Uraltes Foto von Zeche Erin Zwei Fördergerüste, wo heute nur noch eines steht, und viele Männer

Uraltes Foto von Zeche Erin: Zwei Fördergerüste, wo heute nur noch eines steht
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Von Zeche Erin existieren viele Fotos. Die meisten zeigen wohl das Fördergerüst Schacht 7 von heute, wie es nach der aktiven Zeit der Kohlenförderung in Castrop im Erin-Park steht und ein stiller Zeuge einer prägenden Industrie-Epoche geblieben ist. 1983 endete die Förderung von Steinkohle auf dieser Zeche, und das Foto-Zeitalter begann erst mit der Digitalisierung der Fotografie so richtig.

Aber nun kursiert ein Foto im Internet, das aus der Vorkriegszeit stammt. Aus der Zeit vor beiden großen Kriegen des 20. Jahrhunderts. Es zeigt zwei Fördergerüste und eine Schar von 35 Männer und Jungen, die nicht die Bergmannskluft tragen, sondern Handwerkerkluft, Vorschlaghämmer und Fäustel. Was ist über dieses Foto bekannt? Wir fragten beim Förderturmverein nach.

Das Foto entstand in den 1910er-Jahren in Castrop auf dem Gelände der Zeche Erin.
Das Foto entstand in den 1910er-Jahren in Castrop auf dem Gelände der Zeche Erin. © unbekannt / Stadtarchiv

Das Foto erschien im Jahr 2009 in der Monographie von Norbert Meyer mit dem Titel „Zeche Erin – Die Geschichte eines außergewöhnlichen Bergwerkes“. Im Stadtarchiv Castrop-Rauxel ist die Fotografie ebenfalls hinterlegt. Christian Schneider, der Vorsitzende des Erin-Förder-Turm-Vereins und neben Klaus Michael Lehmann einer der aktivsten Mitstreiter, half uns mit einigen Details, die er mit Stadtarchivar Thomas Jasper und mit Martin Lochert von der Zeche Zollern (LWL) besprach.

„Es herrscht Einigkeit darüber, dass das Bild kurz vor dem Ersten Weltkrieg entstanden sein dürfte“, so Schneider gegenüber unserer Redaktion. In Meyers Werk ist 1913 angegeben, es könnte aber auch 1911 oder 1912 entstanden sein. „Das kann man an Kleidung, Bärten etc. erkennen“, so Schneider.

Neue Fördergerüste für Zeche Erin

Zwischen 1910 und 1911 gab es auf Erin umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen. Verwaltungs- und Kauengebäude wurden nach rund 40 Jahren der Kohlenförderung neu errichtet. Hinzu kam eine neue Lampenstube. Die Schächte 1/2 erhielten neue Stahlfördergerüste.

„Die sieht man im Hintergrund des Bildes und könnten der Anlass des Bildes gewesen sein“, so Schneider. Fotos machte man zu der Zeit nicht mal eben im Vorbeigehen, sie waren aufwendig und teuer. „Die Bäume tragen kaum Blätter und die Arbeiter sind nicht sonderlich dick angezogen, tragen aber ausnahmslos Kopfbedeckung. Das spricht für eine Aufnahme im Frühjahr“, meint Schneider.

Das Fördergerüst von Schacht 7 der Zeche Erin steht bis heute. Rundherum ist ein Gewerbegebiet und eine Parklandschaft mit dem Erin-Teich und Hügelland entstanden.
Blauer Himmel und ein paar flockige Wolken, der Erinturm an einem der ersten Frühlingstage in Castrop-Rauxel. © Bianca

Bei den Personen, die in sehr unterschiedlichem Alter sind, dürfte es sich seiner Ansicht nach nicht um normale Bergleute handeln. Die Kleidung und die Werkzeuge sowie das Zahnrad im Zentrum sowie das Schild deuteten eher auf Fachleute aus dem Bereich der Schlosserei oder Schmiede hin, inklusive Lehrlinge.

Das Fördergerüst, das heute erhalten ist, stand über Schacht 7. Dieser Schacht wurde erst vier Jahrzehnte nach diesem Bild im Jahr 1953 in Betrieb genommen und blieb 30 Jahre aktiv. Seit 1963 war es der einzige Schacht, aus dem noch Kohle ans Tageslicht gebracht wurde.

Die Fundamente von Schacht 1 und 2 sind aber auf dem Gelände des heutigen Erin-Parks noch erhalten: Sie liegen direkt im Schatten des Fördergerüsts. Auf dieser Fläche war auch noch Schacht 4, ein Wetterschacht, beheimatet. Schacht 3 ist der ebenfalls als Denkmal erhaltene Hammerkopfturm auf Schwerin, Schacht 5 war ein Wetterschacht an der Pallasstraße / Briloner Straße, heute Baugebiet in Dorf Rauxel. Wetterschacht 6 lag an der Bochumer Straße in der Nähe von Daniels kleiner Alpaka-Farm.

Am 23.12.2023 jährt sich die Schließung von Erin zum 40. Mal. Und dieses Foto, das die Handwerker von Erin zeigt, ist inzwischen sogar 110 Jahre alt.