Gisela Jebramek (74) ist eine der vielen Stammkundinnen. Und eine von denen, die wirklich traurig sind. Das Kaffeehaus am Münstertor, betrieben von der Bäckerei Auffenberg aus Ickern, schließt am Freitag (30.6.2023). So wie es jetzt ausschaut für immer. Und das liegt nicht daran, dass zu wenige Kunden kamen. Geknickt sind auch Isabel Auffenberg und Bäckermeister Alexander. Traurig ist Dr. Magnus Heier, der Eigentümer. Und Mitarbeiterin Angela Thiele stehen fast die Tränen in den Augen.
Es ist der vorletzte Tag an diesem Donnerstag. Thiele steht hinter der Theke, verkauft unserem Reporter drei Brötchen. Und als wir sie ansprechen auf die Schließung, holt sie ihren Kollegen dazu: Florian Meurer, von Gisela Jebramek wegen seiner Tolle auf dem Kopf gern scherzhaft „Elvis“ genannt, stellt sich zu ihr. Wir kommen ins Gespräch.
„So ein gutes Café, so gute Torten und so faire Preise“, sagt Gisela Jebramek. Sie wohnt in der Nachbarschaft, ein paar Meter hinter dem Bahnübergang an der Oberen Münsterstraße. „Aber wenn die Fachkräfte fehlen, was will man da machen?“
Sie hat offensichtlich auch unsere Zeitung gelesen, in der Isabel Auffenberg, die Chefin des Traditions-Unternehmens aus Ickern, den Grund genannt hatte: Es gehe ums fehlende Fach-Personal. Florian Meurer sagt, er sei vom Fach, gelernter Bäcker, in der Konditorei ausgebildet, einst einen Betrieb geleitet und nun seit November für Auffenbergs tätig. Aber eben nicht alle: nur zwei von zehn Beschäftigten in dieser Filiale. Für ihn gehe es dann jetzt am Standort Ickern weiter. Aber nicht für seine Kollegin Angela Thiele, die seit über einem Jahr hier arbeitet.
„Astreine Auskunft bekommen“
„Ich bin Diabetikerin“, erzählt Gisela Jebramek. „Immer, wenn ich gefragt habe, was in den Backwaren drin ist, habe ich eine astreine Auskunft bekommen“, sagt sie. Das aber sei nicht möglich, wenn man ungelernte Kräfte im Verkauf habe, meint Isabel Auffenberg. Auszubilden oder gar ausgebildete Leute zu finden, sei aber kaum möglich.
Florian Meurer bestätigt das: „Diese Arbeit will kaum einer mehr machen“, sagt er. Dabei sei er zufrieden, und Angela Thiele auch. Sie habe hier gern gearbeitet. „Wenn ich Fachkraft wäre, ich würde sofort hier anfangen“, sagt Gisela Jebramek. Alle drei lachen – obwohl sie traurig sind. „Klar, alle hoffen, dass ihr wieder aufmacht“, meint die Kundin. In den Arztpraxen rundherum seien alle traurig. Irgendjemand habe sogar schon Proteste angekündigt, meint sie.

Man habe viel überlegt, sagt Thorsten Meurer, ob und wie man das Café erhalten könne. Er war wohl auch Teil einiger Gespräche mit den Auffenbergs, habe Vorschläge gemacht, aber könne da natürlich auch nach außen hin nicht drüber sprechen.
Ob Informationen unserer Redaktion stimmen, dass Kunden hier schlecht oder falsch beraten wurden, lässt sich nicht eindeutig bestätigen. Isabel Auffenberg hatte die fachkundige Beratung aber als zentralen Aspekt benannt, warum sie auf Fachkräfte im Verkauf setzen wolle, weniger auf Aushilfen.
Fakt ist: Seit Dienstag oder Mittwoch hängen Zettel in den Fenstern, die die Schließung offiziell verkünden. Unsere Redaktion berichtete schon vor Wochen darüber. Damals schien es, als könne nur ein Wunder diese gut gehende Filiale, die eigentlich keiner missen möchte, noch retten. Es ist anders gekommen.
„Eine Freundin sagte mir, hier gebe es die beste Tomatensuppe, die sie je gegessen habe“, erzählt Kundin Gisela Jebramek am vorletzten Verkaufstag. Sie bezahlt, nimmt das Brot mit und verabschiedet sich wohl zum letzten Mal. Angela Thiele verdrückt eine Träne. Jetzt werde sie, wohl oder übel, einen neuen Job suchen.
Bäckerei Auffenberg, Dachdecker Drath, EvK & Co.: Hilfe! Fachkräftemangel in Castrop-Rauxel
Isabel Auffenberg zur Schließung des Kaffeehauses: „Wenn ich das sehe, dann wird mir schlecht“
Bäckerei schließt Café in Castrop-Rauxel: Isabel Auffenberg fehlen immer mehr Fachverkäufer