Beliebter Dönerladen in der Castroper Altstadt schließt „Es ging einfach nicht mehr“

Von Carlo Knyphausen
Beliebter Dönerladen in der Castroper Altstadt schließt
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Selam Tasdemir ist 44 Jahre alt und arbeitet seit November 2021 im Dönerladen „Topkapi“ in der Innenstadt. Zwar gehört der Laden seinem Bruder, er ist aber das „Gesicht“, steht nahezu täglich hinter der Theke.

Das Ladenlokal war bereits acht Jahre bevor „Topkapi“ eingezogen war, ein Dönerladen. Damals im Besitz von Kerna Araz. Zu dieser Zeit arbeiteten die beiden Brüder in einem Feinkostgeschäft und waren im Anschluss kurz auf einer Baustelle tätig. Da ihre Eltern schon einen Dönerladen betrieben, haben und die beiden etwas Neues anfangen wollten, entschieden sie sich dazu, den Laden in Castrop-Rauxel zu übernehmen.

Eine Gruppe von Menschen steht hinter einer Theke mit Saucen und Salaten. Hinter ihnen eine Anzeigetafel mit einem Menü und ein Dönerspieß.
Zu Weihnachten verschenkte der Dönerladen Topkapi gratis Döner und Getränke. Thomas Frauendienst organisierte die Aktion und sammelte Spenden in Höhe von über 3000 Euro ein. © Natascha Jaschinski

Nun, nach knappen vier Jahren, geben sie das Geschäft wieder an seinen vorherigen Besitzer zurück. Die Preise seien zu stark angestiegen. Das Geschäft mit dem Döner, der längst keine 3 Euro mehr kostet, lohne sich nicht mehr, sagt Selam Tasdemir. Die Miete sei zwar stabil geblieben, dafür wären die Strom- und Gaspreise um das zwei- bis dreifache gestiegen.

Dieses Problem bestand, auch wenn anscheinend nicht ganz so drastisch, mit dem Finanzamt: „Ich zweifle nicht daran, dass es gerechtfertigt ist, meine Eltern bekommen von dem Geld ihre Rente, doch für uns wurde es leider zu viel“, blickt Tasdemir auf die gestiegenen Steuer-Abgaben. Spätestens seit dem letzten Jahresabschluss, wäre klar gewesen, dass es so nicht weitergehen könne.

Also entschlossen sich die Brüder, den Laden wieder abzugeben. Die offizielle Schlüsselübergabe soll voraussichtlich am 10. April 2025 erfolgen, der letzte Tag wird aber wahrscheinlich schon am Samstag, 29. März sein, da der Laden vor der Übergabe noch renoviert werden soll.

Die „Döneraktion“

In den Jahren im Topkapi konnte Tasdemir viele schöne Erlebnisse sammeln, und erinnert sich an die vielen Gesichter, die er in dem Laden kennenlernte. „Hier möchte ich sehr gerne Herrn Frauendienst erwähnen, der uns in schwierigen Zeiten geholfen hat, immer für uns da war und mit uns die Döneraktion gemacht hat“.

In den vergangenen zwei Jahren hat Thomas Frauendienst, zusammen mit dem Topkapi Grill zu Weihnachten gratis Döner und Getränke verteilt. Dazu sammelten sie Spenden in Höhe von über 3000 Euro, um die Aktion möglich zu machen. „Ich fand die Aktion sehr schön, alle Menschen hier zu versammeln, die das Bedürfnis haben, eine gemeinsame Zeit zu erleben“, sagt Selam Tasdemir.

Auf dem Bild steht ein Mann mit einer Dönertasche in der einen und einer Grillzange in der anderen Hand vor zwei Dönerspießen.
Selam Tasdemir konnte viele schöne Erfahrungen sammeln und hofft, seine alten Kunden bald wiederzusehen. © Natascha Jaschinski

„Ich akzeptiere es“

Tasdemir wird nach der Übergabe des Geschäfts, weiterhin mit seinem Bruder zusammen arbeiten. Er wird in den Feinkostladen seines Bruders zurückkehren, der im Globus an der Siemensstraße beheimatet ist. Seine Frau, die auch im Dönerladen mitarbeitet, ist Pflegefachkraft und wird diesen Beruf nach der Übergabe wieder ausüben.

Außerdem sagt Tasdemir, dass er schon viele Rückmeldungen zur Schließung bekommen habe. Diese Kommentare seien sehr positiv gegenüber gewesen, trotzdem würde Castrop-Rauxel „nichts verlieren“. Schließlich sei der neue Inhaber auch erfahren in dem Beruf.

Mehr Zeit für die Kinder

Am meisten an der Zeit im Topkapi vermissen wird Selam Tasdemir das gemeinsame Essen mit seinen Kindern. „Sie sind jeden Tag nach der Schule hierhergekommen und dann haben wir zusammen gegessen“. Er beschreibt, dass man natürlich auch zu Hause zusammen essen kann, aber im Laden wäre das etwas anderes gewesen und sehr besonders.

Manche seiner Kunden, mit denen er befreundet ist, würde er aufgrund der Schließung nicht mehr sehen können: „Ich bin natürlich traurig darüber, aber ich akzeptiere es, so wie es eben läuft. Dazu habe ich dann endlich mehr Zeit für meine Kinder“. Die sei mit seiner ständigen Präsenz im Topkapi-Grill auch mal zu kurz gekommen.