Sternmarsch im strömenden Regen Schülerin tief bewegt – auf der Bühne brach sie in Tränen aus

Sternmarsch im strömenden Regen: Schülerin tief berührt auf der Bühne
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Als sie auf der Bühne spricht, stehen rund 3000 junge Menschen davor: Katrin Lasser-Moryson, die stellvertretende Bürgermeisterin, schaut vor allem auf Regenschirme. Aber sie sagt: „Ihr vermittelt mir Mut! Danke! Ein tolles Bild.“ Sie gibt ihnen noch mit auf den Weg: „Steht für Demokratie ein. Ich vertraue auf euch.“ Und dann ist ihre improvisierte Rede auch schon zu Ende.

Vieles war am Mittwochvormittag improvisiert, nachdem Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte zum Teil schon vor den Sommerferien angefangen hatten, diesen Sternmarsch, diesen Demo-Tag am 4.9.2024 in Castrop-Rauxel vorzubereiten. Strömender Regen aber durchkreuzte das Programm ein wenig: Moderator Frank Ronge (Stadtjugendring) straffte es. Und sie gaben trotzdem alles.

Frank Ronge führte durch das in Teilen improvisiert gestraffte Programm bei Dauerregen. Vor der Bühne standen trotzdem rund 2000 Leute.
Frank Ronge führte durch das in Teilen improvisiert gestraffte Programm bei Dauerregen. Vor der Bühne standen trotzdem rund 2000 Leute. © Tobias Weckenbrock

Für Zusammenhalt, Vielfalt, Toleranz und Demokratie gingen die weiterführenden Schulen von Castrop-Rauxel gemeinsam auf die Straße. In einem Sternmarsch, ähnlich dem für den Frieden in der Ukraine im April 2022, zogen sie von ihren Schulen im ganzen Stadtgebiet zu Fuß los und landeten gegen 11 Uhr am Stadtmittelpunkt in der Nähe von Willy-Brandt-Gesamtschule und Ernst-Barlach-Gymnasium.

Auch das Adalbert-Stifter-Gymnasium und die Sekundarschule aus der Altstadt waren dabei, die Neue Gesamtschule Ickern und die Realschule, das Berufskolleg Castrop-Rauxel mit einer riesigen Gruppe, das Berufsbildungszentrum aus Dingen und die Martin-Luther-King-Schule. Die brachte mit ihrer Trommler-Klasse zu „Titanium“ und anderen Songs mächtig Feuer und Stimmung rein, ehe Schülervertreter und -sprecher der weiterführenden Schulen gemeinsam den Höhepunkt der Kundgebung präsentierten.

Vor allem Luca Mertens vom BKCR und Bina Bauni, Schülersprecherin der WBG, wandten sich in einem Dialog, der als Poetry-Slam gedacht war, an die Tausenden Schüler. „Vielfalt? Ist das nicht eigentlich was Schlechtes, das die Unterschiede zwischen uns klarmacht, oder?“, fragte Bauni auf der Bühne übers Mikro. Und die versammelten Schüler auf der Bühne um sie herum, Schülersprecher der anderen Schulen, widerlegten das. „Vielfalt ist in uns allen“, sagte einer. „Nur weil jemand anders ist, heißt es nicht, dass es schlecht ist“, ein anderer.

Einem Mädchen brach vor emotionaler Rührung am Mikro die Stimme weg, als sie sagte: „Du bist aus dem Krieg geflohen. Du gehörst einer anderen Religion an. Du bist anders als ich.“ Ein Junge vervollständigte: „Trotzdem helfe ich dir. Ich möchte mit dir zusammenarbeiten. Vielfalt umfasst die ganze Welt und schweißt uns zu einer Einheit zusammen.“

Luca Mertens (BKCR) und Bina Bauni (WBG) führten mit anderen Schülersprecherinnen und -sprechern einen kleinen Poetry Slam auf.
Luca Mertens (BKCR) und Bina Bauni (WBG) führten mit anderen Schülersprecherinnen und -sprechern einen kleinen Poetry Slam auf. © Tobias Weckenbrock

Annemarie Ishorst, Schülervertreterin des Ernst-Barlach-Gymnasiums, sagte: „Warum ich mitmache? Weil ich es wichtig finde, sich gegen Hass und Hetze auszudrücken. Ich glaube, dass Zusammenhalt dadurch symbolisiert wird, dass wir den Sternmarsch mit allen Schülervertretungen der Schulen aus Castrop-Rauxel durchführen.“

Silja Senge, stellvertretende Schulleiterin am EBG, erklärte: „Das sich die Schülerinnen und Schüler als ‚selbstwirksam‘ erleben, ist ein wichtiger Aspekt. In der Schulgemeinschaft sind der Zusammenhalt und der Umgang mit Vielfalt Grundregeln des Schullebens. Die Schule ist ein Mikrokosmos, der die Gesellschaft widerspiegelt.“ Hier werde eine Transferleistung gelebt, und das sei eine wichtige Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler.

„Zusammen können wir mit unserer Vielfalt ganz viel schönes bewirken“, sagte Bina Bauni ins Mirko. Und Luca Mertens ergänzte: „Demokratie ist also das, was uns erlaubt, diese Stärken zu entfalten und miteinander zu teilen.“ Und Bauni meinte: „Genau. Und das sollte die ganze Welt machen. Aber wir fangen hier in Castrop an. Darum: Castroper Schulen für Vielfalt und Demokratie!“

Die zentralen 20 Minuten von der Kundgebung und viele Fotos auf rn.de/castrop