Castrop-Rauxeler terrorisiert seine Nachbarn Reifen platt, Türen besprüht, Pflanzen vergiftet

Terror: Platte Reifen, besprühte Türen und vergiftete Pflanzen
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Rote Farbe auf Haustür und Wohnmobil, platte Reifen und zerkratzter Autolack, zugeschmierte oder verstopfte Türschlösser und vergiftete Pflanzen. Dazu schlimme Beschimpfungen, deren Wiederholung selbst in einer Gerichtsverhandlung peinlich war.

Dort vor dem Amtsgericht Castrop-Rauxel waren etliche Betroffene versammelt. Als Zeugen in einer Verhandlung gegen einen 61-Jährigen, der ihr Nachbar war beziehungsweise seit einigen Monaten ist. Denn der Angeklagte hat offenbar gleich zwei Nachbarschaften terrorisiert: seine alte und seine neue.

Angeklagter sagt aus

Eigentlich hatte der Angeklagte schweigen wollen, sagte dann aber, alle Nachbarn hätten etwas gegen ihn und vor allem gegen seinen Hund. Dieser Hund spielte in dem Prozess tatsächlich eine Rolle. Denn alle Tatorte liegen auf der Gassirunde.

Die angeklagten Taten sollen sich zwischen November 2021 und Juni 2022 ereignet haben und umfassen Sachbeschädigungen, Bedrohungen und Beleidigungen. 4000 Euro Schaden hat der Einsatz roter Lackfarbe hinterlassen, vier platte Reifen und eine zerkratzte Autoseite werden auf 2000 Euro geschätzt. Für beide Taten gab es Zeugen.

Zeugen berichten

Ein 31-Jähriger hatte morgens zufällig vom Balkon aus gesehen, wie der Angeklagte mit einem Gegenstand an einem Pkw entlang schrammte, sich danach mit einer „Stechbewegung“ bückte. Noch während er den benachbarten Pkw-Besitzer informierte, waren auch die anderen drei Reifen platt.

In der Nacht, als die rote Farbe zum Einsatz kam, hatte eine Studentin den Angeklagten gegen Mitternacht mit einer Sprühflasche in Tatort-Nähe gesehen. Die Geschädigten verbindet die Tatsache, dass sie mit dem 61-Jährigen zuvor schon mal Kontakt hatten. Der eine, weil er ihn gerügt hatte, als dieser seiner Frau vor die Füße gespuckt hatte, der andere, weil er eine Bemerkung über den kläffenden Hund machte.

Garten ruiniert

Auch die 86-jährige Nachbarin, deren schöner Garten, wie sie schilderte, in eine Art Wüste verwandelt worden sei, berichtete, dass zuvor ihr Sohn den Angeklagten und damaligen Nachbarn angesprochen hatte. Weil er rund um die Uhr extrem laute Musik abspielte.

Die Rache erfolgte in Form einer Giftspritze, mit denen wertvollen Rosenstämmen und Lorbeerbüschen der Garaus gemacht wurde. Überdies seien ein Kirschbaum und eine altehrwürdige Esche angesägt worden. Dem Sohn, der den Mann mit Kanister auf dem Rücken und einem Sprühgerät gesehen hatte, soll der Angeklagte zugerufen haben: „Mit euch habe ich noch viel vor.“

Verklebte Schlösser

Während der Angeklagte bei dieser Familie mehrfach das Autoschloss mit Silikon zugeschmiert hatte, griff er an seiner neuen Adresse zu Papier, Kabelbindern und Klebe, um die Wohnungstür seines Nachbarn zu sabotieren. Auch blockierte er den Fahrstuhl, sodass der Rollstuhlfahrer nicht in seine Wohnung kommen konnte.

Vom Balkon aus hatte er den 61-jährigen Rentner und den Hausmeister zudem derbe beleidigt, als diese frühmorgens im Garten plauderten. Machte homophobe Anspielungen. „Ich hatte immer den Eindruck, der ist nicht ganz in der Welt“, sagte der 71-jährige Hausmeister vor Gericht. Und bestätigte wie andere Zeugen auch, das der Angeklagte wohl ein massives Alkoholproblem hat.

Einschlägige Vorstrafen

Das geht auch aus dem Vorstrafenregister hervor. Bedrohung, Nötigung, Vollrausch, zum Teil mit Haftstrafen geahndet. Kein Respekt vor fremdem Eigentum, konstatierte die Staatsanwaltschaft und forderte Haft ohne Bewährung. Doch der Richter verhängte eine neunmonatige Bewährungsstrafe.

Ob der Angeklagte die Bewährungszeit von drei Jahren durchhält, ist durchaus fraglich. Schon beim Verlassen des Gerichtssaals soll er einem der im Flur stehenden Zeugen ein „Arschloch“ zugezischt haben.

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