Hasan Akkas muss Brandruine in Castrop-Rauxel sanieren „Es ist fast nichts mehr übrig“

„Es ist fast nichts mehr übrig“: Eigentümer baut Brandruine wieder auf
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Wo früher ein Spitzboden war, ragen jetzt nur noch verkohlte Balken gen Himmel. Das Feuer am 14. Oktober hat einen riesigen Schaden angerichtet. Mit zwei Drehleitern löschte die Feuerwehr den Brand. Das Löschwasser fand seinen Weg durch die Decken ins ganze Gebäude. „Die Mieter tun mir in erster Linie leid. Denn die haben von heute auf morgen alles verloren“, sagt der Eigentümer Hasan Akkas aus Bochum. Zwar konnten alle Bewohner ihre Wohnungen rechtzeitig verlassen, doch Möbel und sonstiger Besitz blieben zurück. Nun muss Hakan Akkas aus der Ruine wieder ein bewohnbares Haus machen. Bei dem derzeit eisigen Wetter wirkt es wie eine Herkulesaufgabe.

Einen Monat nach dem Brand gehen Arbeiter in blauen Anzügen an der Wartburgstraße ein und aus. Die Versicherung von Hasan Akkas hat eine Fachfirma für Brand- und Wasserschäden für die ersten Handgriffe beauftragt. Auf den Böden aller Etagen steht immer noch Wasser, das sich mit dem Ruß mischt. Stellenweise liegen Scherben herum. Schimmel an Wänden und Decken verursacht einen fiesen Geruch. Über dem dritten Obergeschoss klafft ein großes Loch. Wer die obersten Stufen erklimmt, steht letztlich im Freien. Hier sollten eigentlich bald Menschen in zwei neue Wohnungen einziehen.

Hier war vor dem 14. Oktober der Spitzboden des Hauses an der Wartburgstraße. Jetzt ist das Dach weg. Nur die Wand steht noch.
Hier war vor dem 14. Oktober der Spitzboden des Hauses an der Wartburgstraße. Jetzt ist das Dach weg. Nur die Wand steht noch. © Katrin Popenda

Der Tag des Feuers

Der Brand sei während der letzten Dacharbeiten im Zuge des Ausbaus ausgebrochen, sagt Akkas. „Wir waren fast fertig. Es wären nur noch ein paar Handgriffe gewesen.“ Während der Schweißarbeiten sei der Brand ausgebrochen. „Wir können es nur einschätzen, dass der Brenner an die Aufdachdämmung gekommen ist. Wenn die einmal anfängt zu brennen, kriegt man das nicht mehr gelöscht.“ Denn das Feuer sei auch zwischen den Dachziegeln und der Verkleidung gewesen.

Die Nachricht, dass das Haus brennt, war für den Vermieter ein riesiger Schock. „Das kann man gar nicht beschreiben. Vor Ort habe ich das Feuer nicht so sehen können, wie auf den Videos.“ Er halte den Kontakt zu den Mietern aufrecht. „Die meisten haben eine neue Wohnung gefunden. Das ist schon mal ein Trost für mich. Wenn ich sie unterstützen kann, mache ich das auch, aber mir sind auch bei einigen Dingen die Hände gebunden.“

In einer Wohnung im zweiten Obergeschoss blättern die Tapeten von den Wänden. Das Löschwasser hat auch die unteren Etagen getroffen.
In einer Wohnung im zweiten Obergeschoss blättern die Tapeten von den Wänden. Das Löschwasser hat auch die unteren Etagen getroffen. © Katrin Popenda

Versicherungen müssen prüfen

„Laut Papier bin ich relativ gut versichert“, sagt Hasan Akkas. „Aber was am Ende herauskommen wird, das kann ich leider noch nicht ahnen. Das heißt, es wird mit den Versicherungen und den Gutachtern verhandelt. Dann muss die Versicherung entscheiden, ob es in der Versicherungspolice drin ist oder nicht.“

Das Bauamt habe erst vor Kurzem den Zutritt zum Haus erlaubt. „Die Versicherung müsste nochmal kommen, und sich alles anschauen“, sagt der Bochumer mit Blick auf die vielen Möbel, die in einzelnen Zimmern zwischengelagert werden. „Je nach Versicherungsstand der Mieter wird natürlich einiges erstattet. Aber leider hatte nur ein einziger Mieter eine Hausratsversicherung.“ Solange die Versicherungen nicht ihr „Okay“ gegeben haben, darf Akkas die Möbel noch nicht wegschmeißen.

