattung, da wird die Asche komplett, so einfach in den Orbit geschossen“, erzählt Kullick. Der Bestatter schüttelt lachend den Kopf, „Nee, das ist wirklich nur ein ganz geringer Teil der Asche.“ Der Bestatter streckt seinen Arm heraus. „Ungefähr so eine Handvoll.“ Und eine geheime Raketenstation gibt es auch nicht. Die Reise ins Jenseits führt nämlich über Russland. „Das wird von den russischen Behörden gemacht, weil es da erlaubt ist.“
Zuerst wird der Verstorbene in Deutschland eingeäschert. Ein Teil der Asche wird beigesetzt, ein Teil der Überreste nach Russland überführt. „Das muss so sein“, sagt Kullick, „in Deutschland haben wir einen Friedhofszwang.“ Das bedeutet, dass die Überreste eines toten Menschen nur auf einem Friedhof beerdigt werden dürfen. Das muss aber nicht komplett sein. „Danach wird der Handvoll große Teil Asche in Russland in eine Kapsel eingelassen und die wird dann nach oben geschossen“, erklärt der Fachmann. Pro Rakete wird ein Mensch, oder besser gesagt die Asche eines Menschen, ins All geschickt. Die Preise für eine Weltraumbestattung fangen bei 10.000 Euro an.
Funkelnde Diamanten
René Kullick bietet aber nicht nur Weltraumbestattungen an. Wem es Trost spendet, kann seine verstorbenen Angehörigen auch als funkelndes Schmuckstück am Körper tragen. Oder sie in einem Ballon am Strand dem Wind übergeben und sie in den Himmel aufsteigen sehen. Vor jeder Art der Bestattung, die nicht dem traditionellen Sarg entspricht, der in die Erde gelassen wird, steht am Anfang als Erstes die Feuerbestattung.
„Es muss immer jemand kremiert werden, um ihn dann auf der hohen See beizusetzen, der Luft zu übergeben oder auch als Diamant zu pressen“, erklärt der 35-Jährige. Wer allerdings jetzt der Vorstellung unterlegen ist, einen dicken Diamanten am Finger zu tragen, der wird enttäuscht. „Man denkt ja dann immer, ja, die ganze Asche wird quasi zum Diamanten“, erzählt der Fachmann.
Karat und Kosten
„Im Endeffekt wird nur ein ganz kleiner Teil abgefüllt und dann gepresst.“ Die Diamanten fangen bei 0,025 Karat an. „Wenn der hier auf den Boden fällt, den findest du nie wieder.“ Mit dem bloßen Auge ist der Stein schwer erkennbar, wer mehr sehen will, muss dafür tief in die Tasche greifen. „Ein Einkaräter kostet dann natürlich auch schon so um 10.000 Euro, bei 0,025 Karat liegt man, glaube ich, ungefähr bei 2500 Euro.“
Insgesamt dauert es ungefähr 6 bis 12 Wochen, bis der Stein fertig ist. „Da wird dann in einer Pressanlage der Kohlenstoff so lange gepresst, bis er quasi in sich verschmilzt und dann entsteht der Diamant.“ Oft wird diese Möglichkeit nicht in Anspruch genommen, etwa ein Mal im Jahr organisiert er eine Diamantbestattung.

Der biologische Wetterballon
Die biologischste Beisetzungsart ist die Ballonbestattung. „Da füllt man die Asche in den Wetterballon, der fliegt 25 Kilometer nach oben und zerplatzt dann in der Luft“, erklärt René Kullick. „Der Ballon zersetzt sich und die Asche kommt auch nicht herunter.“ Wie lange die Beisetzungszeremonie dauert, hängt im Gegensatz zur Friedhofsbestattung von den Angehörigen ab. „Es kann mal fünf Minuten dauern oder auch zwei Stunden, wir geben keine Zeiten wie auf dem Friedhof vor“, erzählt der Fachmann.
Auf dem Friedhof sei der Zeitrahmen, laut Bestatter, fest vorgegeben. Die Ballonbestattung ist viel individueller, hier entscheiden die Angehörigen selbst, wie sie Abschied nehmen möchten. „Wir sind zur seelischen Unterstützung auf jeder Beerdigung dabei und die Angehörigen entscheiden, wann sie loslassen möchten.“ Die Asche kann auf mehrere Ballons verteilt werden. Manche schicken auch noch kleine Ballons mit einem Gruß oder einer letzten Nachricht hinterher.
Särge voller Geld
Särge voller Geld, Barbecue am Strand und vermauerte Gräber schickt man in anderen Kulturen hinterher. Unterschiede gibt es nämlich nicht nur in den Bestattungsarten, auch kulturell gibt es Kontraste. „Eine Familie aus Tunesien hat sich am Strand ein Büfett aufgebaut, da gab es dann 13 Gerichte“, erzählt René Kullick. „Die haben das Leben richtig zelebriert. Indien und Bangladesch genauso, da kommt auch keiner in Schwarz.“ Es wird gelacht, getanzt, getrunken und gegessen – eine ganz andere Welt.
„Wir haben auch schon öfters Sinti und Roma beigesetzt, da wird dann ein richtiges Zelt aufgebaut, es gibt eine Blaskapelle und die Gräber sind auch von innen gemauert, sodass der Sarg niemals die Erde berührt und es wird eine Menge Geld hineingeworfen.“ Der Hintergrund? Die Verstorbenen sollen auch im Jenseits gut leben können.
Angebot noch nicht genutzt
Feuer, Wasser, Erde, Luft – Beerdigungsarten gibt es viele, kulturelle Unterschiede auch. Eine Weltraumbestattung hat es trotz Angebots in Castrop-Rauxel bisher noch nicht gegeben – für Trekkie-Fans und alle anderen Weltraum-Begeisterten ist also noch Luft nach oben.