„Der Streit hat sich gelohnt“ Theo Hemmerde ist begeistert vom geplanten Aufzug am Hebewerk

Theo Hemmerde ist begeistert vom geplanten Aufzug am Schiffshebewerk
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Der Wettbewerb für den Neubau des Besucherzentrums am Alten Schiffshebewerk Henrichenburg war für die Architektenszene der Republik offenbar prestigeträchtig: Rund 300 (!) Entwürfe waren beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Träger des Waltroper Industriemuseums eingegangen. Im September dieses Jahres entschied sich die Fachjury bekanntlich für die Entwürfe des Büros AMS aus Wuppertal und der Landschaftsbauer von wbp aus Bochum. Eine wichtige Frage blieb damals allerdings ungeklärt: Wie soll der notwendige Aufzug an dem einst von Kaiser Wilhelm II. eingeweihten „Technikwunder“ aussehen?

„Jetzt ist auch hier die Entscheidung gefallen“, erklärt CDU-Ratsherr Theo Hemmerde am Donnerstag (14.12.) im Gespräch mit unserer Redaktion. Und sein strahlendes Gesicht zeigt, dass der Lokalpatriot und Hebewerk-Förderer aus Oberwiese regelrecht begeistert ist. Gewonnen hat der Fahrstuhl der ARGE der Sero-Architekten Felix Minkus und Sebastian Schröter gemeinsam mit dem Kollektiv-B-Architekten Dominik Keul aus Leipzig.

Die Aufzugsanlage der Leipziger Architekten-ARGE.
Ein gläserner Aufzug am Alten Schiffshebewerk soll die Besucher künftig zum Oberwasser befördern. © LWL

Theo Hemmerde kann die Vorzüge des Preisgerichts nur unterstreichen: „Die gewählte Aufzugsform nimmt sich durch die verglasten Fassaden gegenüber dem Denkmal zurück. Der Zugang zum Aufzug erfolgt unspektakulär über einen Sockel im Hang zur Durchfahrtsstraße. Durch die Anbindung über eine kurze Brücke ist der Eingriff in die Bahnstrecke gering. Die Konstruktion aus Beton, Holz (unten) und Glas (oben) ist gestalterisch zurückhaltend und eine wirtschaftliche Lösung.“ Auch Museumsdirektor Dr. Arnulf Siebeneicker begrüßt das Ergebnis: „Ich bin froh, dass die Denkmalschützer die Anbindung direkt an den südlichen Turm des Hebewerks genehmigt haben, zumal diese Lösung durch die kurze Brücke kostengünstiger ist als andere Vorschläge.“

Frühere Pläne hatten zum Streit geführt

Über die Frage des Aufzugs schwelt bekanntlich seit fast zehn Jahren ein Streit zwischen dem LWL, den Geldgebern und den Ratspolitikern aus Waltrop. Namentlich Theodor Hemmerde, der auch sachverständiger Berater des Preisgerichts ist, hatte einst lautstark Kritik an einer Animation der Internationalen Gartenausstellung (IGA) geübt, die einen auffälligen Turm zeigte. Das wäre ein „erheblicher gestalterischer Eingriff“ in das historische Hebewerks-Ensemble von 1899 gewesen, so die Kritik damals.

Der Aufzug soll das Problem der Barrierefreiheit beheben, die auch eine Voraussetzung für die Freigabe von notwendigen Fördermitteln darstellt: Wer von der Ausstellung am Unterwasser zum Oberwasser gelangen will und nicht auf dem Gelände die enge Wendeltreppe in den Türmen nutzen kann – Menschen mit körperlichen Einschränkungen etwa oder Familien mit Kinderwagen – muss heute an der Kasse ein Ticket kaufen, die Straße wechseln, dort vor dem Drehkreuz das Ticket in die Kamera halten, um dann über eine Rampe zum Ziel, also zum Oberwasser-Gelände, zu gelangen. Hier soll der Aufzug endlich Abhilfe schaffen.

LWL und Stadt hoffen auf schnelle Förderzusage

Und wie geht es nun weiter mit dem Museumsumbau? Dr. Arnulf Siebeneicker jedenfalls ist „sehr optimistisch“, dass die Pläne jetzt auch verwirklicht werden. „Anfang 2024 wollen wir gemeinsam mit der Stadt Waltrop die Förderanträge für die IGA-Projekte einreichen“, erklärt er zum Procedere. Dabei ist die Stadt für die Themenradroute vom Schleusenpark zur Innenstadt – genannt Kanal Vita(l) – verantwortlich und der LWL für das Besucherzentrum und den Aufzug. „Wir hoffen, dass wir noch im ersten Quartal 2024 eine Zusage aus dem Düsseldorfer Wirtschaftsministeriums erhalten, damit wir schnell in die Bauphase kommen“, so der Museumschef.

Auch Theo Hemmerde betont: „Die Zeit drängt, bis Anfang 2027 ist es angesichts der Baumaßnahmen nicht mehr lange hin.“ Auf elf bis zwölf Millionen Euro werden übrigens die Umbaukosten rund um den berühmten Schiffsfahrstuhl geschätzt.

LWL Industriemuseum, Schiffshebewerk Waltrop, Hebewerkpark, Leiter Arnulf Siebeneicker
Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker zeigt die Stelle, wo künftig der Aufzug zum Oberwasser stehen soll. © Jörg Gutzeit

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