Am 19. Mai 2022 befand sich Henrichenburg in heller Aufregung. In der Nacht hatten mehrere Verdächtige einen Sparkassenautomaten im Ortskern gesprengt. Es war nicht der erste Versuch, sich bei einem Henrichenburger Kreditinstitut auf illegale Weise zu bereichern. Hier blicken wir auf einem Fall zurück, der sich 2022 zum 65. Mal jährt und für den Täter tragisch endete.
Am Morgen des 25. November 1957 gegen 8.30 Uhr betrat ein Mann die Räume der Spar- und Darlehenskasse in Henrichenburg, die sich damals noch in unmittelbarer Nähe der heutigen Jet-Tankstelle befanden. Der mit einem gelben Tuch maskierte Täter überwand den Kassentresen mit einem Sprung und richtete zwei Pistolen auf die fünf anwesenden Angestellten.
Den Kassierer Franz Haye zwang er, Geldscheine in einen mitgebrachten Beutel zu stecken. Mit rund 2200 Mark, so berichtete damals die „Bild“, machte sich der Räuber aus dem Staub – doch er sollte nicht weit kommen. Ein weiterer Bank-Angestellter, Franz Kleinalstede, lief auf die Straße und sah den Räuber flüchten, so berichtete es das Waltroper Tageblatt.
Gegenüber bekam Josef Silken vor seinem Lebensmittelgeschäft mit, was gerade geschehen war. Gemeinsam mit Kleinalstede nahm er in seinem Volkswagen die Verfolgung auf. Unterdessen rief ein dritter Banker vom Café Dorider aus die Polizei, der Räuber hatte die Telefonkabel der Bank durchtrennt.
Josef Silken fuhr indes Richtung Freiheitstraße. Dort wo sich heute der Drogeriemarkt Rossmann befindet, stand einst eine Volksschule, keine 50 Meter Luftlinie vom Tatort 2022, der Sparkasse, entfernt.
An der Schule bemerkte Josef Silken einen Mann, den er zunächst für einen Fernmeldetechniker hielt. Schnell musste er jedoch feststellen, dass er den Gesuchten vor sich hatte. Es kam zu einem Handgemenge. Schließlich gelang es dem Bankräuber, seinen Verfolger mit einer Pistole zu bedrohen, seinen Volkswagen zu stehlen und Richtung Wartburg davon zu brausen.

In diesem Augenblick traf Fritz Silken, der Bruder von Josef Silken, an der Freiheitstraße ein und erfasste die Situation unverzüglich. Der damalige Fußballtrainer des Oberligisten SV Sodingen nahm in seinem schnittigen VW Karmann Ghia die Verfolgung auf. Der Täter floh zunächst Richtung Datteln, bog dann aber Richtung Autobahn ab. Fritz Silken blieb ihm auf den Fersen.
An der Abfahrt Dortmund-Mengede drängte der Fußball-Coach den Bankräuber ab, sodass dieser die Autobahn verlassen musste. In Dortmund-Huckarde kreiste die Polizei den Bankräuber schließlich ein, sodass er auf der Rahmer Straße schließlich das gestohlene Fluchtfahrzeug aufgab. Eine Stunde nach der Tat wurde er von der Polizei festgenommen.
Flucht war genau geplant
Zuvor hatte der Täter, dessen Identität die Beamten später als Wilfried Otto G. feststellten, jedoch Gift geschluckt. Er starb, obwohl er unverzüglich ins Kirchlinder Krankenhaus gebracht wurde. Der 30-Jährige aus Mülheim an der Ruhr hatte seine Flucht genau geplant. Auf dem Henrichenburger Schulgelände fand die Polizei das eigentliche Fluchtfahrzeug, ein Goggomobil mit Düsseldorfer Kennzeichen. Durch das Eingreifen von Josef Silken musste er von seinem eigentlichen Plan ablassen.
„Er hätte mich abknallen können, aber er hat es nicht fertiggebracht“, sagte Josef Silken am Tattag dem Waltroper Tageblatt. Fritz Silken erhielt am 16. Januar 1958 ein Dankschreiben des damaligen Recklinghäuser Polizeipräsidenten Dr. Rosendahl verbunden mit einem Geldgeschenk von 300 Mark.
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