Der Welt-Star, die spanisch-italienische Liebe und das Risiko-Spiel Roman bei der EM Auf Schalke

Der Welt-Star, die spanisch-italienische Liebe und das Risiko-Spiel
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Viele Deutsche freuen sich riesig, dass die Europameisterschaft 2024 hier in Deutschland stattfindet. Das merkt man schon an der Stimmung, die man zum Beispiel beim Public Viewing in den Fan Zones miterlebt. Auch für mich ist diese Fußball-EM etwas ganz Besonderes. Die ist nämlich nicht nur das erste Heimturnier, das ich miterlebe, sondern auch mein aktueller Arbeitsplatz.

An rund 20 Tagen bin ich ehrenamtlich als Volunteer an der Arena Auf Schalke eingesetzt. Im Herzen des Ruhrgebiets ist Gelsenkirchen ist einer von zehn Spielorten deutschlandweit.

Normalerweise ist mein Einsatzort das Akkreditierungscenter auf dem Parkplatz P7. Hier stelle ich Pässe für die Menschen aus, die in der Arena arbeiten.

Am ersten Spieltag hatte ich aber die Möglichkeit, zusätzlich eine Schicht im Bereich „Spectator Services“ zu übernehmen. Die Volunteers, die mit mir in diesem Bereich eingesetzt werden, begrüßen die Fans und helfen ihnen, falls sie zum Beispiel den Weg zu ihrem Platz nicht finden. So hatte ich die Chance, die Stimmung im Stadion hautnah mitzuerleben. Und alleine der erste Kontakt zu den Fans war ein unbeschreiblicher Moment.

Aufregung am ersten Spieltag

Der erste Spieltag in Gelsenkirchen war der 16. Juni. Um 21 Uhr hieß es „Anstoß“ für die englische und die serbische Nationalmannschaft. Die Tore haben für die Fans sogar schon um 18 Uhr geöffnet.

Am Anfang war ich noch ein bisschen nervös, wie der erste Kontakt zu den Fans denn jetzt sein würde. Gerade, weil dieses Match von der UEFA als Risikospiel eingestuft wurde. Aber ich habe schnell bemerkt, dass es für mich keinen Grund zur Aufregung gibt, weil die Fans total friedlich waren. Schlussendlich habe ich in der Arena zum Glück von keinen Ausschreitungen etwas mitbekommen.

Wegen der Einstufung als Risikospiel gab es besondere Regelungen und Maßnahmen im Stadion. Zum Beispiel wurde Bier mit nur 2,5 Prozent Alkohol, statt den üblichen fünf Prozent verkauft und die Fans durften das Bier nicht mit auf die Tribünen nehmen. Diese Regelung haben zum Glück alle respektiert. Das hat auch keinesfalls zu schlechterer Stimmung geführt.

Einige spanische und italienische Fans stehen auf dem Parkplatz P7 an der Arena Auf Schalke in der Schlange, um ins Stadion zu gehen.
Die spanischen und italienischen Fans kommen nicht nur mit Trikots und Schals, sondern auch mit guter Laune zum Stadion. © Roman Lachowicz

Fußball vereint Menschen

Die EM verbindet alle möglichen Menschen verschiedenster Nationalitäten, Kulturen und Altersklassen. Nicht nur bei dem Spiel Serbien gegen England haben alle Fans gemeinsam und friedlich das Spiel geschaut. Auch beim zweiten Match in Gelsenkirchen, Spanien gegen Italien, haben die Menschen zusammen gefeiert und für ordentlich Stimmung gesorgt.

Ein Spanien-Fan hat gesagt, dass die Nationen eher ein brüderliches Verhältnis hätten. So konnte ich auch Pappschilder entdecken, auf denen zum Beispiel „Pizza meets Paella“ geschrieben stand. Zugegeben, kulinarisch eine gewagte Kombination.

Man würde sich auch nicht bekriegen, obwohl beide Mannschaften wirklich stark seien und auf Final-Niveau spielen, fügte er hinzu. Zumindest bei den Italienern sollte sich das im Turnierverlauf ja nicht bestätigen... Trotz sportlicher Rivalitäten wirkt es aber so, als würde man einander den Erfolg gönnen. So auch bei dem dritten Spiel in Gelsenkirchen. Am 26. Juni standen sich Portugal und Georgien in der Arena Auf Schalke gegenüber. Das Trikot von Cristiano Ronaldo war besonders beliebt bei den portugiesischen Fans. Bei diesen war die Enttäuschung wahrscheinlich groß, als die Mannschaft dann nicht mal ein Tor geschossen hat. Und dann hat der „Greatest of all time“, wie Ronaldo unter Fußball-Fanatikern genannt wird, auch noch eine gelbe Karte kassiert. Das Georgien-Spiel, es gibt den aktuellen Euro-Verlauf für den Weltstar ganz gut wieder. Nichtsdestotrotz haben die Portugiesen den georgischen Fans fairerweise zum Einzug ins Achtelfinale gratuliert – ganz großer Sport!

Alle Schriftzüge des FC Schalke 04 in der Arena sind mit UEFA EURO 2024 Motiven überklebt worden.
Alle Schriftzüge des FC Schalke 04 in der Arena und auf dem Gelände sind mit UEFA EURO 2024 Motiven überklebt worden. © Roman Lachowicz

Unvergessliche Momente

Die Fußball-EM im eigenen Land zu haben ist also nicht nur für mich als Volunteer etwas Besonderes, sondern auch für die Fans. Das Turnier ist für mich zwar das Erste im eigenen Land, dass ich live mitbekomme, aber für viele Kinder ist es auch das erste große Turnier überhaupt. Auf den Tribünen sieht man viele Eltern, die mit ihren Kindern extra nach Deutschland gereist sind, um ihre Nationalmannschaft spielen zu sehen. Und im besten Fall auch Siegen zu sehen. Das ist wahrscheinlich ein Moment, den die kleinen Engländer, Spanier oder Georgier nie wieder vergessen werden. Ich werde meine Zeit als Volunteer bei der „UEFA EURO 2024“ ebenso in guter Erinnerung behalten, auch wenn sie jetzt schon zu Ende geht.

Das Turnier geht zwar noch weiter, aber für die meisten Volunteers in Gelsenkirchen ist der Einsatz jetzt vorbei, weil nach dem Achtelfinale am 30. Juni keine Spiele mehr auf dem „heiligen Rasen“ der Arena Auf Schalke stattfinden.

Als Volunteer konnte ich nicht nur jede Menge neuer Eindrücke gewinnen und hautnah miterleben, was alles hinter den Kulissen eines so großen Sportevents passiert. Sondern ich durfte auch viele freundliche und engagierte Menschen kennenlernen, die für ihre ehrenamtliche Arbeit brennen. Und es gab garantiert noch mehr, was ich noch nicht gesehen habe. Die Erfahrung als Volunteer würde ich jedem weiterempfehlen und ich würde es jederzeit wieder machen. Jetzt geht es erst einmal in den Urlaub – die EM verfolge ich jetzt aus Spanien. Auf ein schönes Viertelfinale – auch das wird ein besonderes Erlebnis werden.

Roman Lachowicz (19) aus Marl ist Freier Mitarbeiter bei den Ruhr Nachrichten und dem Medienhaus Bauer.