Jeder kennt es: an der Supermarktkasse der ungläubige Blick auf den Kassenzettel. Soll es wirklich so viel Geld für die paar Waren im Einkaufskorb sein? Die Inflation hält an, auch wenn nicht mehr in dem Ausmaß wie 2022 und 2023, als sie Rekordwerte erreichte. Auch damals haben wir für einen Test eingekauft und das Ganze jetzt wiederholt. Und es gibt eine Überraschung.
Im März 2022, bei unserem ersten Einkauf in einem Supermarkt in Castrop-Rauxel, herrschte wegen des beginnenden Ukraine-Krieges Krisenstimmung. Gut in Erinnerung waren auch noch die Warnungen wegen der Corona-Lage vor dem Ausfall kritischer Infrastruktur. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft warb dafür, sich einen Vorrat anzulegen. Nach dieser Liste haben wir damals eingekauft – einen Vorrat für eine Person und zehn Tage. Das wären 14 Kilogramm Lebensmittel und 20 Liter Wasser. Frischwaren wie Gemüse oder Fleisch sind deshalb kaum vertreten.

Die Zeiten, als Mehl und Speiseöl Mangelware, manche Regale leer waren und es für manche Produkte eine Höchst-Abgabemenge gab, haben wir schon wieder vergessen. Einen Vorrat zu haben, ist aber immer noch sinnvoll. Und der Testeinkauf zeigt, wie viel teurer manche Lebensmittel geworden sind. 2022 waren wir gleich zweimal einkaufen, dann wieder im März 2023.
Speiseöl billiger als 2022
Nicht alles wurde erheblich teurer. Überraschung am Regal mit den Ölen. Mussten wir im März 2022 noch mangels Speiseöl auf Olivenöl ausweichen und dafür 4,79 Euro zahlen, kostete Sonnenblumenöl der Marke Thomy im Juli 2022 dann 4,99 Euro, genauso das Rapsöl im März 2023. Jetzt kostete die Flasche Rapsöl 3,99 Euro, Sonnenblumenöl von Thomy sogar nur 2,99 Euro.
Dennoch: Insgesamt sind die Preise gestiegen. 63,88 Euro standen im März 2022 am Ende auf dem Kassenzettel. 74,08 Euro sind es drei Jahre später, Ende März 2025. Eine Steigerung um 16 Prozent. Eine Überraschung bringt der Blick auf den Kassenzettel vom März 2023: 75,22 Euro haben wir damals bezahlt – also mehr als jetzt.
100-prozentig kann dieser Vergleich nicht sein. So gab es jetzt beispielsweise die Spaghetti im Sonderangebot 70 Cent reduziert, es war damit 10 Cent billiger als vor drei Jahren. Auch das Thunfischfilet in der Dose war mit einem Preis von 1 Euro ein besonderes Angebot. In fast allen Fällen, aber eben nicht überall, gelang es allerdings, die Produkte der gleichen Marke einzukaufen. Sehr häufig haben wir die günstige Eigenmarke gewählt. Hier, so hat es die Verbraucherzentrale veröffentlicht, haben sich in Deutschland die Produkte zwischen 2020 und 2024 fast doppelt so stark verteuert wie Markenprodukte.
Vieles wurde viel teurer. Gemüse in Glas oder Dose zum Beispiel. Apfelrotkohl im Glas zum Beispiel stieg von 1,49 auf 2,19 Euro in drei Jahren, ein sattes Plus von 47 Prozent. Grüne Bohnen in der Dose wurden um 45 Prozent von 1,79 auf 2,59 Euro angehoben. Bei anderen Dosen zeigt sich ein ähnlicher Trend: Mandarinen in der Dose von 2,99 auf 3,79 Euro, Apfelmus von 1,49 auf 1,99 Euro, Kirschen im Glas von 2,99 auf 3,79 Euro.
Butter scheint ein Produkt, das besonders sensibel auf bestimmte Zeiten reagiert. 1,65 Euro kosteten 250 Gramm von 3 Jahren, drei Monate später waren es dann sogar 2,29 Euro. Im März 2023 dagegen war Butter mit 1,49 Euro wieder sehr günstig. Jetzt haben wir das Paket für 2,39 Euro in den Einkaufskorb gelegt. Ein Plus von 45 Prozent vom März 2022 aus gerechnet. Nimmt man dagegen den Wert aus dem Sommer 2022, wurde Butter gerade mal um 10 Cent teurer. Das hatten wir nicht mehr so in Erinnerung.
Unrühmlicher Spitzenreiter bei unserem Testeinkauf war übrigens Milchreis. Die Tüte kostete vor drei Jahren 69 Cent und jetzt 1,09 Euro: ein sattes Plus von 58 Prozent. Stabil im Preis dagegen scheinen schwarzer Tee, Haferflocken und abgepacktes Vollkornbrot. Beides wurde nur wenige Cent teurer. Und Bio-Eier im Sechserpack waren vor zwei Jahren schon mal genauso teuer wie heute. Nur ein Preis ist geblieben: Die Papiertüte für den Einkauf wird weiterhin mit 39 Cent verbucht.
Ein Jahr weiter zurück als wir ist die Verbraucherzentrale gegangen. Demnach sind die Lebensmittelpreise in Deutschland seit 2021 um rund 30 Prozent gestiegen, also noch höher als es unsere Testeinkauf zeigte. Aber Obst- und Gemüsepreise, die zur Inflation besonders beitragen, haben wir fast nicht gekauft. Die Inflation bei Lebensmittelpreisen habe sich allerdings verlangsamt, so die Verbraucherzentrale.
Als Faktoren zählt sie gestiegene Energiekosten auf, die schwierige internationale politische Lage und Arbeitskräftemangel, aber auch Missernten durch den Klimawandel, versteckte Preiserhöhungen sowie Mitnahmeeffekte.
Die Verbraucherzentrale rät: „Zwei Marktchecks im Jahr 2023 zeigen, dass sich die gleichen oder vergleichbaren Produkte in Supermärkten und Discountern preislich extrem unterscheiden können. Preise vergleichen lohnt sich also mehr denn je.“ Das können wir nur bestätigen. Bei einigen der Produkte hätten wir Geld sparen können, wenn wir zu einer anderen Marke gegriffen hätten.