Douglas‘ (44) spezielle Sammel-Leidenschaft Toyplosion brachte 2000 Spielzeug-Nerds zusammen

Eine Actionfigur als Lebensversicherung
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Über 2000 Fans von 80er-Jahre-Popkultur stürmten am Samstag (26.8.) die Castrop-Rauxeler Europahalle. Die Veranstalter der Toyplosion verwandelten die riesige Halle in eine Pilgerstätte für alle Sammler und Liebhaber von Actionfiguren aus Kultserien wie He-Man. Die Messebesucher konnten einen Tag lang über ihre Lieblingshelden fachsimpeln, Fanartikel ersteigern und in Erinnerungen schwelgen.

Toyplosion 2023 in der Europahalle in Castrop-Rauxel
Über 2000 Fans von Kultserien wie He-Man und Knight Rider tummelten sich auf der ersten Toyplosion in der Europahalle. © Julia Segantini

So zum Beispiel am Stand von Douglas W. Er ist extra aus Saarbrücken angereist, um hier einige seiner Lego-Artikel und Actionfiguren zu verkaufen. Seine teuersten Stücke sind eine Boba-Fett-Figur für 1500 Euro und ein Piratenschiff von Lego für 750 Euro. Bei ihm zu Hause hortet er aber noch größere Schätze.

Kein Geld für Spielsachen

Dort hat er sich im Keller ein „Männerzimmer“, wie er sagt, eingerichtet. Da steht eine Couch, eine Playstation und eine Vitrine für seine kostbaren Sammlerstücke. Um die 2000 Artikel, Lego und Actionfiguren zusammengezählt, und anderes Merchandise hat er in den letzten zehn Jahren angesammelt. Da begann seine Sammelleidenschaft aus einem traurigen Grund.

Toyplosion 2023 in der Europahalle in Castrop-Rauxel
Obwohl die Toyplosion den Fokus auf die Serie He-Man setzt, gibt es an jeder Ecke Star Wars Devotionalien. © Julia Segantini

„Als Kinder waren wir sehr arm und konnten kein Spielzeug kaufen“, erzählt er. Für ihn und seine Geschwister sei das eine harte Zeit gewesen. Der Vater kam aus den USA nach Deutschland. Einmal brachte er Spielzeug von der Actionfilm-Reihe G.I. Joe mit. Doch meistens sei kein Geld für solche Dinge gewesen. W. erinnert sich, wie die Nachbarskinder alle möglichen Figuren aus damals beliebten Serien und Filmen wie He-Man oder Star Wars besaßen.

Nur Familie W. ging meistens leer aus. Ein winziger Trost blieb den Kindern: „Immerhin konnten wir die Abbildungen von He-Man aus den „Otto“- oder „Quelle“-Katalogen ausschneiden. Eigentlich herzzerreißend,“ sagt er, als würde ihm das gerade erst auffallen. Auf der Toyplosion trägt er ein T-Shirt der bei Vintage-Sammlern beliebten Internetseite „The Toys We Had“ (dt.: die Spielsachen, die wir hatten). Ironisch, dass es ihm genau um die Spielsachen geht, die er eben nicht haben konnte.

Aus der Armut geschafft

Doch Douglas W. wollte nicht arm bleiben. Er arbeitete sich hoch. Heute hat er eine leitende Funktion beim Tiefkühlkost-Unternehmen Bofrost und verdient gutes Geld. Jetzt könne er sich endlich leisten, was er als Kind nicht haben konnte, so der 44-Jährige. Aber er ist wählerisch. „Ich will nichts ausgepacktes und nichts, was vorher bespielt wurde. Es soll quasi unbefleckt sein.“ Originalverpackte Actionfiguren in gutem Zustand sind bei Sammlern besonders beliebt und wertvoll. Eine geöffnete Verpackung oder gar ein gebrauchtes Spielzeug verliert immens an Wert. Zumindest den geldlichen.

Toyplosion 2023 in der Europahalle in Castrop-Rauxel
Viele Toyplosion-Besucher, die an diesem Stand vorbei kommen, bewundern die grellen und gut erhaltenen Farben dieser Actionfiguren. © Julia Segantini

W. besitzt Dinge, die er niemals hergeben würde. das gilt vor allem für seine Spielsachen von Star Wars. Sein Favorit: die X-Wing-Fighter. 23 Stück besitzt er in verschieden Boxen. Am wertvollsten ist ein unbespieltes Modell aus Spanien für 4000 Euro. Fanartikel wie diese seien eine gute Geldanlage, sagt er, ähnlich wie wenn Menschen Geld in Aktien investieren. Wichtiger ist ihm aber der emotionale Wert

Toyplosion 2023 in der Europahalle in Castrop-Rauxel
Ganz dogmatisch halten sich die Händler nicht an das 80er Jahre Thema. Zwischendurch gibt es Artikel aus aktuellen Serien wie „The Walking Dead“. © Julia Segantini

Er ist nicht einfach Fan der Star Wars Serie, weil ihm die Filme gefallen. Sein Hobby führt ihm vor Augen, was er geleistet hat. Er ist Experte auf seinem Gebiet, weiß zu beinahe jeder 80er Jahre Kultserie, wie viele Figuren dazu erschienen sind, kennt Sammlerpreise auswendig. Dieses Hobby benötigt Zeit und Geld. Ressourcen, die arme Menschen nicht haben. An den vollen Vitrinen zu Hause kann er sehen, wie er es eigenhändig aus der Armut geschafft hat. Er holt sich als Erwachsener zurück, was sein jüngeres Ich nicht haben konnte.