Vivawest will Häuser in Castrop-Rauxel verkaufen Doch Mieter warten vergeblich auf Angebote

„Erst versucht man die Leute unter Druck zu setzen und dann kommt nichts“
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Die Verwunderung über eine Offensive vom Wohnungsunternehmen Vivawest im Castrop-Rauxeler Stadtteil Ickern geht in die nächste Runde. Wieder geht es um mangelnde Kommunikation. Aber nicht nur. Kurze Rückblende: Ende August landete in den Briefkästen einiger Ickerner Vivawest-Mieter Post von ihrem gemeinsamen Vermieter. Darin bietet das Unternehmen den Mietern an, dass sie die Häuser, in denen sie gerade zur Miete leben, kaufen können. „Dies betrifft den sogenannten Althausbestand, also Gebäude mit Baujahr aus den 1920er bis 1950er Jahren“, bestätigte Vivawest.

Das klingt zunächst gut. Allerdings gibt es einen Haken, den viele Mieter fürchten. Sollten sie kein Interesse an einem Kauf haben, werde Vivawest das Haus auch „Dritten“ zum Verkauf anbieten.

„Viele sitzen das jetzt einfach aus“

Einen Monat – bis Ende September – lässt das Unternehmen seinen Mietern Zeit für eine Entscheidung. Feste Preise werden in dem Brief nicht genannt. Schon damals gab uns ein Mieter, dessen Name der Redaktion bekannt ist, der ihn aber nicht in der Zeitung lesen möchte, Einblick in seine Gefühlswelt und die seiner Nachbarn. „Viele können deshalb gerade nur schlecht schlafen“, sagte er Ende September. Besonders die älteren Mieter, denen die finanziellen Mittel für einen Kauf fehlten, fürchteten den Verkauf an Dritte. Bisher sei man im Stadtteil sehr zufrieden mit Service und Mietpreisen bei Vivawest gewesen. „Viele der ganz alten Nachbarn sitzen das jetzt einfach aus“, sagt unser Hinweisgeber.

Dem Wohnungsunternehmen Vivawest gehören aktuell 1452 Wohnungen in Castrop-Rauxel, davon 1175 in Ickern.
Dem Wohnungsunternehmen Vivawest gehören aktuell 1452 Wohnungen in Castrop-Rauxel, davon 1175 in Ickern. © picture alliance/dpa

Auch er hatte aufgrund seiner bevorstehenden Rente zunächst wenig Hoffnung, „sein“ Haus kaufen zu können. Nach positiven Gesprächen mit der Bank und einem Gutachter, der die Immobilie schätzte, habe er aber trotzdem Kontakt zu Vivawest bezüglich eines Kaufs aufgenommen. Das habe sich von Beginn an schwierig gestaltet. Der Mieter wollte lieber schriftlich kommunizieren, Vivawest hingegen telefonisch. Die Frage nach dem Preis blieb bisher unbeantwortet.

„Erst versucht man die Leute unter Druck zu sehen und dann kommt nichts“, meckert der Mieter. Er vermutet, dass das Wohnungsunternehmen unterschätzt habe, wie viele Ickerner Mieter tatsächlich Interesse am Kauf ihrer Häuser zeigen. Vivawest schrieb bereits Anfang Oktober: „Wir haben in Ickern bereits viele persönliche Gespräche geführt. Größtenteils sind wir dabei auf positive Resonanz gestoßen.“

Alles hängt am Preis

Seit vier Wochen habe unser Hinweisgeber nichts Neues gehört. Damals bat Vivawest ihn darum, Fotos aus dem Hausinneren zu schicken. Denn nur mit den entsprechenden Bildern lasse sich auch ein Angebot erstellen. Er merkt zwar an, dass das Haus damals nur mit Kohleofen und ohne Bad bezogen und selbstständig renoviert worden sei und das unbedingt mit eingepreist werden müsse. Die Bilder schickt er aber dennoch. Seitdem: Funkstille. Dass sich der Prozess jetzt in die Länge zieht, ärgert den Ickerner Mieter. „Man weiß nicht, was die Vorhaben.“ Den einzigen Brief, den er seit Ende August von Vivawest bekam, sei eine Mieterhöhung um 20 Prozent zum neuen Jahr gewesen.

Für unseren Hinweisgeber hängt jetzt alles von dem Angebot ab, welches Vivawest ihm machen wird. 2009 habe Vivawest den Mietern das Haus schon einmal angeboten. Damals für einen verhältnismäßig günstigen Preis. Liege der neue Preis nur deutlich über dem Wert, den der angeheuerte Gutachter errechnete, werde man wohl passen müssen. Ansonsten könnte sich der Mieter den Hauskauf trotz bevorstehender Rente doch noch vorstellen.