Terrorverdächtiger Jalal J. schottete sich ab „Töfter Typ“ traf Hardcore-Muslime und Kriminelle

Terrorverdächtiger Jalal J.: „Töfter Typ“ traf Hardcore-Muslime
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Mit einer weiteren Zeugenvernehmung ist am Dortmunder Landgericht der Prozess gegen den Castrop-Rauxeler Terrorverdächtigen Jalal J. fortgesetzt worden. Der Zeuge hatte den Angeklagten im Maßregelvollzug kennengelernt. Das heißt: Auch er hatte eine Straftat begangen und war dafür neben einer Haftstrafe zu einer Entzugstherapie verurteilt worden.

Der 30-Jährige wollte anfangs nur Gutes über Jalal J. berichten. „Ich habe ihn als töften Typen kennengelernt“, sagte der Zeuge den Richtern. „Der war gerade und korrekt. Wir hatten viel Spaß miteinander.“

In sein Zimmer zurückgezogen

Wie schon andere Zeugen zuvor benannte auch dieser das größte Problem des 26-jährigen Iraners. Weil sein Flüchtlings-Status ungeklärt gewesen sei, habe Jalal J. nicht arbeiten dürfen. „Und das nagte an ihm, weil er wirklich gerne arbeiten wollte“, so der Zeuge.

Ende 2022 habe sich J. dann aber immer mehr zurückgezogen und von den übrigen Insassen der Hagener Entziehungsklinik abgeschottet. „Er saß oft nur noch in seinem Zimmer und ließ niemanden mehr an sich heran“, sagte der Zeuge. Wirklich gewundert habe er sich da allerdings noch nicht. „Wir waren ja vorher fast täglich stundenlang zusammen gewesen.“

Leicht beeinflussbar?

Irgendwann will der Zeuge dann aber noch eine weitere Veränderung an dem Iraner bemerkt haben. Jalal J. habe sich bei seinen Freigängen oft mit Leuten getroffen, die „entweder Kriminelle oder Hardcore-Muslime waren“, so der 30-Jährige. „Ich weiß, was das für Leute sind und will mit denen absolut nichts zu tun haben.“

Der Zeuge schließt nicht aus, dass der Iraner tief in seinem Inneren ähnlich dachte, aber charakterlich zu schwach war, um den schlechten Umgang zu beenden. „Er war leicht beeinflussbar, ließ sich einfach manipulieren“, sagte der Zeuge. Er schließe nicht aus, dass auch die Anklagevorwürfe darauf zurückzuführen seien.

Jalal J. wird von einem Beamten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) mit Schutzmaske in Gewahrsam genommen. Anti-Terror-Ermittler griffen in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar 2023 nach Hinweisen eines Geheimdienstes zu.
Jalal J. wird von einem Beamten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) mit Schutzmaske in Gewahrsam genommen. Anti-Terror-Ermittler griffen in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar 2023 nach Hinweisen eines Geheimdienstes zu. © picture alliance/dpa/Karsten Wickern

Die Generalstaatsanwaltschaft wirft Jalal J. vor, einen islamistischen Terroranschlag mit einer Giftwaffe geplant und vorbereitet zu haben. Laut Anklage suchte er online den Kontakt zu Angehörigen des Islamischen Staates (IS) und ließ sich von diesen in der Herstellung der Giftstoffe Rizin und Cyanid schulen.

Auswertungen des Smartphones und eines Tablets des Angeklagten haben ergeben, dass ein möglicher Anschlag für Silvester geplant gewesen sein könnte. Allerdings konnte Jalal J. bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Bestandteile der Giftstoffe bestellen.

Anfang Januar wurde er schließlich nach einem Geheimdienst-Hinweis in der Habinghorster Wohnung seines Bruders festgenommen. Gegen den Bruder wird nicht mehr ermittelt.

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