Was ist Steampunk? Schiffshebewerk: Jubiläumsparty mit fahrenden Teekannen und Betonschnecken

Jubiläumsparty mit fahrenden Teekannen und Betonschnecken
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Sie werden „Teapot-Racer“ übers Gelände sausen lassen - also Teekannen, die auf ferngesteuerte Fahrzeuge montiert wurden. Werden Betonschnecken mit Gehäusen mitbringen, die anstelle von Hörnern Tesla-Spulen am Kopf haben. Oder auch einfach nur selbst kreierte Stofftiere präsentieren, die halb Katze und halb Maus sind. Rund 15 Künstlerinnen und Künstler aus dem Raum Kreis Recklinghausen gehören zur Gruppe „Steampunk Vest“. „Wir machen Kunsthandwerk im Steampunk-Stil“, erläutert Simone Labuda aus Gelsenkirchen-Buer, „und sind mit unserer großen Kuriositäten-Ausstellung natürlich auch in Waltrop dabei.“

Ein Eindruck vom „Steampunk Jubilee“ im vergangenen Jahr: „Lichtfieber“ präsentiert ihre Rakete.
Ein Eindruck vom „Steampunk Jubilee“ im vergangenen Jahr: „Lichtfieber“ präsentiert ihre Rakete. © Bartel

Am kommenden Wochenende, 10./11. August, findet am Schiffshebewerk Henrichenburg das „Steampunk Jubilee“ statt. Mit diesem ungewöhnlichen Event soll das Jubiläum des spektakulären Bauwerks gefeiert werden, welches vor genau 125 Jahren von Kaiser Wilhelm II. am Dortmund-Ems-Kanal eingeweiht wurde.

Aber Steampunk - was ist das eigentlich genau?

Diese Subkultur beschäftige sich mit der Frage, erläutert Organisatorin Sibylle Nix, „wie sich die viktorianische Gesellschaft die Zukunft vorgestellt hätte“. Die Szene beziehe sich also auf eine Zeit, die nicht existiert und die auch niemals existiert habe, sie schaffe eine Fantasiewelt. In dieser spielt laut Nix die Mode eine Rolle, die Menschen im viktorianischen oder wilhelminischen Zeitalter zwischen 1850 und 1905 getragen haben - also etwa Zylinder, Reifröcke oder Korsetts. Und Dampf sei wichtig - um 1900 noch die treibende Kraft. So sind in dieser ausgedachten Parallelwelt, die auch durch Romane von Jules Verne oder H.G. Wells inspiriert wird, beispielsweise auch Luftschiffe, U-Boote oder Zeitmaschinen anzutreffen - nur dass diese eben häufig mit Dampf betrieben werden. Prinzipiell sei im alternativen und gänzlich unpolitischen Steampunk alles möglich, so Nix: „Wir sind völlig frei.“

„Die finden das schon alle ganz cool“

„Ein bisschen verrückt zu sein, gehört beim Steampunk dazu“, sagt Simone Labuda, die Kaffeemaschinen in der entsprechenden Ästhetik herrichtet oder auch Puppen fertigt. Aber tatsächlich begeistere ihre Fantasy-Leidenschaft auch Freunde und Bekannte, die selbst nicht Bestandteil der Szene seien: „Die finden das schon alle ganz cool, was ich so mache.“

Das Event am Schiffshebewerk ist für die regionale Steampunk-Gruppe von großer Bedeutung. „Erstens ist die Location der Wahnsinn“, so Labuda, „und zweitens haben wir dort unsere Wurzeln, dort hat das angefangen mit unserem Maker-Camp.“ Zueinander gefunden hätten die Künstlerinnen und Künstler aus dem Vest eher zufällig, eine entscheidende Rolle habe dabei aber Maren Statnik aus Westerholt gespielt: „Sie ist eine Seelen-Sammlerin“, sagt Labuda lächelnd. Ein gemeinsames Kennzeichen ihrer Werke sei das Upcycling: Ausgedienten Gegenständen werde neues Leben eingehaucht.

Ein Fest für die ganze Familie

Über Besucherzahlen so ab 5000 aufwärts „würden wir uns sehr freuen“, sagt Organisatorin Nix mit Blick aufs kommende Wochenende - und betont, dass das „Steampunk Jubilee“ keinesfalls nur für die Szene selbst gedacht sei. „Ganz im Gegenteil, in erster Linie geht es ja um das Jubiläum des Schiffshebewerks. Und außerdem bieten wir auch Familien und Kindern ganz viel“, sagt sie etwa mit Blick auf zwei Karussells und einen Mitmach-Zirkus. Darüber hinaus gibt es ausgefallene Walking-Acts, Livemusik, Tanz-Workshops, Märkte - und einfach ganz viel Fantasievolles für die Augen.

Info: Das „Steampunk Jubilee“ am LWL-Museum Schiffshebewerk Henrichenburg findet am Samstag und Sonntag (10.8./11.8.) von 12 - 20 Uhr bzw. 10 - 18 Uhr statt. Eintritt: Tageskarte: 11 Euro, für Steampunk-Gewandete: 8 Euro; Zweitageskarte: 17 Euro, für Steampunk-Gewandete: 14 Euro; Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: Eintritt frei.