Eine weitere Aufnahme vom Dach der Wartburgstraße. Verkohlte Dachbalken sind zu sehen, der Boden ist voller Schutt.
Eine weitere Aufnahme vom Dach der Wartburgstraße. Verkohlte Dachbalken sind zu sehen, der Boden ist voller Schutt. © Katrin Popenda

Der Blick nach vorn

Damit die Decken des Dachgeschosses während der Sanierungsarbeiten einstürzen können, baut eine Spezialfirma Stützen ein, die insbesondere die Decken der oberen Geschosse absichern. Erst wenn sie stehen, kann richtig am Haus gearbeitet werden.

Die Sanierung werde mindestens ein Jahr dauern, sagt Akkas und zeigt in eins der Badezimmer im zweiten Obergeschoss. „Es ist vielleicht für den Laien nicht erkennbar, aber wir haben hier auch Rigips-Wände. Von dem Rigips, der hinter den Fliesen ist, muss alles runter. Das ganze Haus muss komplett entkernt werden. Und dann muss es getrocknet werden. Und erst dann können wir mit dem Aufbau anfangen.“ Die Novemberkälte macht das Trocknen zurzeit unmöglich. Ein provisorisches Dach soll bald dafür sorgen, dass zumindest kein weiterer Regen und Schnee ins Haus gelangen.

„Ich muss es aufbauen“, sagt Hakan Akkas. Hinter ihm sind verbrannte Balken und freigelegtes Mauerwerk. „Ich habe das Haus ja mit Kredit gekauft. Das bedeutet, auch die Bank wird sagen, dass ich es aufbauen muss. Ich kann ja keinen Schrott hinterlassen. Ich würde es aber auch sonst wieder aufbauen.“ Außer dem vom Brand betroffenen Haus besitze er einige weitere Immobilien, sagt der Bochumer.

Rückblick auf den Tag des Brandes. Feuerwehrleute richten einen starken Wasserstrahl auf das brennende Dachgeschoss.
Dieses Foto entstand am Tag des Brandes. © 7aktuell.de/Marc Gruber

Kommentare zu Versicherungen

In den sozialen Medien wird der Brand an der Wartburgstraße immer wieder thematisiert. So machten beispielsweise Castrop-Rauxeler Sportvereine auf ihre Spendenaktion zugunsten der Bewohner aufmerksam.

Nun rückte in der Debatte das Thema Versicherungen in den Vordergrund. „Aus meiner Sicht ist die Hausratversicherung so unverzichtbar wie Seife und Klopapier, um im Schadensfall oder bei Totalverlust schnell eine Schlafstelle (nötigenfalls ein Hotel) und finanzielle Hilfe für Ersatz zu bekommen“, schreibt ein Facebook-Nutzer in der Gruppe „Du bist Castroper, wenn...“. Andere Kommentatoren stimmen zu: „Nie am falschen Ende sparen“ oder „Ich predige das seit 24 Jahren“. Zudem ist davon die Rede, dass hier „eindeutig Fremdverschulden“ vorliege.

Anika Koltermann, die mit ihrer Familie an der Wartburgstraße gelebt hat, stimmt zu, dass Haftpflicht- und Hausratsversicherungen wichtig sind. „Aber kein Geld der Welt kann den emotionalen Schaden begleichen. Gerade den der Kinder! Mein Sohn war im Haus, als das Feuer ausbrach. Was das mit einem Kind macht, ist mit Geld nicht aufzuwiegen.“

Hier kommen Sie zum Video-Rundgang durch das Haus.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 25. November 2024.