„‚Ich hasse Weihnachten‘ ist witzig gemeint“ Ist Friedrich Stromberger ein Weihnachtsmuffel?

Castrop-Rauxeler verkauft Weihnachtsmuffel-Waren
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Gleich neben dem 45 Meter hohen Weihnachtsbaum in Dortmund ist der Arbeitsplatz von Friedrich Stromberger – ein Stand auf dem Weihnachtsmarkt, der auf den ersten Blick recht ungewöhnliche Waren verkauft: „Ich hasse Menschen“ ist auf einem hellgrünen Pullover zu lesen, „Ich hasse Backen“ auf einer Keksdose. Auf Socken, Tassen oder anderen Geschenkartikeln steht sogar „Ich hasse Weihnachten“. Darauf zeigt eine grüne Figur mit roter Weihnachtsmütze ein grimmiges Gesicht: der Weihnachtsmuffel. Ist der 31-jährige Castrop-Rauxeler etwa auch einer? Oder verbirgt sich dahinter gar ein regelrechter Weihnachts-Liebhaber?

Der Stand, der von Christoph Scheiding betrieben wird, scheint Waren für Menschen anzubieten, die wenig Freude an den Festtagen haben – oder nicht? „Die Sprüche sind ironisch gemeint, denn weihnachtlich sind die Sachen ja trotzdem. Auf dem Baumschmuck steht ‚die hässlichste Kugel‘, aber die sieht ja trotzdem schön aus“, sagt Friedrich Stromberger. Er selbst findet die Muffelwaren witzig, auch weil deren Ironie ihn ein wenig an den Charme der Menschen im Ruhrpott erinnert.

Stromberger ist eigentlich gelernter Restaurantfachmann und arbeitet fernab des Weihnachtsmarktes bei einer Dienstleistungsfirma für Events in Lünen. Auf Großveranstaltungen, Messen oder Hochzeiten betreut er Gastronomie-Stände, mixt Cocktails oder bedient Tische. Verschiedene Orte, verschiedene Menschen – vor allem die Abwechslung macht seinen Beruf für ihn besonders. Der Kontakt mit vielen Menschen kann aber auch anstrengend sein und ihn zeitweise zu einem „Menschenmuffel“ machen.

Vor seiner Brust formt Friedrich Stromberger mit seinen Händen ein Herz.
Auf verschiedensten Waren liest man am Weihnachtsmuffelstand vom Hass auf Weihnachten, auf den Winter oder das Backen. Von Hass ist bei Friedrich Stromberger aber keine Spur. © Katrin Popenda

„Gerade die, die sehr viel mit Menschen arbeiten, können es nachvollziehen: Man trifft immer positive Leute, aber manchmal gibt es auch negative Menschen, die die Freude beim Arbeiten ein bisschen einschränken“, sagt Stromberger. In dieser Stimmung komme eine Fußmatte mit der Aufschrift „Ich hasse Menschen“ für viele Kunden gerade recht.

Am Marktstand freut sich der 31-Jährige darüber, wie Besucher auf die Weihnachtsmuffel-Waren reagieren. Manche zeigen sich begeistert und lachen, andere wirken irritiert, aber oft auch interessiert. Einmal kam ein Pastor zu ihm an den Stand und sprach ihn an. „Das war ein sehr netter Mensch, der diese Sprüche über Weihnachten nicht kannte. Er fragte mich, was wir denn mit der Botschaft rüberbringen wollen.“ Dann kamen sie in ein Gespräch über die Figur des Weihnachtsmuffels, die Weihnachten anfangs gar nicht mag, sich aber am Ende aber doch darüber freut.

„Nachbarn nehmen es cool auf“

Aus Sicht des 31-Jährigen verhalten sich die Menschen gerade zur Vorweihnachtszeit offener und kommen am Stand mit ihm ins Plaudern. „Es ist mega spannend, wie sich die Leute öffnen. Sie erzählen von sich und sagen, welcher Freund die Kerze bekommt oder welches Geschenk für die Nichte ist.“

Friedrich Stromberger hat selbst zwei Weihnachtsmuffel-Waren zu Hause. Eine Fußmatte und ein kleines Schild sind vor seiner Tür platziert, beides mit der Aufschrift ‚Ich hasse Menschen‘. „Die Nachbarn nehmen es cool auf. Die wissen auch, dass es witzig gemeint ist“, erzählt er.

Aber ist der 31-Jährige nun selbst ein Weihnachtsmuffel, oder nicht? „Ich bin definitiv ein Weihnachtstyp, vor allem an Feiertagen“, sagt Friedrich Stromberger.

„Gemeinsam zusammenzusitzen – egal ob an Weihnachten, zu Silvester oder bei Geburtstagen – und diese Zeit zu genießen, ist einfach schön.“

Das familiäre Beisammensein hat für ihn auch durch traurige Veränderungen in seinem Leben eine besondere Bedeutung erhalten. „In den letzten zwei Jahren sind meine Eltern verstorben. Dadurch habe ich nur noch die Familie meiner Freundin“, erzählt Stromberger. „Wenn man dann als Familie zusammenkommt, kehrt auch dieses alte Feeling zurück. Es kommen dann noch Späße und Geschichten dazu und genau das macht die Zeit aus.“