Videos rufen zum Kampf gegen „Unterdrücker“ auf Brutale Gewaltszenen auf dem Handy von Jalal J.

Terrorverdächtiger Jalal J.: Richter stoppen Videovorführung
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Im Prozess gegen den Castrop-Rauxeler Terrorverdächtigen Jalal J. sind weitere Videos gezeigt worden, die auf dem Smartphone des Angeklagten gespeichert waren. Diesmal hatten die Richter extra einen Dolmetscher für die arabische Sprache hinzu gebeten.

Denn die Bilder sprechen zwar schon für sich genommen eine eindeutige Sprache. Zusammen mit den gesprochenen Texten oder denen, die als Untertitel eingeblendet werden, ergibt sich aber erst ein umfassendes Bild.

Bilder und Texte

Auffällig: In dem fast 40-minütigen Video richten sich die Sprecher zunächst an die kurdische Volksgruppe. Diese ist zwar auch in der Heimat des Angeklagten, im Iran, präsent. Jalal J. hat aber nach bisherigem Stand der Ermittlungen keinen persönlichen Bezug dazu.

Mit lauten Stimmen peitschen die Sprecher auf dem Video die Kurden zum Kampf gegen die Unterdrücker auf. Immer wieder fallen die Begriffe „Ungläubige“ und „Kreuzträger“ als Synonyme für die angeblichen Unterdrücker aus dem westlichen Kulturkreis.

Ungläubige und Kreuzträger

Und wie auch schon bei anderen Videos zu erkennen, hatte Jalal J. offenbar überhaupt kein Problem damit, sich brutalste Gewaltdarstellungen anzuschauen. Die Richter können an diesen Aufnahmen aus professionellen Gründen nicht vorbei. Unter anderem, weil die beiden Schöffen die Akten im Vorfeld des Prozesses nicht kennen, sondern allein aus der Gerichtsverhandlung heraus entscheiden.

Aufnahmen von Hinrichtungen, die allesamt von markigen Flüchen gegen die Ungläubigen begleitet wurden, sind in großer Anzahl auf dem Mobiltelefon zu finden. Während der Vorführung im Saal gab niemand einen Laut von sich.

Stille im Gerichtssaal

Die Richter hatten nach diesem Video dann aber auch schon genug gesehen. Weitere Aufnahmen müssten nicht mehr geschaut werden, weil sie keinen zusätzlichen Nutzen brächten, hieß es. Die Videos dienen ohnehin nur der Veranschaulichung der offensichtlichen Gesinnung des Angeklagten.

Fraglich ist jedoch weiterhin, ob Jalal J. tatsächlich ein verfestigter Islamist oder vielleicht doch nur ein leicht beeinflussbarer Mensch war, der gerne dazugehörte und bereit war, dafür vieles zu tun.

Keine weiteren Aufnahmen

Wie mehrere Mitinsassen aus dem Maßregelvollzug, die vor Gerichts schon als Zeugen ausgesagt haben, glaubt vor allem auch Verteidiger Marco Ostmeyer an letzteres. Ziel seiner Strategie ist es, die Gefährlichkeit der Vorbereitungshandlungen seines Mandanten infrage zu stellen.

Jalal J. soll geplant haben, einen Anschlag mit den Giftstoffen Rizin und Cyanid zu verüben.

In diesem Haus an der Langen Straße in Castrop-Rauxel wurde Jalal J. im Januar von einem SEK verhaftet. Er befand sich in der Wohnung seines Bruders.
In diesem Haus an der Langen Straße in Castrop-Rauxel wurde Jalal J. im Januar von einem SEK verhaftet. Er befand sich in der Wohnung seines Bruders. © Lydia Heuser