
Zu viel Geld auf den Sparkonten? Das quittieren Sparkassen und Banken zurzeit häufig noch mit Negativzinsen. © picture alliance / dpa
Strafzinsen: Das erwartet die Sparer im Kreis Recklinghausen
Geldanlage
Im Juli könnte die EZB eine wegweisende Entscheidung treffen. Die Sparkasse Vest und die Volksbank Marl-Recklinghausen kündigen jetzt schon mal an, wie sie mit ihren Kunden verfahren wollen.
Zum 1. September 2021 hat die Sparkasse Vest Recklinghausen Strafzinsen für Sparguthaben ab 60.000 Euro eingeführt. Ein Jahr später wird sich das Thema möglicherweise schon wieder erledigt haben. Denn es zeichnet sich ab, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli 2022 - zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren - die Leitzinsen erhöhen wird.
Die Sparkasse Vest will diesen Zinsschritt ohne Verzögerung eins zu eins an ihre Kunden weitergeben, kündigt Stefan Fokken, Sprecher des Geldinstituts, an. „Unsere Verwahrentgelte sind automatisch an den EZB-Zins gebunden“, sagt er auf Anfrage der Redaktion.
Erwartet wird zunächst ein vorsichtiger Zinsschritt der EZB
Am 22. Juli tagt der EZB-Rat, das oberste geldpolitische Gremium der Notenbank. Erwartet wird, dass der Rat mit dem ersten Zinsschritt noch vorsichtig sein wird und die Zinsen nur um 0,25 Punkte anhebt. Bislang zahlen die Geldinstitute für die Millionen, die sie bei der EZB parken, ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent. Diesen Negativ-Zinssatz hat die Sparkasse Vest auch für die höheren Guthaben ihrer Kunden eingeführt. Ab Juli wird der Zinssatz dann möglicherweise nur noch minus 0,25 Prozent betragen. Für 10.000 Euro jenseits des Freibetrags würden dann pro Jahr noch 25 Euro Verwahrentgelt anfallen (statt bisher 50 Euro).
Weniger als fünf Prozent der 250.000 Sparkassen-Kunden sind von der Negativzins-Regelung betroffen. Mit allen müssen persönliche Vereinbarungen abgeschlossen werden. Dieser Prozess ist nach Worten Fokkens noch nicht beendet, habe allerdings auch keine Priorität mehr, „da absehbar ist, dass sich das Thema erledigen wird“.
Volksbank erhebt Negativzinsen erst ab 500.000 Euro
Auch Andreas Geilmann-Ebbert, Vorstandsmitglied der Volksbank Marl-Recklinghausen, ist zuversichtlich, „dass wir zum Jahreswechsel über Minuszinsen nicht mehr sprechen müssen“. Die Volksbank stellt ein „Verwahrentgelt“ von 0,4 Prozent in Rechnung, allerdings erst ab Einlagen in Höhe von 500.000 Euro. Nur „in dreistelliger Zahl“, so Geilmann-Ebbert, seien Kunden davon überhaupt betroffen. Auch die Volksbank will dem Zinsschritt der EZB folgen.
Bis Sparer für ihre Guthaben wieder Zinserträge jenseits der Null erwirtschaften, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Die Kreditzinsen hingegen werden erfahrungsgemäß schneller steigen. Fachleute erwarten für den Sommer für zehnjährige Baudarlehn einen Zinssatz von durchaus drei Prozent.
Geboren 1960 in Haltern am See, aufgewachsen in Marl und jetzt wohnhaft in Dorsten: Ein Mensch, der tief verwurzelt ist im Kreis Recklinghausen und dort auch seit mehreren Jahrzehnten seine journalistische Heimat gefunden hat. Schwerpunkte sind die Kommunal- und Regionalpolitik sowie Wirtschafts- und Verbraucherthemen.