Für Metzger Walter Kranefoer, der neben der Traditionsfiliale (seit 1907) in Waltrop außerdem Niederlassungen in Castrop-Rauxel und Dortmund betreibt, ändert sich nicht viel, sagt er. Seit dem 1. Februar gilt in Deutschland eine neue Kennzeichnung für Fleisch. Bei nicht verpacktem, unverarbeitetem Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Geflügelfleisch muss angegeben werden, aus welchem Land es stammt. Mit der neuen Regelung muss das Aufzucht- und das Schlachtland gekennzeichnet sein. Das betrifft nicht nur Supermärkte und Metzgereien, sondern auch Hofläden und Wochenmärkte. Für Walter Kranefoer führt die Kennzeichnungspflicht am Ziel vorbei: „Der Verbraucher wird getäuscht.“ Für den Metzgermeister wäre etwas ganz anderes wichtig.
Zwar befürworte er die Bemühungen ganz grundsätzlich, aber für ihn sei die neue Regelung ein „zweischneidiges Schwert“. Denn nicht die Herkunft an sich, sondern die Haltung sei beim Tierwohl doch entscheidend. „Deutschland ist da sicherlich gut aufgestellt, aber wenn Fleisch dort herkommt, heißt das erstmal noch nichts. Im sogenannten Schweinegürtel in Niedersachsen stehen in einigen Ställen 10.000 Schweine. Und wenn zehn Legehennen in Deutschland sich 0,5 Quadratmeter Platz teilen, dann ist es völlig egal, wo sie herkommen. Das ist dann einfach nur doof.“
Fleisch vom Naturverbund Niederrhein
Deutschland als Herkunftsland hält der Metzgermeister für eine zu „schwammige“ Angabe. Er würde befürworten, so Kranefoer, wenn zumindest auch die Region, aus der das Fleisch stammt, ausgewiesen würde. Ein lediglich nationales Label „gaukelt dem Verbraucher Sicherheit vor: Toll, es kommt aus Deutschland!“. Für die Naturfleischerei Kranefoer bedeute die neue Regelung keinen großartigen Mehraufwand. Rund 95 Prozent seines Fleischs beziehe der Betrieb vom Naturverbund Niederrhein in Wachtendonk. Und so steht es auch auf einem Schild im Laden. „Es muss nicht jedes Produkt einzeln ausgezeichnet werden, da sind wir noch drumherum gekommen“, sagt der Waltroper. Die Tafel im Geschäft müsse er aber ergänzen. Denn das „Mangalica Wollschwein“ (Niederlande) etwa oder das „Schwäbisch-Hellische Schwein“ kaufe er nicht vom Naturverbund Niederrhein.
Dem Verbund hat sich die Waltroper Metzgerei 1992 angeschlossen. Auf der Homepage des Unternehmens aus Wachtendonk heißt es: „Unsere Kunden bekommen regionales Rindfleisch aus Weidehaltung, Schweinefleisch aus Strohhaltung und Freiland-Geflügel aus dem Biofleisch-Sortiment oder dem Naturfleisch-Sortiment.“ Und weil man schon so lange dem Naturverbund angehöre, so Kranefoer, gebe es auch gar keine Nachfragen die Herkunft betreffend: „Unsere Kunden wissen, wo unser Fleisch herkommt.“

Walter Kranefoer steht mit seiner Kritik nicht alleine da. Auch Verbraucherschützer halten die neue Kennzeichnungspflicht nicht für den großen Wurf. Bei verpackter Ware gilt die Regelung schon, ebenso bei unverpacktem Rindfleisch. Eine gesetzliche Pflichtkennzeichnung für die Haltung hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht. Die soll schrittweise eingeführt werden und gilt erstmal nur für Schweinefleisch aus Deutschland.
Wohnungsbrand in der Waltroper Riphausstraße: Ursache wird wohl ein Rätsel bleiben
Architekturbüro plant für Waltrop : Wir zeigen alle Waldstadion-Entwürfe der Volksbank
„Es tut sich was“: Spaziergang mit Waltrops Stadtspitze durch die Innenstadt