Eko Fresh redet an Gesamtschule Waltrop über Rap und Rassismus „Lasst euch nicht aufhetzen!“

„Lasst euch nicht aufhetzen!“: Eko Fresh redet an Gesamtschule über Rassismus
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Es ist kaum zu glauben, dass dieser sympathische Mann, der da vorne auf der Bühne der Mensa der Gesamtschule Waltrop sitzt, früher ein Bad Boy war. In seinen Texten war Eko Fresh (40) nicht gerade zimperlich mit seinen Gegnern im Rap-Business. Und er verhalf mit seinem Label „German Dream“ Künstlern wie Farid Bang oder Kay One in die Erfolgsspur, schrieb außerdem Texte für Bushido. Und in deren Stücken geht es gerne mal um Drogen, Gewalt und ein mehr als fragwürdiges Frauenbild. Damit möchte der Musiker heute nichts mehr zu tun haben: „Manche dieser Diss-Tracks sind mir heute peinlich. Solche Texte würde ich nicht mehr schreiben.“ Und überhaupt: Eigentlich war der Deutsch-Türke ja gekommen, um über Rassismus zu sprechen.

Lehrer Akbulut hat's eingefädelt

Eingefädelt hatte den Coup Gesamtschullehrer Ahmet Akbulut. Der ist seit jeher Fan von dem heute in Köln lebenden Rapper, war schon früh in dessen Online-Fan-Forum aktiv. Dass es für den jungen Pädagogen ein bedeutendes Ereignis war, Eko Fresh nach Waltrop geholt zu haben, blieb niemandem im Saal verborgen. „Ich bin so stolz, dass er heute ein Lehrer ist“, sagt der Stargast seinem glückseligen Gastgeber. Beide haben Migrationshintergrund. Und genau darum ging es bei der Veranstaltung. Die Gesamtschule ist vor wenigen Wochen mit dem Prädikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet worden. Und die Talk-Veranstaltung mit Eko Fresh hat durch die Veröffentlichungen des Recherche-Kollektivs Correctiv nochmal an Bedeutung gewonnen.

Schülerinnen und Schüler sitzen in Stuhlreihen in der Mensa der Gesamtschule Waltrop.
Die achten, neunten und in Teilen auch die zehnten Klassen der Gesamtschule Waltrop lauschten ihrem smarten Stargast. © Jörg Gutzeit

„Nein, das ist nicht normal“

Und natürlich ist das auch Thema beim Gespräch auf der Bühne. Drei junge Frauen und drei junge Männer aus der Redaktion der Gesamtschul-Zeitung „GEflüster“ – davon augenscheinlich allerdings niemand mit Migrationshintergrund – stellen Eko Fresh kluge Fragen. Und natürlich geht es auch um die sogenannten Remigrations-Pläne, über die hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer bei einem Treffen gesprochen hatten, das Correctiv ans Tageslicht brachte. „Ich wusste auch nicht so richtig, was ich davon halten soll, als ich davon zum ersten Mal gehört habe“, sagt Eko Fresh. „Das sind Sachen, die mich aus der Bahn werfen als jemand, der über Zusammenhalt singt.“ Der 40-Jährige gibt teilweise auch den Medien eine Mitschuld daran, dass die Abschiebung von Millionen von Menschen inzwischen als beinahe normale Option daherkomme. „Ich habe ein paar Tage dafür gebraucht. Aber als ich gesehen habe, dass die Menschen sich organisieren, dass sie in so vielen Städten in Deutschland auf die Straße gehen, wurde mir wieder klar: Nein, das ist nicht normal. DAS hier ist normal, das ist die Mitte der Gesellschaft.“ Er selbst war bei der Demo in Köln, zu der 80.000 Menschen gekommen waren, mit einem Song auf der Bühne aufgetreten.

Über den Umgang mit sozialen Medien

Oft habe man allerdings das Gefühl, dass rechte Menschen in der Mehrheit sind. Diesen falschen Eindruck, ist Eko Fresh sicher, würden soziale Medien vermitteln. Deshalb, so sein Rat, solle jeder und jede über seinen und ihren Umgang mit Instagram, TikTok und Co. nachdenken. Was soziale Medien mit den Menschen machen, so der Rapper, sollte viel besser geprüft werden.

Er selbst sei, was Rassismus angeht, künstlerisch durch mehrere Phasen gegangen. Anfangs habe er noch dagegen angesungen, heute rappe er lieber für statt gegen etwas, für Gemeinsamkeiten, Miteinander und Zusammenhalt zum Beispiel. Er redete den jungen Menschen in der Mensa – die achten, neunten, teilweise auch zehnten Klassen sind da – Mut zu. „Ihr seid besonders! Entscheidet euch für das, was euch guttut. Achtet aufeinander. Lasst euch nicht aufhetzen. Setzt euch für die Schwächeren ein.“ Und dann unterschreibt Eko noch einen „Deal“: Fortan ist der Rapper, Schauspieler und Label-Boss Botschafter der Gesamtschule Waltrop. Mit Video-Botschaften will Ekrem Bora, so sein bürgerlicher Name, sich regelmäßig zu verschiedenen Themen an die Schülerinnen und Schüler an der Brockenscheidter Straße wenden.

Rapper Eko Fresh macht an der Gesamtschule Waltrop ein Selfie von sich selbst mit hinter im stehenden Mädchen und Jungen.
Eko Fresh musste noch nachsitzen. Die Selfie-Einheit schien dem Rapper aber Spaß gemacht zu haben. © Jörg Gutzeit

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