
Das Bonmot von Bundeskanzler Helmut Schmidt passt zu diesem Thema ganz genau: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, sagte die SPD-Legende, gestorben im Alter von 95 Jahren im Jahr 2015, einst dem „Spiegel“ über den Bundestagswahlkampf 1980. Heute haben wir 2023, und wenn wir die drei Castroper Altstadt-Varianten aus den Planungsbüros vor Augen haben, könnte einem dieser viel zitierte Satz einfallen. Es wird Kritiker geben, die sagen: Kommt eh nicht, weil kein Geld da ist.
Aber weder der Satz mit den Visionen noch andere kritische Einlassungen verbieten sich hier. Denn es geht bei der Frage nach der Zukunft der nordwestlichen Innenstadt um mehr als bloß das. Es geht um die Frage, was aus Castrop-Rauxel insgesamt wird.
Vergangene Woche erst hat sich Jan Böhmermann im „ZDF Magazin Royale“ in seiner bekannt spöttischen und satirisch überspitzten Art und Weise über deutsche Innenstädte ausgelassen. Auch wenn Castrop-Rauxel in der Sendung nicht explizit vorkam: Die Castroper Altstadt hätte in die Aneinanderreihung von Dutzenden deutschen Betonwüsten perfekt hereingepasst.
Dass sich die Post verabschiedet hat, der Bahnhof Süd barrierefrei werden muss, der ZOB zu klein und der Bunker einfach hässlich und überflüssig ist, ist die Gelegenheit zum großen Wurf. Innenstädte droht der Tod, wenn sie sich nicht verändern. Und jedem großen Erfolg von heute lag einst eine Vision zugrunde. In einer Zeit des immensen Drucks macht es doch Spaß, die Zukunft konstruktiv zu denken. Auf geht's! Aber nicht zum Arzt.
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