Rund um die Stettiner Straße ist man ratlos. Auf Facebook häufen sich Stimmen, die ihren Unmut über die Öffnungszeiten des Büdchens äußern. Auch die langjährige Pächterin Ute Schäfer steht fassungslos vor dem verbarrikadierten Kiosk und wundert sich: „Viele Anwohner sind sauer und schimpfen, weil da nur Chaos herrscht. Ab und zu scheint der Kiosk mal geöffnet zu sein, meistens ist er aber geschlossen.“
Manuel Mausbach, der früher Stammkunde am Büdchen war, ist enttäuscht: „Es gibt jetzt schon bestimmt den dritten Pächter in zwei Jahren und alle hatten keine verlässlichen Öffnungszeiten. Ich würde mir zum Beispiel gerne mal vor der Arbeit wie früher Brötchen und eine Zeitung holen, aber wenn der Kiosk nur unregelmäßig geöffnet hat, kann ich mich nicht darauf verlassen. Vor einigen Wochen hing da mal ein Zettel mit Öffnungszeiten, aber der wurde wieder abgenommen.“
Mausbach und andere frühere Kunden sind sich einig: „Unter dem Ehepaar Schäfer war es hier richtig gut. Da konnte man sich auf die Öffnungszeiten verlassen, und die Schäfers waren immer freundlich. Die jetzigen Pächter kennt hier keiner. Schade, ich denke, das war’s mit dem Kiosk.“
Am 31. Mai 2022 war für Ute Schäfer und ihren Ehemann Harold nach fast 15 Jahren Schluss mit „Unserem Büdchen“. Die Ickernerin erinnert sich an alte Zeiten: „Sieben Tage die Woche waren wir für unsere Kundschaft da. Zu uns kamen viele Menschen aus der Umgebung, um kleine Besorgungen zu erledigen, vor allem aber zum Quatschen oder zum Knobeln. Hier hatte die Nachbarschaft einen Treffpunkt.“


Ein Highlight war das jährliche Sommerfest, das um „Unser Büdchen“ herum von den Schäfers veranstaltet wurde. Ute Schäfer schwärmt noch heute: „Auf der Wiese hinter dem Kiosk gab es verschiedene Attraktionen wie Dosenwerfen, eine Hüpfburg, das Glücksrad, Kaffee und Kuchen oder Reibekuchen. Die Einnahmen haben wir immer gespendet, zum Beispiel an Kitas oder Grundschulen.“
Ungewissheit über Pächter
All das ist nun Vergangenheit. „Wir haben den Kiosk vor zwei Jahren an einen neuen Pächter übergeben“, erzählt Ute Schäfer. „Aber nach knapp einem Monat wurde er weiter verpachtet. Keine Ahnung, wer jetzt verantwortlich ist.“
Besonders leid tut es den Schäfers um die älteren Leute, die die kurzen Wege für schnelle Einkäufe schätzten: „Sie konnten sich auf uns sieben Tage die Woche verlassen. Jetzt müssen sie in die Stadt fahren.“
Fritz Klein wohnt direkt gegenüber dem Büdchen und kann den Unmut der Anwohner gut verstehen: „Ute Schäfer war ständig für uns da. Sie nahm sogar Bestellungen entgegen. Jetzt müssen wir für eine Zeitung zum Globus fahren.“
Verwundert ist man in der Stettiner Straße auch darüber, dass es sich bei dem Büdchen um einen GLS Paket Shop handelt, wie ein Schild neben dem Kiosk verrät. Offensichtlich werden immer noch Pakete dorthin geliefert, obwohl tagelang niemand da ist, der sie annehmen kann. Das verraten einige Posts auf Facebook.

Und in der Tat: Eine Nachfrage bei dem Versand-Dienstleister ergibt, dass „Unser Büdchen“ seit „etwas mehr als einem Monat Partner von GLS Germany“ sei. Das erklärt Pelle Faust, Pressesprecher des Unternehmens mit Sitz in Eschborn.
Bei einer Überprüfung der Situation durch die verantwortlichen GLS-Kollegen vor Ort habe sich nun aber herausgestellt, dass der PaketShop vorübergehend wegen Personalmangel geschlossen gewesen sei. „Etwaige Beschwerden, v.a. im Zusammenhang mit Öffnungszeiten, lagen uns bis zu diesem Zeitpunkt nicht vor.“, schreibt Pelle Faust.
Er bittet Kunden um Entschuldigung „für entstandene Unannehmlichkeiten“. Nach Auskunft des Shop-Betreibers sei die Situation aber mittlerweile behoben, „wodurch von einer langfristigen Beeinträchtigung unserer Services nicht auszugehen ist“.
Kiosk-Betreiber wurde von GLS sensibilisiert
Generell gelte bei GLS: „Sobald die angegebenen Öffnungszeiten einer Paketabgabe und -aufnahmestelle von den tatsächlichen Gegebenheiten abweichen, sind unsere Transportpartner angehalten, anderweitige PaketShops anzufahren oder die Sendungen wieder ins zuständige Depot zu bringen.“
Unabhängig von Öffnungszeiten dürften Paketsendungen nicht „einfach so abgestellt werden“, so Pelle Faust. „Im konkreten Fall ist der PaketShop-Betreiber hinsichtlich der Einhaltung unserer Unternehmensgrundsätze sensibilisiert, vor allem in Bezug auf Qualität und Kundenservice. Dies schließt die zuverlässige Einhaltung kommunizierter Öffnungszeiten explizit mit ein.“
Am Dienstag (11.6.2024) trafen wir den neuen Buden-Betreiber an. Er hatte nun tatsächlich geöffnet, wollte aber nicht zitiert werden. Er habe mit Personalproblemen zu kämpfen gehabt, sagte er, und gelobte Besserung.