Vor immer noch nur wenigen Zuschauern ist am Dortmunder Landgericht der Prozess gegen den Castrop-Rauxeler Terrorverdächtigen Jalal J. fortgesetzt worden. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft dem Iraner vor, einen Anschlag mit einer Giftwaffe geplant und vorbereitet zu haben.
Unter anderem soll sich J. im Internet über Möglichkeiten zur Herstellung der Giftstoffe Rizin und Cyanid informiert haben. Als er im Januar offenbar glaubte, alle erforderlichen Bestandteile besorgt zu haben, schlug die Polizei zu und nahm in an der Langen Straße in Habinghorst fest.
Nach Rizin und Cyanid gesucht?
Der Einsatz der Polizei war der wohl spektakulärste in Castrop-Rauxel in den vergangenen Jahren. Ein SEK stürmte die Wohnung, in der sich Jalal J. und sein Bruder aufhielten und zerstörten dabei die Tür so sehr, dass sie nur noch schief in den Angeln hing.
Bei der Durchsuchung trugen die Beamten schließlich kontaminationssichere Schutzanzüge, weil nicht sicher ausgeschlossen werden konnte, dass sich bereits gefährliche Giftstoffe in den Zimmern befanden. Außerdem war eine Spezialistin des Robert-Koch-Instituts mit vor Ort.
Drogen unter der Couch
In dem Durchsuchungsbericht beschrieben die Beamten die Wohnung später so: „Sie war in einem unordentlichen, teilweise verwahrlosten Zustand.“ In der Küche nahmen die Polizisten eine Tüte an sich, deren Inhalt sie auf den ersten Blick als „getrocknetes Obst“ identifizierten. Dahinter setzten sie jedoch ein Fragezeichen, weil sie sich nicht sicher waren.
Eindeutiger war dagegen das, was sie in einer Schachtel unter der Couch im Wohnzimmer fanden. „Marihuana“ ist in dem Durchsuchungsprotokoll vermerkt.
Leere Bierflaschen in der Garage
Weitere Beamte nahmen sich an den Tagen nach der Festnahme der beiden Brüder auch die zu der Wohnung gehörenden Garagen vor. Und auch dort legten Jalal J. und sein älterer Bruder offensichtlich wenig Wert auf Ordnung. Ein Zeuge erinnerte sich vor Gericht: „Ein Sack mit Holzkohle war teilweise auf dem Boden verschüttet.“
In der anderen Garage sollen zahlreiche leere Bierflaschen, ein Fladenbrot, Oliven und eine Flasche Tabasco-Sauce gefunden worden sein.
Ob auch Jalal J. von dem Bier getrunken hat, ist nicht bekannt. Der 26-Jährige befand sich zum Zeitpunkt seiner Festnahme allerdings eigentlich noch in einer Alkohol-Entziehungsklinik.
Dort hatte das Dortmunder Landgericht ihn 2019 eingewiesen, nachdem er wegen eines Astwurfs auf die Autobahn 45 zu sieben Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt worden war.
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