50.000 Euro Schaden für Hertener Waldritter Solarmodule falsch montiert, kassiert, abgehauen

50.000 Euro Schaden für Hertener Waldritter: Solaranlage nicht nutzbar
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„Jetzt wollen wir klagen.“ – Daniel Steinbach, einer der Geschäftsführer des Hertener Vereins Waldritter, ist sauer. Seit über einem Jahr zieht sich nun der Ärger mit verwaisten Solarmodulen auf dem Dach hin. Ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Es war Oktober 2022, als die Waldritter einer Firma aus Castrop-Rauxel den Zuschlag gaben, eine Photovoltaikanlage auf den Dächern der Wohnhäuser an der Ewaldstraße mitten in Herten zu installieren. Gesamtvolumen des Auftrags: 50.000 Euro.

Nach der ersten Anzahlung von 25.000 Euro im Oktober 2022 habe die Firma die Solarpaneele angeliefert und aufs Dach gestellt. Auch befestigt, erklärt der Geschäftsführer. Daraufhin seien die Waldritter davon ausgegangen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Sie überwiesen die weiteren 25.000 Euro. Das war Anfang 2023. „Dann bewegte sich aber nichts mehr“, sagt Steinbach. Monteure seien auf der Baustelle nie angekommen.

„Unser Anwalt hat die Gegenseite zur gütlichen Einigung angeschrieben“, erklärt er. Doch die hat am 8. Mai 2024 lediglich 15.000 Euro zugesagt. Die Übergabe der Baustelle an eine Drittfirma würde die Waldritter aber noch einmal 50.000 Euro kosten. Daher bleibt ihnen nur noch der Klageweg.

Daniel Steinbach, Geschäftsführer der Waldritter kniet neben den funktionsunfähigen Solarmodulen auf dem Dach des Vereinssitzes in Herten.
Zu nah am Entlüftungsrohr: An dieser Stelle kann eine Zelle des Paneels Schaden nehmen, wenn es dauerhaft im Schatten des Rohrs steht. Ist also auch nicht fachmännisch verbaut. © Harald Landgraf

Gegen Firma laufen bereits Verfahren

Die Waldritter sind nicht die einzigen Kunden, die der besagten Firma aus Castrop-Rauxel auf den Leim gegangen sind. Es gibt weitere Betroffene in Nachbarstädten, die Solarmodule und eine Komplett-Installation aller Komponenten einer PV-Anlage bis zur Inbetriebnahme bestellten. Auch hier sagen die Betroffenen, dass nach Bezahlung der vollen oder zumindest weiter Teile der Rechnung die restlichen Arbeiten ausgeblieben seien.

Erstmals wurden Fälle Ende November 2023 öffentlich bekannt. Der Verdacht bestand, dass besagte Firma reihenweise Kunden betrogen haben könnte.

Oft geht es um komplette Solaranlagen mit vielen Modulen, Wechselrichter und Speicher, Verkabelung, Anmeldung und Co. – also um Beträge im unteren bis mittleren fünfstelligen Bereich. Verschiedene Gerichtsverfahren laufen. Die Staatsanwaltschaft Dortmund teilte auf Anfrage mit, dass ein Verfahren wegen des Verdachts auf Betrug (mutmaßlicher Tatort Castrop-Rauxel) nun eingestellt worden ist. „Dem Beschuldigten kann nicht nachgewiesen werden, bei Vertragsschluss nicht leistungsfähig bzw. nicht leistungswillig gewesen zu sein“, teilt Staatsanwalt Tobias Wendt dazu mit.

Zum Teil sei es „zu einer Erfüllung der Leistungspflichten gekommen, indem Solarmodule auf dem Hausdach angebracht wurden“. Ein zweites Verfahren wurde an die Staatsanwaltschaft Bochum abgegeben. Auch etwaige Insolvenzdelikte sollen dort verfolgt werden.

Stillstand ist angesagt: Sonnenstunden vergehen

Aber wie geht es nun weiter auf dem Dach der Waldritter in Herten? Seit über einem Jahr ist Stillstand. Dritte, die die angefangene Baustelle übernehmen könnten, machten eine umfassende Rechnung auf. Dem Hertener Verein liegt eine Kalkulation vor: 50.000 Euro würde es noch einmal kosten. Geld, das die Waldritter nicht mehr haben und ohne großzügige Spenden gar nicht aufbringen könnten.

Die Hauptkostenpunkte seien die richtig ausgerichtete Montage, Anschlüsse, sichere Verkabelung, Installation der Wechselrichter und Erdung, erklärt Daniel Steinbach. Die Solarmodule selbst machten einen vergleichsweise geringen Kostenpunkt aus. Hinzu komme hier aber, dass Drittfirmen die Qualität der auf dem Dach vorhandenen Module nicht gewährleisten können, weil sie nicht von ihnen stammen.

Zudem befindet man sich im laufenden Verfahren. Bei einer Klage muss womöglich noch ein Gutachter aufs Dach. Bis dahin verstreicht weitere wertvolle Zeit. Zeit, in der die Waldritter bereits hätten Strom produzieren können, den sie nun aber voll selbst bezahlen mussten und müssen.

Auch dadurch steigen die Kosten des Vereins. Denn der Strom könnte die Versorgung, auch mit Heißwasser, des gesamten Tagungshauses mit 50 Übernachtungsplätzen unterstützen. Das war ihnen bereits über ein Jahr lang nicht vergönnt. Ziel war, dass sich die Investition in rund sieben Jahren amortisiert.

Die betreffende Firma, um die es geht, hat sich mit Stellungnahmen mit dem Verweis auf laufende Verfahren gegenüber der Presse bedeckt gehalten. Inzwischen soll sie veräußert worden sein und unter einem anderen Namen firmieren.

Wie es bei den Waldrittern weiterläuft, wird sich zeigen müssen. Immerhin hat Steinbach nicht den Humor verloren. Falls eine andere Firma den Auftrag irgendwann mal übernehme, sagt er mit Blick auf die 114 Module auf dem Dach: „Man spart sich das Raufschleppen, das ist das Gute. Leider stehen sie nicht da, wo sie hinsollen.“