
© Tamina Forytta
Vom Ladenhüter zur Super-Pflanze: Castrop-Rauxelerin erntet Mega-Zitronen
Grüner Daumen
Die einstige Waltroperin Bärbel Felder hat das, was man einen grünen Daumen nennt. Nur so ist zu erklären, wie aus einem „hässlichen Entlein von Zitronenbaum“ eine Super-Pflanze wurde.
Sauer macht lustig, sagt man. Dementsprechend hat Bärbel Felder jetzt ein sehr, sehr spaßiges Jahr vor sich. Denn sie besitzt einen Zitronenbaum, der enorm große Früchte hervorgebracht hat: 890 Gramm bringt eines der Exemplare auf die Waage und ist noch um einiges größer als eine üppige Mango, zwei Männerfäuste nebeneinander würden in die Zitrone passen.
Schicksalhafte Begegnung im Gartencenter
Aber von vorn. Es war irgendwie eine schicksalhafte Begegnung, damals, im April 2021: Bärbel Felder (71) schlenderte durchs Gartencenter Augsburg und sah einen Zitronenbaum in der Ecke stehen.
„Er hatte nur acht Blätter und sollte noch 150 Euro kosten“, erzählt Bärbel Felder, die bis vor etwa neun Jahren in Waltrop gewohnt hat und mittlerweile in Ickern lebt. Von 250 Euro runtergesetzt war die Pflanze, und Bärbel Felder dachte sich noch „teures Ding...“
Gedanken an den Zitronenbaum lässt Ex-Waltroperin nicht los
Sie fuhr wieder nach Hause, aber der Gedanke an den Zitronenbaum ließ sie nicht los. Der Zufall wollte es, dass sie kurze Zeit später nochmal das Gartencenter aufsuchte. „Meine Cousine hatte mich gefragt, ob ich ihr Tomatenpflanzen besorgen könnte“, erzählt die Ickernerin.
Und dann war sie doch neugierig, ob der Zitronenbaum noch da war. War er aber nicht. Jedenfalls nicht an der Stelle, an dem sie ihn zuvor gesehen hatte. Und dann stand er da doch - bei den Tomaten! „Der hat auf mich gewartet“, sagt Bärbel Felder lachend.
Sie kaufte noch eine Packung Zitronendünger und gönnte dem Gewächs zu Hause einen neuen, größeren Kübel. Und dann! Nach einigen Wochen zeigte der Zitronenbaum, was in ihm steckt: „Ganz, ganz viele weiße Blüten bekam er“, erzählt Bärbel Felder und ihre Augen leuchten. „Ich hab erstmal alle möglichen Leute zusammengetrommelt, dass die sich das angucken.“ Spätestens zu dem Zeitpunkt war sie „so froh“, den Ladenhüter-Baum mitgenommen zu haben.
Zitronenbaum steht an der Weihnachtsbaum-Stelle
Die Monate gingen ins Land, kältere Temperaturen kamen, und Bärbel Felder holte den Zitronenbaum mit seinem Topf lieber in die Wohnung. Er bekam das Plätzchen im Wohnzimmer, wo sonst der Tannenbaum steht. „Wir waren froh, dass wir den überhaupt reingewuchtet bekommen haben“, erzählt die Pflanzenfreundin.

"Und jetzt zerschneid' ich's!" Bärbel Felder wagt es und schneidet eines der Mega-Exemplare von ihrem Zitronenbaum auf. © Tamina Forytta
Zu dieser Jahreszeit sieht es in ihrem Garten etwas kärger aus, aber kommt der Sommer, dann kommen sie alle wieder „aus dem Gebüsch“: Oleander und Hortensie, Rhododendron und Olivenstamm.
„Wenn ich im Gartencenter bin und komme zu dem Aufsteller, wo die runtergesetzten und etwas gerupften Pflanzen drauf stehen – ich kann da nicht dran vorbeigehen. Die tun mir dann so leid!“, schildert die 71-Jährige vergnügt. Und so manches Gewächs hat unter ihren Händen später neuen Lebensmut geschöpft.
Vater hatte auch schon einen grünen Daumen
Woher sie das hat? Ihr Vater, der habe einen „grünen Daumen“ gehabt. Und an dessen Fersen heftete sich Bärbel Felder, sobald es um Blumen und anderes „Grünzeug“ ging, lernte viel von ihm und vom Über-die-Schulter-Zuschauen.
Sie erinnert sich noch gut an ihre Kindheit, als sie oft am Haus Lüttinghof, einer Wasserburg in Gelsenkirchen spielte. Die Gräften rund um das Gebäude übten eine magische Anziehungskraft auf die junge Bärbel Felder aus. Aber von den Algen sollte sie die Finger lassen, hieß es. Natürlich ließen die Kinder, die in einem Kahn auf der Gräfte unterwegs waren, nicht die Finger von den Algen, zogen kräftig daran – „und auf einmal ist der Kahn gekentert“, erzählt sie kichernd.
Aber zurück zum Zitronenbaum in Ickern! Der entwickelte nach und nach mehrere Früchte, insgesamt acht Stück. Und die wuchsen und wuchsen und wuchsen... Eines Nachts sei sie von einem lauten Poltern aufgewacht, erzählt Bärbel Felder. „Jetzt sind Einbrecher da!“, war ihr erster Gedanke, und der kleinere ihrer beiden Hunde, Gina, schlug auch an.
„Ich bin runter – und dann hab ich es gesehen: Die Zitrone war einfach abgefallen und über den Boden gekullert!“ Auf der Waage zeigte das Früchtchen dann sein wahres Gewicht: 890 Gramm! Und die anderen Früchte sind nicht viel kleiner. Das gibt wohl eine Menge Zitronenkuchen, heiße Zitronen oder Salatdressing...!
Ickernerin arbeitete sehr gerne als Altenpflegerin
Ein paar Mal ist Bärbel Felder, die gelernte Arzthelferin ist, im Alter von 42 Jahren noch mal „umschulte“ und dann viele Jahre – „sehr gerne!“ – als Altenpflegerin gearbeitet hat, schon umgezogen. Von der Römerstraße in Castrop-Rauxel zur Bahnhofstraße in Waltrop, dann zur Flurstraße in Waltrop, von wo aus es vor einigen Jahren zurück nach Castrop ging.

Saftiges Fruchtfleisch, dicke Schale: Daraus können eine Menge heiße Zitronen oder Salatdressings werden. © Tamina Forytta
Und wo andere Leute einen Umzugswagen nehmen, muss es bei Bärbel Felder eine Nummer größer sein: „Mein Cousin aus Waltrop, Willi Pöter, der kam mit seinem Trecker und einem Viehwagen“, erzählt sie. Und damit wurden dann ihre Lieblingspflanzen samt Kübeln von A nach B transportiert. Denn eines ist klar: Ohne ihre Hunde gehe sie nirgends hin – „aber auch nicht ohne meine Kübel!“
Geboren in Recklinghausen, aufgewachsen in Oer-Erkenschwick, studierte in Münster (Publizistik und Kommunikationswissenschaft), sammelte Berufserfahrungen in Fulda und an den Unis in Paderborn und Wuppertal, bis die Sehnsucht nach dem Ruhrgebiet zu groß wurde. Und nun: Redakteurin für Waltrop, Datteln und Oer-Erkenschwick – mit viel Freude an Menschen, Nachrichten sowie kleinen und großartigen Geschichten.