Mit der Sorge um Kater Leo fing alles an Nun hilft Jennifer Hecht anderen Haustier-Besitzern

Wenn eine Katze überfahren wurde: Jennifer Hecht sucht nach den Besitzern
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Jennifer Hecht kann sich noch gut an den Moment erinnern, als sie beschlossen hat, nicht mehr wegzusehen. Es ist schon einige Jahre her, dass der Kater ihrer Mutter einfach nicht mehr nach Hause kam.

Besitzer von Freigängern kennen das: Der Kater oder die Katze kommt von seinen Streifzügen durch die Nachbarschaft einfach nicht mehr zurück. „Die Ungewissheit war kaum auszuhalten“, erinnert sich Jennifer Hecht.

Die fühlte mit ihrer Mutter, die das Schlimmste annehmen musste: Der geliebte Kater Leo war umgekommen. Vielleicht von einem Auto angefahren und im Straßengraben verendet.

Dieses Schicksal ereilt nicht wenige Tiere. „Dieses Jahr habe ich bestimmt schon fünf oder sechs tote Tiere geborgen“, sagt Jennifer Hecht, die eigentlich als Erzieherin arbeitet.

Aber in ihrer Freizeit kümmert sie sich um Tiere. Egal ob verletztes Eichhörnchen, unterernährter Igel oder ein flügellahmer Vogel – die 29-Jährige ist gut vernetzt in der Szene, wird angerufen, wenn Hilfe benötigt wird. Sie fährt die Wildtiere dann zum Beispiel zu den Leuten, die sich auskennen mit der Pflege.

Jennifer macht das alles privat, in einem Tierschutzverein sei sie nicht organisiert. „Die meiste Zeit geht für die Recherche bei Tasso drauf“, sagt sie. Tasso ist ein europaweites Haustierregister. Wer seinen Hund oder seine Katze hat chipen lassen, der sollte sich bei Tasso als Besitzer des Tieres registrieren. Denn nur dann kann ein entlaufenes Tier wieder seinem Halter zugeordnet werden.

„Das wissen viele Tierbesitzer leider nicht, dass die den Chip auch noch auf sich registrieren müssen“, sagt Jennifer Hecht.

Zweimal Besitzer gefunden

Zweimal hatte sie bislang Erfolg und konnte über den Chip, den sie bei überfahrenen Katzen auslesen konnte, bei Tasso eine Meldung machen. Tasso kontaktiert dann die Besitzer. Einer dieser Besitzer meldete sich dann bei Jennifer zurück und bedankte sich.

Immerhin – so hatte die Familie Gewissheit, was mit ihrem Tier passiert war.

Doch nicht immer geht das Bergen eines überfahrenen Tiers so aus. Wir treffen Jennifer Hecht an der Wartburgstraße, wo sie vor Kurzem einen überfahrenen Kater geborgen hat. Der schwarz weiße Kater lag nahe der Emscher am Fahrbahnrand. Jennifer fuhr hin. Parkte ihren Wagen ordnungsgemäß am Seitenstreifen und holte aus ihrem Kofferraum Handschuhe und das Chiplesegerät.

„Die Verletzungen waren wohl vor allem innerlich. Von außen hat man nur ein wenig Blut am Mäulchen gesehen“, sagt sie. Den Scanner bewegte sie dann vorsichtig erst von der einen, dann von der anderen Seite über das Tier. Einen Chip fand sie nicht. „Manchmal gehen die auch kaputt, wenn ein Auto oder mehrere über den Körper fahren“, sagt Jennifer.

Die tote Katze packte sie in eine Box, die sie immer dabei hat. „Ich denke, das war ein Streuner. Er war nicht kastriert und nicht gechipt.“ Das passiere häufiger. In solchen Fällen bringt sie den Leichnam zu ihrem Tierarzt. Dort werden sie eine Zeitlang aufbewahrt und dann eingeäschert.

Jennifer Hecht steht an der Wartburgstraße in Henrichenburg.
An der Seite der Wartburgstraße hat Jennifer Hecht einen unkastrierten, überfahrenen Kater gefunden. © Lydia Heuser

Die Wahl-Castrop-Rauxelerin macht auch immer Fotos der Tiere. Zur Veröffentlichung seien die nicht bestimmt. Aber sie gleicht ihre Funde mit Vermisstenanzeigen in den sozialen Medien ab.

Ihr Antrieb ist dabei immer, dass die Besitzer erfahren, was mit ihrem vermissten Tier passiert ist. Unter Tierfreunden kursiert die Sorge, dass der EUV überfahrene Tiere einsammelt und entsorgt, ohne den Besitzer ausfindig zu machen.

Mit diesem Gerücht räumt die EUV-Sprecherin Sabine Latterner auf: „Der EUV Stadtbetrieb verfügt über zwei Chiplesegeräte.“ Die Mitarbeiter verfahren ähnlich wie Jennifer Hecht und wenden sich ans Haustierregister. Auf Wunsch könne das Tier abgeholt werden. Ansonsten würden tote Tiere „ordnungsgemäß behandelt“. Bei Wildtieren indes sei der Jagdpächter zuständig.

Das Schicksal von Leo

Die Geschichte von Kater Leo, dem Haustier von Jennifers Mutter, ging glimpflich aus. Nach einem Monat tauchte er wieder auf. Er war im benachbarten Kirchenkeller eingesperrt. „Er hat sich von Tiefkühllasagne ernährt“, erzählt Jennifer. Nach einem Monat ging es ihm gesundheitlich wieder gut.

Trotzdem: Das Bangen um Leo und die Trauer der Mutter hat Jennifer zur Tierschützerin gemacht.

Sie kann verstehen, dass nicht jeder in der Lage ist, ein totes Tier anzufassen und zu bergen. „Aber nochmal drüberfahren“, sagt sie, das gehe gar nicht.

Wer seine Katze oder seinen Kater vermisst, der kann Jennifer Hecht kontaktieren. Sie archiviert die Fotos der geborgenen Tiere lange, sodass sie eventuell über das Schicksal aufklären kann.

Sie ist außerdem zur Stelle, wenn ein totes Tier geborgen werden muss. Kontaktieren kann man sie unter jennyhecht@web.de.

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