Eskalation bei Castrop-Rauxeler Tuner-Treffen Polizei kündigt Null-Toleranz-Strategie an

Nach Eskalation beim Tuner-Treffen: Polizei will hart durchgreifen
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Es war das „Season End“, darum war das Autotreffen am Freitagabend (4.11.) wohl so groß. Ein Grund. Ein anderer: Es sollen sich Leute dort zu einer Gruppe von Autofreunden gesellt haben, die bisher gar nicht so richtig dazu gehörten. In der Tuning-Szene rund um den Veranstalter „Zollvereintreff“ hat es am Wochenende gekocht.

Beim Zollvereintreff handelt es sich um Autotreffen, die im Ruhrgebiet offenbar jeden Freitag und Samstag stattfinden. So liest es sich jedenfalls auf den Social-Media-Kanälen mit diesem Namen bei Instagram und TikTok. Medienberichte über Autotreffen gibt es auch immer mal wieder, vor allem dann, wenn es zu Vorfällen kommt. Einige stehen in direktem Zusammenhang mit der Zeche Zollverein in Essen, wo schon mal 200 Autos zusammen gekommen sind.

In Castrop-Rauxel werden drei Flächen angesteuert: Freitagabend war das so, Ort war diesmal wie schon drei, vier Mal in diesem Jahr, der riesige Parkplatz am Westring-Center. Doch weil dort die Lage eskalierte, Böller gezündet und ein Molotow-Cocktail auf Polizisten geworfen wurde, und die Polizei das offenbar letzte Treffen der Saison auflöste, gibt es nun Zoff hinter den Kulissen.

Verschiedene Tuning-Gruppen, die sich unter Social-Media-Accounts wie its_tuning_not_racing, gute_freunde_nrw, cartell_nrw, versammeln, streiten sich. Und Zollvereintreff. Wem der Account gehört, ist unklar. Aber ihm folgen mehr als 12.000 Instagram-Mitglieder. Und er hat sich als Veranstalter für den Freitagabend am Westring offenbart.

Zollvereintreff wehrt sich

„Ihr habt euch leider keinen Gefallen getan mit eurer undurchdachten Aktion #gegenzollvereintreff“, heißt es in einer Insta-Story von Sonntag. „Statt gemeinsam zu versuchen, denjenigen ausfindig zu machen, der für den Unsinn sorgt, hat man angefangen, uns als Community und Szene in sämtlichen Storys zu denunzieren. Wie man auf diese Idee kommt, überhaupt selbst auf dem Treffen gewesen zu sein, erschließt sich mir nicht.“

Dabei war its_tuning_not_racing mit einer Distanzierung aufgetreten: Man fühle sich als „Die Tuner“ denunziert. Man sei weder Raser noch Poser, sondern Autotuner. Man verachte Leute, die sich mit Angriffen auf die Polizei in Szene setzen. Vor allem, weil sie das Image einer ganzen Gruppe beschmutzten. Dieses Season End von Zollvereintreff und die Gruppierung an sich mache „uns alles kaputt“, heißt es bei Instagram.

Wer warf diesen Brandsatz auf ein Polizeifahrzeug? Dieser Frage gehen nicht nur die Ermittler nach, sondern auch Teilnehmer und Veranstalter sind auf der Suche. In der Tuner-Szene ist man verärgert über diesen Angriff, der ein schlechtes Bild auf eine friedlich Gruppe werfe, heißt es.
Wer warf diesen Brandsatz auf ein Polizeifahrzeug? Dieser Frage gehen nicht nur die Ermittler nach, sondern auch Teilnehmer und Veranstalter. In der Tuner-Szene ist man verärgert über diesen Angriff, der ein schlechtes Bild auf eine friedliche Gruppe werfe, heißt es. © 7aktuell.de

Zollvereintreff dagegen distanziert sich deutlich von Böllern und dem Molotow-Cocktail. „Das Treffen an sich ist wunderbar abgelaufen“, hieß es in einem Statement eines Veranstalters. Und weiter: „Es gab keine Verkehrsverstöße oder eine unzumutbare Lautstärke. Leider kamen zum Ende hin Szene-fremde Leute dazu, die wohl einen Brandsatz zündeten. (...) Von so etwas distanzieren wir uns klar.“

Unter dem Hashtag #jazumzollvereintreff wurden auf Basis der vermuteten Kampagne gegen die Gruppe Dutzende Nachrichten auf Instagram veröffentlicht. „Natürlich ist es furchtbar, was da passiert ist. Aber das hatte in keinster Weise mit Zollverein zu tun“, schreibt einer. „Nur weil der Zollverein jetzt so groß wird, gut läuft und tolle Treffen hat, kommen jetzt hier irgendwelche Möchtegerne um die Ecke und versuchen, alles kaputt zu machen.“

Polizei schrieb Strafanzeigen

Die Polizei stellte bei einigen Anwesenden die Personalien fest, sprach Platzverweise aus und schrieb Anzeigen. Tatbestände: Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, schwerer Fall des Landfriedensbruches, gefährliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz. Verletzt wurde eine Frau (21) aus Castrop-Rauxel von einem Böller. Polizeibeamte blieben unversehrt, Sachschäden gab es nicht.

Viele der Autofreunde versammelten sich zu später Stunde am Straßenrand des Westrings. Hier spielte sich das meiste polizeiliche Geschehen ab. Ihre Autos hatten sie auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums abgestellt.
Viele Autofreunde versammelten sich zu später Stunde am Westring. Hier spielte sich das meiste polizeiliche Geschehen ab. Ihre Autos hatten sie auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums abgestellt. © 7aktuell.de

Polizei-Sprecherin Corinna Kutschke unterstrich am Montag auf Nachfrage unserer Redaktion die Gefahr der Lage am Freitagabend. Streifenbeamte hätten das Treffen erst während ihres normalen Dienstes gesehen. Sie seien dort turnusmäßig vorbeigefahren, aber gleich unangenehm angegangen worden.

Die Beamten forderten Verstärkung an, riegelten die Ausfahrten ab, weil abzusehen war, dass zu den rund 200 Autos, so ihre erste Schätzung, Dutzende weitere von der A42 aus heranrollten. Mit dem zusätzlichen Personal entschied man sich für eine Auflösung des Treffens per Lautsprecher-Durchsagen. Dann eskalierte die Lage.

Null-Toleranz-Strategie

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen bewertete die Lage so: „Es ist die eine Sache, sich ruhig und geordnet zu treffen und seine Zeit zusammen zu verbringen. Aber am Freitagabend fanden wir eine ganz andere Situation vor. Diejenigen, die Polizistinnen und Polizisten angreifen und Verletzungen anderer in Kauf nehmen, sind Straftäter. Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen sie vorgehen.“

Der Einsatz habe einmal mehr gezeigt, dass Kontrollen der Raser- und illegalen Tuningszene notwendig seien. Jegliche Diskussion erübrige sich. „Mit einer Null-Toleranz-Strategie werden wir auch in Zukunft intensiv auf den Straßen unterwegs sein“, so Zurhausen. Die Szene werde sich auf verstärkte Kontrollen einstellen müssen.

Wie sich die Lage vor Ort darstellte und was der Polizeisprecher im Interview sagte: rn.de/castrop

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