Die Sparkasse verabschiedet sich von ihren 24-Stunden-Angeboten an SB-Stellen wie hier in Castrop-Rauxel an der Dortmunder Straße auf Schwerin. Das ist folgerichtig und nur der erste Schritt, meint unser Autor.

© Tobias Weckenbrock

Weg mit dem Bargeld! Die eine bittere Pille müssen wir schlucken

rnMeinung

Wofür braucht der Mensch Bargeld? Eigentlich nur für eine vermeintliche Sicherheit, für Parkuhren, Geldgeschenke und Straftaten. Schaffen wir es (weitgehend) ab, fordert unser Autor.

Castrop-Rauxel

, 04.11.2021, 05:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Spätestens seit die Pandemie ihr Unwesen treibt, habe ich mich weitgehend von der Nutzung von Bargeld verabschiedet. Aus meiner nun fast zweijährigen Erfahrung kann ich Ihnen sagen: Es tut gar nicht weh und das Leben funktioniert noch immer. Darum unterstütze ich die Sparkasse in ihrem Plan, den Service zurückzufahren.

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Fast überall kann man inzwischen digital bezahlen: mit der Girocard, Kreditkarte, Paypal, anderen Online-Zahlungsdiensten oder dem Smartphone. Ob das nun zigtausend Euro fürs neue Auto sind oder 2,50 Euro beim Bäcker. Es geht und es ist einfach. Man muss dafür meistens nicht einmal irgendwas berühren: weder Geldmünzen noch stationäre Geräte.

Vorteil 1: Infektionsgefahr minimiert. Vorteil 2: Schneller als Geldzählen und Wechselgeld entgegen nehmen. Vorteil 3: Man spart sich den Gang zum Bankautomaten. Vorteil 4: Man hat tendenziell weniger Bares bei sich. Vorteil 5: Man hat weniger Bares zu Hause.

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Ja, ich gebe zu: Das Thema kommt mit einer bitteren Pille daher. Ich hinterlasse damit eine Datenspur, die Finanzdienstleister und Handelsunternehmen gern verfolgen und vermarkten, um mir passende Angebote zu unterbreiten. Aus Datenschutz-Sicht ist das eine Kröte.

Auf der anderen Seite schließt es Lücken, und da sind wir bei drei gesellschaftlichen Vorteilen einer Welt ohne Bargeld: Banken können Geldautomaten abbauen, die oft Ziel von Raub, Betrug und Sprengstoffanschlägen sind. Und vor allem: Kriminellen, die ihre Geschäfte, auch die mit Tausenden von Euros, liebend gern bar vollziehen, wird die Geldwäsche erheblich erschwert. Anders als über eine Limitierung von Bargeld ist ihnen offensichtlich nicht beizukommen. Von Schwarzarbeit ganz zu schweigen...

Aber das ist doch kompliziert und für alte Menschen nicht leistbar, mögen Kritiker einwenden. Ich halte dagegen: Es ist viel einfacher, eine Karte in die Nähe eines Lesegeräts zu halten und eventuell einen vierstelligen Code einzugeben, als Geldmünzen aus einem Portmonee zu friemeln und im Kopf zu rechnen.

Und was machen wir mit Popcorn von der Kirmesbude oder Bratwurst vom Stand vorm EKZ oder Trinkgeld für Friseur und Kellner? Von mir aus weiterhin bar bezahlen. Das mache ich selbst auch, nach wie vor. Aber dafür brauche ich keine Automaten in jedem Dorf, sondern ganz einfach: eine Rewe-Kasse, die mir beim Einkauf, den ich mit Karte bezahle, noch 50 Euro bar auszahlt.