Diese Zeltstadt gab Menschen in den Jahren 2015 und 2016 eine erste Unterkunft, wenn sie auf der Flucht Deutschland erreichten. An selber Stelle wird es 2022 wieder Platz für 1000 Geflüchtete geben, voraussichtlich ab Frühsommer.

© Tobias Weckenbrock

Castrop-Rauxel bekommt Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge

rnZeltstadt

Im Jahr 2016 diente eine kleine Stadt aus Leichtbauhallen in Habinghorst als Groß-Notunterkunft. 2022 wiederholt sich Geschichte: Die Bezirksregierung errichtet wieder eine ZUE in Castrop-Rauxel.

Habinghorst

, 21.03.2022, 18:09 Uhr / Lesedauer: 2 min

Hunderte, nein Tausende Menschen, die 2016 in der großen Flüchtlingswelle aus Syrien oder Afghanistan nach Deutschland kamen, verbrachten einige Zeit hier in Habinghorst: Sie wurden in der Zentralen Unterbringungseinheit des Landes NRW an der B235, auf der Fläche des ehemaligen Eon-Kraftwerks, in Leichtbauhallen untergebracht und später von dort auf Städte und Gemeinden zugewiesen.

Das wird nun wieder so kommen. Am Montagnachmittag (21.3.) gab die Bezirksregierung Münster bekannt, dass Castrop-Rauxel wieder eine Notunterkunft für Geflüchtete vor allem aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine bekommt. An derselben Stelle.

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

So sah die Habinghorster Zeltstadt 2015 aus

2015 und 2016 kamen besonders viele Menschen nach Deutschland. Der Syrien-Krieg, aber auch der Konflikt in Afghanistan trieben Millionen Menschen aus ihren Heimatländern nach Europa. Auch in Castrop-Rauxel kamen damals viele Geflüchtete unter. Zunächst brachte das Land NRW sie in ihren Zentralen Unterbringungs-Einheiten unter (ZUE). Eine war in Habinghorst. Wir zeigen Bilder vom Abbau im Oktober 2016, als sie nicht mehr gebraucht wurde. Nun wird es bald eine neue an selber Stelle für Geflüchtete aus dem Ukraine-Krieg geben.
21.03.2022

Dafür werde man nun das Gelände wieder herrichten. „Wir haben das Grundstück dafür von der Stadt zur Verfügung gestellt bekommen“, erklärte Ulrich Tückmantel, Sprecher der Bezirksregierung in Münster, auf Nachfrage unserer Redaktion.

Kravanja will Zusammenhalt demonstrieren

Bürgermeister Rajko Kravanja sagte in einem ersten Statement, das die Stadt Castrop-Rauxel auf Facebook verbreitete: „Wir müssen jetzt helfen, wo wir können und Unterkünfte für diejenigen schaffen, die vor Krieg und Gewalt fliehen. Im Kleinen und im Großen, in Europa und in Deutschland, müssen wir zeigen, dass wir zusammenhalten und uns gegenseitig eine Stütze sind. Castrop-Rauxel stellt mit der Fläche an der B235 daher 1000 Notunterkunftsplätze zur Verfügung.“

„Wir müssen jetzt helfen, wo wir können“
Bürgermeister Rajko Kravanja
Castrop-Rauxel bekommt Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge

© Stadt Castrop-Rauxel

Die Bezirksregierung Münster werde zur Unterbringung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine im Regierungsbezirk Flächen und Liegenschaften aktivieren, heißt es in der Mitteilung von 17.01 Uhr. Die Einrichtung von rund 600 Plätzen in der Halle Münsterland in Münster habe gerade begonnen. Insgesamt plane man, bis zum Frühsommer zunächst 5000 zusätzliche Plätze zur Unterbringung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu schaffen.

In Recklinghausen werden Leichtbauhallen für rund 1000 Flüchtlinge auf einem ehemaligen Holzlagerplatz geschaffen, der bereits während der Flüchtlingswelle 2015/16 als Notunterkunft des Landes genutzt worden sei. Ebenfalls erneut genutzt wird wie 2015/16 die Freifläche des ehemaligen Eon-Kraftwerks, die der EUV Stadtbetrieb Castrop-Rauxel verwaltet. Für beide Flächen müsse aber zunächst die Erschließung mit Versorgungsleitungen erneuert werden.

In Ibbenbüren (Kreis Steinfurt) stehen als Außenstelle der ZUE weitere 200 Plätze im früheren Bodelschwingh-Krankenhaus zur Verfügung. Die ZUE Schöppingen (Kreis Borken) wird mit 400 Plätzen noch in diesem Monat wieder in Betrieb genommen. Die Ukraine-ZUE Dorsten (340 Plätze) im Alten Petrinum soll durch Leichtbauhallen auf dem benachbarten Sportplatz mit 400 Plätzen erweitert werden. Auch der Sportplatz der früheren Gerhart-Hauptmann-Realschule wird für Großzelte bis zu maximal 800 Plätze genutzt. Außerdem schafft das Land NRW Platz in der Turnhalle der ehemaligen Josefschule (100 Plätze).

Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff dankte der Regierungspräsidentin Dorothee Feller und ihrem Team für das entschlossene Handeln und die gute Kooperation. „Wir stehen gemeinsam in der Verantwortung, Schutzsuchenden aus der Ukraine Obdach zu bieten, sie bei uns aufzunehmen. Und wir müssen sie nicht nur mit dem Nötigsten versorgen, sondern wir müssen ihnen beistehen, wenn sie um Angehörige bangen, die in der Ukraine geblieben sind, und um das Leben von Männern, Vätern und Söhnen fürchten, die in der ukrainischen Armee kämpfen.“

Keine Frage von Tagen, sondern Wochen

Wann in Castrop-Rauxel genau gebaut wird und wie, ist zurzeit noch offen. Klar ist: So schnell wie möglich. Bezirksregierungs-Sprecher Ulrich Tückmantel am Montagabend im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir haben das Gelände angeschaut und überlegen nun, was da getan werden muss: Strom, Wasser und Telekommunikationsleitungen brauchen wir. Dann muss man schauen, wer uns wie schnell beliefern kann. Keine Frage von Tagen, sondern von Wochen.“