So arbeitet WK Engineering mit Australien oder den USA zusammen Ein Blick durch die VR-Brille

Von Carlo Knyphausen
VR-Brillen unterstützen bei Bauprojekten in den USA und Australien.
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Sobald die VR-Brille aufgesetzt wird, steht man in einer anderen Welt, einer virtuellen Realität. Lebensgroß lässt sie ein gut 22 Meter hohes Radio-Teleskop auf einem platten, karierten Boden erscheinen. Eine riesige Schüssel, oben auf dem Gestell, bildet den größten Teil des Teleskops. Diese setzt sich aus 76 einzelnen Spiegel-Elementen zusammen, jedes davon so groß wie ein Ehebett.

Die Simulation lässt zu, das beeindruckende Projekt von allen Seiten zu betrachten, hereinzugehen oder sogar über ihm zu schweben. Beim Stehen auf hohen Plattformen traut man sich kaum über den Rand zu gucken, so echt wirkt alles.

Teure Reisen und Fehler vermeiden

Das Unternehmen WK-Engineering stellt unter anderem Kleinteile für Forschungsprojekte in den Vereinigten Staaten und Australien her. Dabei arbeitet es mit vielen großen Firmen, wie etwa Google, der Europäischen Weltraumorganisation ESA oder der Harvard-Universität zusammen. Das Ziel ist es, Radioteleskope für Forschungszwecke zu bauen, zum Beispiel 2000 Stück in der Wüste Nevadas oder einen auf der Zugspitze in den Alpen. „Aktuell wird überlegt, wie wir die Bauteile auf die Zugspitze bekommen könnten und auch das Bundesland Bayern muss dem Bau zustimmen“, sagt Tobias Will Geschäftsführer von WK Engineering.

Tobias Will hält eine VR-Brille in der Hand ist und ist im Vordergrund zu sehen. Hinter ihm ein Fernseher, mit dem Bild, welches man durch die Brille sieht.
Tobias Will übernahm WK-Engineering von seinem Vater und arbeitet seit einigen Jahren bei Forschungsprojekten rund um den Globus mit. Dabei verwendet die Firma VR-Brillen. © Tabea Bremer

Um diese Projekte zu verwirklichen, hält Tobias Will WK-Engineering auf dem neuesten Stand und möchte den Konkurrenten einen Schritt voraus sein. Um aufwendige und teure Reisen oder unnötige Fehler zu vermeiden, benutzt sein Unternehmen deshalb die VR-Brille. Eine Software verwirklicht das Bauprojekt, zumindest virtuell, und lässt Meetings in virtuellen Räumen mit allen Beteiligten auf der ganzen Welt zu. So können bis zu 64 Personen gleichzeitig und gemeinsam das Projekt virtuell erleben und untereinander interagieren. Außerdem lässt die Simulation Bearbeitungen an den Radio-Teleskopen zu. „So können wir testen, ob geplante Ideen möglich sind, ohne vorher 140 Tonnen Stahl verbauen zu müssen“, erklärt der 39-Jährige.

Teleskop in tausend Einzelteilen

Die kleinsten Einzelteile lassen sich virtuell entfernen, bewegen und an anderer Stelle wieder einbauen. Letzteres ist allerdings schwieriger, als man glaubt, da es perfekt eingefügt werden muss. Das ist ungefähr so kompliziert, wie zwei dünne Stäbe genau aufeinander zu stapeln. Die Simulation geht dabei bis ins kleinste Detail, zeigt einzelne Ventile in winzigen Innenräumen des Radioteleskops oder Griffe, um Klappen anzuheben. Ein weiteres Feature ist, das Teleskop zu „sprengen“. Dabei wird das Teleskop in seine Einzelteile zerlegt, so wie sie vor dem Bau des Radioteleskops waren. Die Einzelteile werden über die Welt verteilt und lassen sich detailliert in lebensechter Größe ansehen.

Diese kleinen Details, das Bewegen von kleinen Elementen, die Möglichkeit, zu jedem Einzelteil Beschriftungen hinzuzufügen, machen die Brille zu einem echten Erlebnis. Man bekommt ein reales Gefühl von den Projekten, die auf der anderen Seite der Welt liegen.

Es kann einem allerdings, verständlicherweise, leicht passieren, von dieser Welt abgelenkt zu werden. So schildert Tobias Will von WK-Engineering, wie einige seiner Gäste in der virtuellen Realität teilweise nicht zuhören, während er erklärt, wie sein Projekt funktioniert. Trotzdem sei das System mit der Brille eine riesige Hilfe bei dem Arbeitsprozess des Projekts.