Die Warnschilder an der Oberwieser Brücke sind nicht zu übersehen: Nur noch Fahrzeuge bis 2,8 Tonnen Gesamtgewicht und einer maximalen Höhe von 2,50 Meter dürfen das Bauwerk über den Dortmund-Ems-Kanal seit Sommer 2021 passieren. Der Spannstahl der Brücke, die aus dem Jahr 1959 stammt, ist nicht mehr tragfähig, warnen Statiker. Bei Überlastung droht der Zusammenbruch.
Die Folgen für die benachbarten Bauern: Sie müssen teilweise kilometerweite Umwege mit ihren Fahrzeugen zurücklegen, um ihre Felder auf der anderen Seite des Wasserwegs zu erreichen. Da die Misere schon seit Jahren bekannt war, wie die Landwirte dem zuständigen Kanalfiskus vorwarfen, setzte die Politik damals alle Hebel in Bewegung, um das zuständige Bundesverkehrsministerium von einem „schnellen“ Ersatzbau zu überzeugen.
Jetzt, knapp drei Jahre später, laufen die Planungen auf Hochtouren. Allerdings kann erst im Jahr 2028 mit dem Abriss und Neubau begonnen werden, denn ein Jahr zuvor ist bekanntlich die Internationale Gartenausstellung IGA 2027 am Dortmund-Ems-Kanal in Waltrop zu Gast.

Am Donnerstag (29.2.) stellten Franziska Finke vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Westdeutsche Kanäle und Projektleiter Christopher Linnenbaum im Ratsausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität (UKM) das Ersatzbauwerk vor. Bereits im Vorfeld hatte das WSA mit der Stadt Waltrop abgestimmt, wie der Neubau ausgeführt werden soll. Die favorisierte Variante sieht eine Stabbogenbrücke vor, die um 1,30 Meter nach Osten (also in Richtung Innenstadt) verschwenkt wird, damit die baumbestandene Böschung an der Nordwestseite (zur Schule Oberwiese hin) nicht gerodet werden muss. „Eine Verschiebung der einmündenden Straßen“, so WSA-Planer Linnenbaum, „sorgt auch für eine sichere Verkehrssituation auf der südlichen Seite, vor allem an der Straße ,Am Felling‘.“ Zudem könnten die Traktoren dann besser abbiegen, hieß es.
Abgegrenzter Fuß- und Radweg ist zu teuer
Es gebe allerdings auch Nachteile bei der Vorzugsvariante, so Linnenbaum, weil dadurch Grunderwerb notwendig sei, der in Kürze mit den Eigentümern abgestimmt werde. Außerdem müsse leider wohl die alte Weißbuchenhecke am Felling weichen. Die Länge der Brücke werde künftig 56 Meter betragen, die Breite rund sieben Meter, die Durchfahrtshöhe für die Schiffe 5,25 Meter. Kostenpunkt: sechs bis sieben Millionen Euro.
Ein abgegrenzter Fuß- und Radweg soll nicht eingerichtet werden, weil das WSA dafür eine Kostenbeteiligung in Höhe von bis zu einer Million Euro von der Stadt gefordert hatte. Aufgrund dieser finanziellen Größenordnung hatte Waltrop Abstand von diesem ursprünglichen Wunsch genommen. „Im Sinne der Mobilitätswende ist das nicht“, bedauerte die Ausschuss-Vorsitzende Monya Buß (Grüne) ausdrücklich.

Für die Bauphase, die auf 18 Monate geschätzt wird, kündigt das WSA schon heute „Unannehmlichkeiten“ an: So werde der Parkplatz für das Lehrpersonal hinter der Schule Oberwiese für die Zeit als Baustelleneinrichtungsfläche benötigt. Außerdem werde die Lohburger Straße als Verbindung nach Ickern einschließlich der Nebenrampen während der Bauzeit komplett gesperrt. Unsicher sei noch, ob Radfahrer und Fußgänger sowie Anliegerverkehr in Richtung Ickern und Henrichenburg die Straße „Im Felling“ nutzen könnten, was nur über eine provisorisch angeschüttete Rampe möglich wäre. Für die Erreichbarkeit einzelner Hofstellen will das WSA nach Möglichkeiten suchen, hieß es. Auch die vielfach von Radfahrern genutzten Betriebswege am Kanalufer müssten während der Bauphase gesperrt werden.
Anmerkung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Detlev Dick: „Hoffen wir, dass der Neubau der Oberwieser Brücke zügig abläuft.“ Die Erneuerung der nahen Hebewerksbrücke vor einigen Jahren hatte nach Pleiten, Pech und Pannen bekanntlich drei lange Jahre gedauert...
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