Viel Zeit hatte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur am Donnerstag (16.1.) nicht mitgebracht. Das historische Schiffshebewerk Henrichenburg konnte sie vom Hafengebäude am Oberwasser im Dunst auch nur erahnen. Doch für den Museumsbetreiber, den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), und für die Stadt Waltrop waren die Förderzusagen, die der Gast aus Düsseldorf an diesem frühen Morgen überreichte, auch viel wichtiger. LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann durfte sich über rund 7,8 Millionen Euro und Waltrops Bürgermeister Marcel Mittelbach über 2,9 Millionen Euro freuen.
Unterstützt werden mit dem Geld, das aus Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ stammt, Projekte für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 im Ruhrgebiet. Konkret geht es um den Neubau eines Eingangsgebäudes mit Besucherzentrum am LWL-Museum sowie die Realisierung einer touristischen Radroute am Dortmund-Ems-Kanal, die den Schleusenpark mit der Waltroper Innenstadt verbindet.

„Der Schleusenpark ist ein echtes Juwel der nordrhein-westfälischen Industriekultur“, sparte die Grünen-Politikerin nicht mit Komplimenten. „Hier wird die Geschichte der Binnenschifffahrt lebendig - gleichzeitig zeigt der Park, wie sich unsere Region gewandelt und neu erfunden hat.“ Besonders gut habe ihr die Idee mit der Radroute gefallen, die Bildung und Erholung verbinde - und der Region eine echte Chance biete, durch wachsenden Tourismus und innovative Ideen auch wirtschaftlich zu profitieren, so die Vize-Ministerpräsidentin. Jetzt müssten Bauleute und Handwerker die Ärmel aufkrempeln, damit bis zur Eröffnung der Gartenausstellung im April 2027 noch möglichst viel umgesetzt werde.
Auch der Aufzug am Hebewerksturm ist gesichert
Auch LWL-Chef Dr. Georg Lunemann betonte, dass er froh sei, dass nun das „Dekadenprojekt“ am LWL-Museum endlich starten könne. Schon seit Jahren ist geplant, ein neues Besucherzentrum am Oberwasser inklusive Parkplatz zu schaffen. Auch der Bau eines 14 Meter hohen Aufzugs am Hebewerksturm zur barrierefreien Verbindung der beiden Ebenen des Museumsgeländes sei nach zwischenzeitlichem Streit endlich gesichert. Für Familien mit kleinen Kindern oder Gäste mit Mobilitätseinschränkungen werde das Museumserlebnis damit künftig erheblich leichter erfahrbar.
Über das Geld aus Düsseldorf hinaus investiere der LWL zusätzlich noch einmal 8,7 Millionen Euro, betonte Dr. Lunemann, der in Olfen wohnt, aber familiäre Verbindungen nach Waltrop hat. „Die Investitionen sind gut angelegtes Geld“, erklärte er - „schließlich gehöre das Hebewerk mit 80.000 Besuchern zu den bekanntesten und beliebtesten Orten der Industriekultur.“

Horst Fischer, Geschäftsführer der IGA 2027, merkte an, dass die Internationale Gartenausstellung nicht nur ein Blumen-Event werde, sondern Bedeutung für die Entwicklung des Strukturwandels im Ruhrgebiet besitze. Durch die geplanten Neuerungen und Umgestaltungen werde der Schleusenpark „sowohl für IGA-Besucher und Touristen, als auch für die Menschen der Region zu einem Hotspot für Freizeit und Naherholung“. Zugleich sei das Waltroper Projekt - neben den fünf kostenpflichtigen „Zukunftsgärten“ - das größte IGA-Projekt auf Regionalebene.
Auch einen gewissen Termindruck stritt der IGA-Macher nicht ab: „Am 23. April 2027 kommt der Bundespräsident zur Eröffnung“, meinte er. Offen sei nur, ob die Feier in Dortmund, Gelsenkirchen oder Duisburg stattfinde. Bis dahin soll auch in Waltrop soviel wie möglich fertig sein.
Spatenstich soll im August erfolgen
Museumsdirektor Dr. Arnulf Siebeneicker und LWL-Baudezernent Urs Fabian Frigger räumten ein, dass nun Tempo angesagt sei. Aber ohne Förderzusage hätten die Ausschreibungen noch nicht starten dürfen. Der Spatenstich für den Neubau des Eingangsgebäudes sei für August dieses Jahres geplant - der Siegerentwurf des Architektenbüros ACMS aus Wuppertal und der Landschaftsarchitekten wpb aus Bochum sieht ein eingeschossiges Gebäude mit 630 Quadratmetern Fläche für Kasse, Shop, Gastronomie, Dachterrasse und Infozentrum vor. Traditionsveranstaltungen wie die Extraschicht, das Steampunk-Festival oder der Weihnachtsmarkt sollen übrigens trotz rollender Bagger und Lkw durchgeführt werden.
Zur Person: Mona Neubaur
- Mona Neubaur (47) ist seit 2022 NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie. Zugleich ist die Grünen-Politikerin Stellvertreterin von CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst.
- Sie stammt aus Pöttmes im bayrischen Schwaben und schloss ihr Studium als Diplom-Pädagogin an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf ab.
- Neubaur ist seit 1999 Grünen-Mitglied und seit 2006 politisch aktiv. U. a. war sie beruflich für die Naturstrom AG und im Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung tätig.