Tierärzte erhöhen ihre Gebühren Karin Rüschers verzweifelte Suche nach einer Alternative

Tierärzte erhöhen ihre Gebühren: Karin Rüscher musste umdenken
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Stubenkater Charly lässt sich von seinem Frauchen gerne kraulen. Doch wenn Karin Rüscher sich ihm mit der Schere nähert, dann ist jeglicher Spaß vorbei – und der sonst so ruhige Kater wird zum Biest. Das Problem: Das Fell von Main-Coon Katzen wie Charly ist schnell stark verfilzt. Ab und zu muss ein Schnitt einfach sein.

Doch als Charlys Fell das letzte Mal richtig schlimm aussah, blieb Rüscher nichts anderes übrig, als ihren Tierarzt aufzusuchen und den Kater unter Narkose scheren zu lassen. Doch das ist kostet viel Geld: Fast 300 Euro musste Karin Rüscher damals bezahlen, schon bevor das Leben dieses Jahr so viel teurer geworden ist. Dazu kommt, dass die Tierärzte ihre Behandlungspreise erheblich erhöht haben.

Karin Rüscher ist aber kein Einzelfall. Sonja Schink betreibt in Castrop-Rauxel einen Tierfriseursalon und züchtet Continental Bulldog Hunde. „Ich höre bei meinen Kunden immer wieder, dass ihnen die gestiegenen Tierarztkosten zu schaffen machen“, erzählt Schink.

Gerade bei den älteren Kunden, die von ihren Renten leben, könnte es in der Zukunft schwierig werden, glaubt Schink. Die Züchterin vermutet sogar, dass im kommenden Jahr viele Haustiere auf der Straße landen werden, weil ihre Besitzer die Tierarztkosten nicht mehr tragen können.

Akzeptanz beim Tierarzt

So drastisch seien die Reaktionen auf die erhöhten Gebühren in der Tierärztlichen Praxis für Kleintiere nicht gewesen, schildert Dr. Natalie Thurek. „Tatsächlich wurde die GOT Erhöhung in unserer Praxis relativ gut akzeptiert“, sagt die Tierärztin.

Ihr zufolge haben sich zwar ein paar Kunden beschwert, doch letztlich sei es nicht zu Problemen bei der Bezahlung gekommen. Ohnehin bestehe in der Praxis die Möglichkeit, alternative Zahlungspläne zu vereinbaren.

Bärbel Simon (li.) und Dr. Natalie Thurek mit Babykatze
Dr. Natalie Thurek engagiert sich zusätzlich im Tierheim und behandelt die verwaisten Tiere. Hauptberuflich arbeitet die Tierärztin in der Tierärztlichen Praxis für Kleintiere in der Erinstraße 27. © Kalthoff

„Wir bieten unseren Kunden schon immer eine Möglichkeit der Ratenzahlung bei größeren Beträgen an und werden das natürlich auch jetzt fortsetzen, vorausgesetzt, dass die Zahlungsmoral in der Vergangenheit gut war“, sagt Dr. Thurek.

Ein überfälliger Preisanstieg

„Die Anpassung der Gebührenordnung war überfällig“, heißt es in einem öffentlichen Schreiben für Patientenbesitzer auf der Internetseite der Bundestierärztekammer. Seit 1999 sei die Tierärzte-Gebührenordnung nicht mehr umfassend angepasst worden. Dringend müssten neuere medizinische Verfahren aufgenommen werden.

Die Höhe der aktuellen Anpassung entspreche noch nicht einmal dem Inflationsausgleich. Außerdem seien die Praxiskosten, die bis zu 75 Prozent des

Umsatzes betragen, in weit höherem Maße gestiegen. „Wir bitten

um Ihr Verständnis!“, heißt es in dem Schreiben.

Alternative für Kater Charly

Karin Rüscher konnte für sich und ihren Kater mit der Hilfe eines Facebook-Aufrufs des Pflegeteams Dieckmann eine andere Alternative finden: Die Besitzerin eines Tierfriseursalons in Recklinghausen erklärte sich bereit, den Kater ohne Narkose und kostenlos für die Rentnerin zu scheren – mit Erfolg.

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