Tanja Switala hat den Respekt der Lange Straße „Ich kann auch mal laut werden“

Tanja Switala hat den Respekt der Lange Straße
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Die Frau mit den braunen Locken, der markanten Brille und der Polizei-Uniform wird an der Lange Straße sofort erkannt. Tanja Switala ist das Gesicht der Polizei in Habinghorst-Ost und Ickern. Für diesen Bereich ist sie seit drei Jahren die Bezirksdienstbeamtin. „Das heißt, ich übernehme unter anderem die Schulwegsicherung. Ich führe aber auch Ermittlungsersuche von Gerichten, Staatsanwaltschaften und Kommunen durch. Ich bin viel unterwegs, mit offenen Augen. Natürlich werde ich oft von den Leuten angesprochen – mit Hinweisen auf Straftaten zum Beispiel.“ Auch Haftbefehle zu vollstrecken, sei ein Teil ihrer Arbeit.

Als wir sie für diesen Artikel treffen, befindet sie sich gerade im Gespräch mit einem Bürger, der sich über die Ampelschaltung an einer Kreuzung beschwert. Sie werde sich kümmern und den Hinweis weiterleiten, sagt Switala. Der Mann nickt zufrieden.

Tanja Switala ist an der Lange Straße unterwegs. Auf ihrer gelben Weste steht in weißen Buchstaben: Polizei.
Tanja Switala ist an der Lange Straße unterwegs. © Tewe Schefer

Man sieht sich oft zweimal

Meistens hat die Polizistin bei der Arbeit ein Lächeln auf den Lippen. Sie sehe keinen Zweck darin, möglichst streng zu wirken. „Wenn man freundlich mit den Leuten umgeht, dann zahlt sich das viel eher aus. Gerade, weil man sich oft noch ein zweites, drittes oder viertes Mal sieht. Dann können sie sich daran erinnern und wissen: Das ist die nette Polizistin.“ Nur selten müsse sie richtig streng werden. „Streng werde ich eher, wenn ich merke, jemand will mich veräppeln. Dann kann ich auch mal laut werden.“

Die sieben Bezirksdienstbeamten in Castrop-Rauxel seien jeweils für einen Bereich zuständig, erklärt Switala. „Ich komme hier gut zurecht.“

Hilfe aus der Bevölkerung

Ein Erlebnis an der Lange Straße ist Switala besonders im Kopf geblieben. Ungefähr ein Jahr ist die Aktion her. „Beim Sonntagsflohmarkt habe ich eine Straftat festgestellt und wollte die Personalien von dem Mann haben. Der war dreißig Jahre jünger als ich, groß und kräftig. Er dachte sich, er könnte abhauen. Ich bin ihm hinterher, er wollte sich aber nicht festhalten lassen. Da hat mir ein Bürger geholfen, bis ich den Mann fixiert hatte und die Handfesseln drum waren. Die Aktion fand ich unheimlich gut – gerade die Hilfe aus der Bevölkerung. An dem Beispiel sieht man, finde ich, die Hilfsbereitschaft der Menschen.“

„Haben sie ins Herz geschlossen“

Adil Tamouh gilt als gute Seele von Habinghorst. Hier ist er im T-Shirt an der Lange Straße abgebildet.
Adil Tamouh gilt als gute Seele der Lange Straße. © Lydia Heuser (2022)

„Sie ist eine tolle Frau“, sagt Adil Tamouh über die Polizistin. „Eine offene, tolerante Frau, die wir in Habinghorst ins Herz geschlossen haben.“ Wenn jemand Ahnung von dem Stadtteil und der Lange Straße hat, dann Tamouh. Er ist unter anderem im Verein „Unser Habinghorst“ und im Integrationsrat aktiv – und gilt als gute Seele der Lange Straße. „Sie hat ein offenes Ohr für jeden, spricht jeden an. Wenn ein neues Geschäft aufmacht, geht sie rein und stellt sich vor – insgesamt ist sie sehr präsent. Würde sie keine Polizei-Uniform tragen, würde man oft gar nicht denken, dass sie Polizistin ist – so locker, wie sie ist. Wenn wir Feste feiern oder der Bürgerverein Veranstaltungen anbietet, schaut sie meistens vorbei.“

„Sie ist Quartiers-Polizistin mit Leib und Seele“, sagt Tina Teschlade. Beim Projekt „Zusammen im Quartier“ hat sie Habinghorst genau unter die Lupe genommen. „Sie bietet Unterstützung direkt vor Ort. Besonders die Kinder freuen sich immer, sie zu sehen.“ Mit den Kindern in Habinghorst tauscht sich Switala oft aus – bei der Schulweg-Sicherung achtet sie darauf, dass alle Schüler zurechtkommen. „Es ist wichtig, dass Kinder keine Angst vor der Polizei haben. Wir sind ja dafür da, ihnen zu helfen. Sollten sie einmal in einer Notsituation sein, dürfen sie keine Hemmungen haben, sich uns anzuvertrauen.“

Tina Teschlade ist städtische Mitarbeiterin der Stabstelle Bildung, Vielfalt und Teilhabe. Sie ist auf der Tribüne des Ratssaales stehend abgebildet.
Tina Teschlade ist städtische Mitarbeiterin der Stabstelle Bildung, Vielfalt und Teilhabe. Sie koordinierte das Projekt „Zusammen im Quartier“, bei dem Herausforderungen und Chancen von Habinghorst betrachtet wurden. © Tewe Schefer

„Bin ein Ruhrpott-Kind“

„Ich bin ein Ruhrpott-Kind“, sagt Tanja Switala. 1973 kam sie in Gelsenkirchen zur Welt. „Aufgewachsen bin ich mit meinem Bruder bei meinen Eltern. Mittlere Schicht, ganz normale Verhältnisse.“ Mit 14 las sie einen Roman, in dem eine Polizistin die Hauptrolle spielte und vielen Menschen weiterhelfen konnte. An den Titel des Buches erinnert sie sich heute nicht mehr. „Aber danach wusste ich, dass ich zur Polizei wollte.“

Mit 17 Jahren, nach der Realschule und der Handelsschule, bewarb sie sich bei der Polizei. In den zwei Jahren, die sie zu Beginn ihrer Karriere in Bergisch Gladbach arbeitete, habe sie eher Schwierigkeiten gehabt, den richtigen Ton zu treffen. In Castrop-Rauxel komme sie mit dem etwas raueren Umgangston dagegen bestens zurecht. „Das liegt mir einfach. Hier kann ich mit den Leuten ein ehrliches Wort reden. Respektvoll, aber nicht hochgestochen. Das wissen viele zu schätzen.“

14 Jahre bei der Reiterstaffel

Nachdem sie elf Jahre in Essen – überwiegend in Altenessen, Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg – im Einsatz war, gehörte sie 14 Jahre lang der Reiterstaffel in Düsseldorf an. „Wir wurden eingesetzt bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen und Demonstrationen. Behörden können die Reiter zum Beispiel auch anfordern, wenn es einen Vermisstenfall gibt. Von der erhöhten Position hat man eine bessere Übersicht.“ Seit 2020 ist die Ruhrgebietlerin nun in Habinghorst und Ickern unterwegs – und ist dort offenbar so richtig angekommen.