Kiosk, Bude oder Trinkhalle. Egal, wie man es nennt, jeder kennt die kleinen Läden mit Süßigkeiten, Bier und Zigaretten. Seit vier Jahren wird im Ruhrgebiet der Tag der Trinkhallen gefeiert, weil sie hier als immaterielles Kulturgut gelten. Jedes Jahr können sich Trinkhallen bewerben und bekommen vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Plakate, Luftballons und Girlanden, um ihre Trinkhalle zu schmücken. Zudem gibt es eine kulturelle Darbietung an jeder teilnehmenden Trinkhalle. Sei es Musik, Theater oder Comedy.
Am 17. August heißt es dann „kommt anne Bude.“ In Castrop-Rauxel nimmt der Markt Kiosk in der Castroper Altstadt teil. Kadir Demir ist der Inhaber und führt den Kiosk seit zehn Jahren gemeinsam mit seiner Frau. Am Samstag treten zur Feier des Tages zwei Bands vor dem Markt Kiosk auf. Dean & the Blue Bros und das Duo Janou aus Bochum.
Der Markt Kiosk sei von Anfang an beim Tag der Trinkhallen dabei, erzählt Kadir Demir. Vom Ehrentag hat er durch seinen Ansprechpartner in der Metro erfahren, als er Ware eingekauft hat. Der Tag sei ihm sehr wichtig, da es ihm einfach Spaß mache, die Menschen zusammenzubringen und für einen Kulturaustausch zu sorgen.
Am Tag der Trinkhallen bringen Organisatoren Zelte und Bänke vorbei, die dann vor dem Kiosk am Rande des Marktplatzes aufgestellt werden. Demir will zusätzlich noch weitere Bänke und einen Grill mitbringen, um den Tag für so viele Menschen wie möglich zu einem schönen Fest zu machen. Um 15 Uhr geht es dann vor den Buden des Ruhrgebiets bei hoffentlich schönem Wetter los.

Beliebt bei alt und jung
Der 59-jährige Jörg aus Castrop-Rauxel war schon immer ein großer Buden-Fan. Er wohnt in unmittelbarer Nähe zum Markt Kiosk und kennt den Betreiber. „Die Atmosphäre ist sehr familiär. Man kennt alle und kommt dort zusammen“, erzählt er. Jörg ist im Ruhrgebiet mit der Buden-Kultur groß geworden. Das gehöre für ihn zum normalen Leben dazu.
Auch die 55-jährige Tina geht regelmäßig zur Trinkhalle für eine bunte Tüte Süßigkeiten oder eine Pulle Bier, wie man im Ruhrgebiet zu sagen pflegt. Aber der Austausch mit anderen an der Trinkhalle würde ihr fehlen.
Nicht alle finden Trinkhallen noch zeitgemäß. Während eine Mutter mit 43 Jahren Trinkhallen nicht mehr cool findet, gehen ihre beiden 13-jährigen Töchter regelmäßig und gerne zum Kiosk, um sich ein Getränk oder ein Eis zu kaufen.
Bei vielen jungen Menschen sind Buden noch beliebt. Der 20-jährige Alpay geht sogar jeden Tag zum Kiosk, um sich Zigaretten und ein Softdrink zu kaufen. Obwohl die jüngeren Generationen die Trinkhalle nicht mehr als Treffpunkt nutzen, hat sie trotzdem noch einen hohen Stellenwert. Der 17-jährige Masary und die 19-jährige Nina aus Merklinde haben dort ihren Stammkiosk, an dem sie sich immer einen kleinen Snack kaufen. Sie können sich gut vorstellen, warum die Trinkhalle gerne als Treffpunkt genutzt wird und finden die Idee vom Tag der Trinkhallen gut.
Die 90-jährige Ilse hat bisher zwar nichts vom Tag der Trinkhallen gehört, aber als sie erfährt, was dahinter steckt, fängt sie an zu lächeln. „Es ist schön, an der Trinkhalle in Gesellschaft zu sein und zusammenzukommen“, sagt sie. Selbst mit 90 findet sie Trinkhallen noch besonders, auch wenn sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr oft da ist.

Trinkhallen sind also alles andere als überholt. Für manche mögen sie keinen Zweck mehr haben, weil sie ihre Getränke und Süßigkeiten im Supermarkt kaufen, aber für andere bedeuten Trinkhallen bis heute noch Heimat, Kindheit und Gemeinschaft. Das soll am Tag der Trinkhallen gefeiert werden.