Nur 50 Cent beträgt die Spende, die die Suppenküche der Caritas in Castrop-Rauxel für eine warme Mahlzeit erbittet. „Doch manche haben selbst diese 50 Cent nicht“, sagt Nina Diring von der Caritas. Dann bekomme sie eine Handvoll Münzen in die Hand gegeben. Genau abgezählt wird das Geld anschließend natürlich nicht. „Wir nehmen es und bedanken uns“.
In der Suppenküche werde jeder satt. Gleichzeitig merke sie auch bei eigentlich allen Menschen, die hier essen, eine große Dankbarkeit: „Die bedanken sich eigentlich immer.“ Zwischen November und März gaben die Ehrenamtlichen in der Suppenküche in Castrop-Rauxel wieder Essen aus. Zum Ende der Suppenküchensaison lief das allerdings anders. Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen der Caritas um Nina Diring kochten drei Gänge für die knapp 35 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.
Seit 33 Jahren wird hier für Menschen gekocht, bei denen das Geld gerade – oder aber eigentlich immer – knapp ist. Seit 33 Jahren ist auch die 82-jährige Agnes Winkelmann schon dabei.
Herausforderung: Kochen mit Spenden
Ihr Mann Wilhelm war damals Geschäftsführer bei der Caritas und da sei auch ihr Weg in die Suppenküche nicht weit gewesen. „Es fing langsam an“, sagt sie über die Zeit Anfang der 90er-Jahre. Anfangs habe sie zusammen mir drei oder vier anderen Frauen aus der Lambertus-Gemeinde bei der Caritas geholfen. „Das war selbstverständlich, dass wir das gemacht haben“, sagt sie.

„Wir haben von Anfang an nur das gekocht, was es als Spende gab. Wir haben nie groß was gekauft“, sagt sie. Manchmal sei es aber zeitlich knapp gewesen. Erst um 10 Uhr kamen die Spenden rein und schon um halb 12 Uhr habe das Essen fertig seien müssen. Damals gab es tatsächlich noch besonders oft die namensgebende Suppe. Die konnte eben am leichtesten aus den verschiedenen gespendeten Lebensmitteln gekocht werden. „Diejenigen, die kamen, waren froh, dass sie was gekriegt haben“, sagt Agnes Winkelmann.
Kein Ende trotz Herzschrittmacher
Doch nicht alle Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler sind schon so lange dabei wie sie. „Ich kenne viele, die nicht mehr da sind“, sagt die 82-Jährige. Doch – anders als bei vielen anderen Ehrenämtern – rücken auch neue nach. Ein Ende in der Suppenküche sei für Agnes Winkelmann trotz ihres Alters noch nicht in Sicht. Dieses Jahr habe sie einen Herzschrittmacher bekommen und eigentlich Dienst gehabt. Sie wollte morgens nur kurz ins Krankenhaus, doch der Arzt sagte: „Sofort hiergeblieben.“ Es dauerte aber nicht lange, dann stand sie selbst wieder in der Suppenküche.
Die einzelnen Gruppen haben immer einen Tag in der Woche, an dem sie hier helfen. „Wir sind die Lambertus-Gruppe, wir kommen immer mittwochs“, sagt sie.
Immer freitags komme das Essen vom Rochus – auch außerhalb der Suppenküchenzeiten. Samstags gibt es vor allem Reste von der Woche. „Wir haben immer das Glück, dass die anderen die Woche über schon gekocht haben und wir samstags die Reste verwerten können“, sagt die Ehrenamtlerin Nicole Dröfke. Als Agnes Winkelmann mit ihrer Gruppe einmal 90 Eier in Senfsoße zubereitete, musste Nicole Dröfke am Samstag nur noch Kartoffeln kochen, denn von der Soße blieb viel über. „Es wird nichts weggeschmissen“, sagt die 54-Jährige.
Wenn danach gefragt wird, gibt es immer auch Nachschlag. Und es wird oft gefragt.
Schlimme Erfahrung während Corona
Normalerweise servieren sie in diesem Raum im Untergeschoss der Caritas Essen für alle, die zur Suppenküche kommen. Doch der Raum ist mehr als ein reines Speisezimmer. Hier wird Zeitung gelesen, gespielt, gemeinsam Kaffee getrunken und vor allem viel miteinander gesprochen. Auch wenn als das nach der Corona-Pandemie leider nachgelassen habe.
An die Jahre während der Pandemie, als bei der Caritas zwar teilweise Mahlzeiten abgeholt, aber nicht gemeinsam gespeist werden konnte, erinnert sich hier niemand gerne zurück. „Dann musste die Menschen bei Wind und Wetter draußen warten – das war so schlimm“, erinnert sich Agnes Winkelmann.

Im Vergleich zur Zeit vor Corona sei das Publikum der Suppenküche inzwischen beinahe komplett ausgetauscht. „Ganz viele sind seitdem verstorben“, sagt Nina Diring: „Wir vermuten, dass viele gar nicht von der Suppenküche wissen.“ Zwischen 20 und 30 Menschen kämen in den Wintermonaten täglich, um hier zu essen, sagt sie: „Wie viele genau, das haben wir nie gezählt.“
Mehr Andrang am Monatsende
Ohnehin variiert die Zahl immer wieder leicht. „Am Monatsende – wenn das Geld knapp wird – kommen mehr Menschen“, weiß Agnes Winkelmann. „Und wenn Schlechtwetter ist.“ Häufig kommen die gleichen Menschen vorbei. Anders als bei der Lebensmittelausgabe der Tafel seien ganze Familien in der Suppenküche „eher die Ausnahme“, sagt sie.
Das Klischee, nach dem vor allem Menschen, die auf der Straße leben, die Suppenküche nutzen, trifft in Castrop-Rauxel nicht zu. „Wir haben nur einen Obdachlosen gehabt, der auch hier hingekommen ist“, sagt Nicole Dröfke. Anderes als vielleicht in Großstädten eigentlich alle anderen Menschen eine Wohnung, dennoch sei das Geld fürs Essen knapp. Häufig kommen die gleichen Menschen vorbei. Auch viele, die altersbedingt nicht mehr selbst kochen können, bekommen hier ihr Essen. „Es passiert auch öfter, dass der Mann für die Frau Essen mitnimmt“, sagt sie. Satt sei aber noch jeder geworden. Auch beim Essen für die Ehrenamtlichen.