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Teilsperrung der A43: Das bedeutet der Brücken-K.o. am Rhein-Herne-Kanal
Autobahn-Sperrung
Die A43-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal zwischen Recklinghausen-Hochlarmark und dem Kreuz Herne muss für Lkw über 3,5 Tonnen gesperrt werden. Was bedeutet das für den Verkehr um Castrop-Rauxel?
Für den Verkehr im östlichen Ruhrgebiet hat das starke Konsequenzen: Überprüfungen im Rahmen des sechsspurigen A43-Ausbaus haben ergeben, dass die Brücke auf der A43, nördlich des Autobahnkreuzes mit der A42, nicht mehr ausreichend tragfähig ist. „Ab Montag müssen wir den Schwerverkehr großräumig umleiten“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes.
Auch der Pkw-Verkehr müsse sich „leider auf Einschränkungen einstellen“, heißt es. Die Emschertalbrücke besteht aus drei Bauwerken, die über den Rhein-Herne-Kanal, die Emscher und die Bahnlinie führen. An der südlichen Brücke über den Kanal ist bei einer Überprüfung festgestellt worden, dass sich Stahlträger durchgebogen haben. „Wir müssen die Brücke entlasten“, so Sauerwein-Braksiek.
Die Brücke wird nun tagtäglich kontrolliert
Der gesamte Brückenzug sollte eigentlich ab 2024 erneuert werden. Die Planungen dafür laufen. Aktuell sollte geprüft werden, ob drei Fahrspuren für die Zeit des Neubaus über die filigrane Stahlbrücke führen könnten. „Bei diesen Untersuchungen ist festgestellt worden, dass sich die Durchbiegung der Längsträger verstärkt hat“, erläutert Projektleiterin Carola Ziebs. In den kommenden Wochen wird die Brücke nun täglich nachgemessen, um Veränderungen auch im Millimeterbereich zu erkennen.
Für den Lkw-Verkehr ist die Brücke nun gesperrt. Die Sperrung wird zwischen den Autobahnkreuzen mit der A42 und der A2 eingerichtet. Um das Bauwerk zusätzlich zu entlasten, werden die Verbindungen im Kreuz Recklinghausen von der A2 auf die A43 Richtung Wuppertal sowie im Kreuz Herne von der A42 auf die A43 Richtung Münster für den gesamten Verkehr gesperrt.
In zwei Wochen wird es an der Brücke eine ausführlichere Belastungsprüfung geben, für die die A43 voll gesperrt werden muss. Erst nach dieser Prüfung, für die jetzt ein Konzept erarbeitet wird, kann entschieden werden, ob und wie die Kanalbrücke bis zu einem Neubau weiter für den Verkehr zur Verfügung steht.

Die Emschertalbrücke, über die die A43 verläuft, muss eingehend untersucht und vermutlich früher als geplant neu gebaut werden. Sie ist über 400 Meter lang und überquert die Bahn, den Rhein-Herne-Kanal und die Emscher. © Jörg Gutzeit
Diese Szenarien sind nun möglich
Je nach Ergebnis der Belastungsprüfung sind folgende Szenarien möglich:
- Genügt die Einschränkung für Lkw ab 3,5 Tonnen, werden in den Kreuzen und den Anschlussstellen in der Nähe der Brücke Wiegeanlagen mit Schranken eingerichtet, ähnlich den Anlagen an der Leverkusener Rheinbrücke und der Rheinbrücke Neuenkamp.
- Sollten die Einschränkungen nicht ausreichen, um die Tragfähigkeit der Brücke zu gewährleisten, muss die A43 zwischen dem Kreuz Recklinghausen und dem Kreuz Herne für den gesamten Verkehr gesperrt werden.
- Parallel wird geprüft, ob eine Behelfsbrücke aufgebaut werden kann. „Die Anzahl dieser Brücken, die immerhin eine Länge von 80 Metern haben müssen, ist allerdings beschränkt“, sagt Carola Ziebs. Die Fertigteilbrücken, die in bundeseigenen Lagern vorgehalten werden, sind vielfach für den Ersatzneubau von Brücken im Einsatz. „Wir prüfen, ob es in absehbarer Zeit eine solche Brücke gibt und schauen gleichzeitig, ob sich eine Brücke an dieser Stelle verwenden lässt.“
- Der Neubau des Emschertalbrückenzuges über die Strecke der Deutschen Bahn, die Emscher sowie den Kanal war für 2024 angesetzt und sollte bis 2028 dauern. In der Prüfung ist nun auch, wie ein Ersatzneubau beschleunigt werden kann. Dabei muss aber auch mit der Deutschen Bahn über eine mögliche Änderung der Sperrpausen für die Überbrückung der Bahnstrecke verhandelt werden.
So wird vorerst umgeleitet
Umleitungen führen den regionalen Verkehr nun über die A2, die ohnehin an Werktagen oft schon stark belastete A45 und die A42. Neben der sogenannten Blechbeschilderung – die zum Teil inzwischen auch als LED-Tafel zur Verfügung steht – im unmittelbaren Umfeld der Sperrung werden auch die digitalen Anzeigetafeln für den Fernverkehr mit entsprechenden Informationen bestückt. Ab dem Kreuz Münster-Süd und dem Kreuz Wuppertal-Nord wird der Fernverkehr nun statt über die A43 über die A1 geführt.
Das ist die Emschertalbrücke
- Die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal stammt aus dem Jahr 1965.
- Die letzte Hauptprüfung hat 2015 stattgefunden (Zustandsnote 2,4). Die Zustandsnote setzt sich aus zahlreichen Ergebnissen der untersuchten Bauwerke zusammen, unter anderem auch Daten zu Geländer, Fahrbahn oder anderen statisch nicht relevanten Bauteilen.
- Im Jahr 2017 wurde eine Sonderprüfung der Schweißnähte durchgeführt. Dabei wurden keine Schäden festgestellt.
- Am Donnerstag (8.4.) informierte die Autobahn GmbH über die nun erkannten Probleme.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
