Nach einer Belegschaftsversammlung herrscht große Unruhe bei Rütgers. Die Zahl der Arbeitsplätze soll mittelfristig wohl reduziert werden.
Bei einer Belegschaftsversammlung der Firma Rütgers am Dienstag hat es schlechte Nachrichten für die Beschäftigten gegeben. „100 Leute müssen gehen. Teile der Produktion werden geschlossen. Schock bei allen“, teilte uns ein Mitarbeiter anonym mit. Die ersten Stellen sollen bereits ab Ende Juli wegfallen, hieß es anschließend aus einer anderen Quelle. Offiziell bestätigt wurde die Zahl von 100 Stellen, die wegfallen, am Donnerstag von Rütgers nicht.
„Es gibt keine geplanten Entlassungen“
„Es gibt keine geplanten Entlassungen“, teilt Annekatrin Sonn, Sprecherin von Rütgers, auf Nachfrage mit. Dr. Günther Weymans, Manager bei Rain Carbon, dem Mutterkonzern von Rütgers, erläuterte schriftlich weitere Details: „In den nächsten 18 bis 24 Monaten werden mehr als 100 Millionen Euro (...) am Produktionsstandort in Castrop-Rauxel investiert, um die bestehenden Anlagen zu modernisieren. (...) Im Rahmen der Modernisierung des Standorts Castrop-Rauxel prüfen wir jedes unserer Produkte und jeden unserer Prozesse. Der Standort ist seit 1898 in Betrieb, und einige unserer Produktionseinheiten nutzen veraltete Technologien, die den Anforderungen eines sich verändernden Marktes nicht mehr gerecht werden.“
Produktionseinheiten werden auslaufen
Daher erwarte man, dass in den kommenden 18 bis 24 Monaten einige dieser Produktionseinheiten auslaufen werden. Weymans weiter: „Wie immer werden wir die Auswirkungen auf unsere Mitarbeiter, die sich aus solchen Veränderungen ergeben könnten, sozial verantwortlich und einvernehmlich mit den Sozialpartnern umsetzen.“
Mitarbeiter haben geschockt reagiert
„Die Leute haben auf die Nachrichten in der Betriebsversammlung am Dienstag geschockt reagiert“, so Ulrich Sternemann, Betriebsratvorsitzender bei Rütgers, auf Nachfrage. „Diese Entwicklung war nicht erkennbar“, so Sternemann weiter. Ab Montag gehe der Betriebsrat in die Verhandlungen mit der Geschäftsführung. „Betriebsbedingte Kündigungen werden in unserem Vertrag bisher ausgeschlossen“, so Sternemann.
Auf Nachfrage erklärt Bürgermeister Rajko Kravanja: „Durch Gespräche mit dem Betriebsrat und Dr. Günther Weymans habe ich mich versichert, dass es sich nicht um betriebsbedingte Kündigungen, sondern um einen mittelfristigen sozialverträglichen Abbau mit Ruhestandsregelungen und Abfindungen handelt und die genannten Zahlen sich nicht singulär auf den Standort Castrop-Rauxel beziehen. Der Standort Rütgers, die Heimat des Konzerns in Castrop-Rauxel, steht mit den geplanten Investitionen und der Neuausrichtung nicht in Frage.“
Grundstein für neue Produktion wird gelegt
Während die Belegschaft zumindest äußerst beunruhigt ist, kündigt das Unternehmen gleichzeitig für Freitag die Grundsteinlegung für eine neue Produktionsanlage für wasserklare Harze in Rauxel an. Nach Inbetriebnahme im dritten Quartal 2019 soll die Anlage bis zu 50.000 Tonnen Harze pro Jahr produzieren. Laut Weymans soll dieser Betrieb „nach Fertigstellung der Anlage 75 Arbeitsplätze in der Region schaffen, darunter 30 Vollzeitstellen bei Rain Carbon.“
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
