Die Sorge vor dem Anstieg häuslicher Gewalt stieg zu Beginn der Coronakrise. Die Zahlen belegen diese Sorge nicht. © picture alliance/dpa
Polizei
Mehr häusliche Gewalt in Zeiten von Corona? Es bleiben Fragen offen
Eine bundesweite Studie ergibt, dass Frauen und Kinder in Coronazeiten mehr häusliche Gewalt erleben. Auch die Polizei im Kreis Recklinghausen hat das erwartet. Die Zahlen sagen etwas anderes.
Tatort Wohnzimmer: Weil Eltern im Homeoffice arbeiten und Kinder lange nicht in Kindergarten oder Schule durften, steigen in Zeiten der Corona-Pandemie die Zahlen von häuslicher Gewalt. Das belegt eine erste Studie zum Thema. Laut Technischer Universität München und dem RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung sind Frauen und Kinder betroffen.
Eine Nachfrage bei der Kreispolizei Recklinghausen zeigt ein Ergebnis, das wohl auch die Polizei selbst verblüfft hat. „Die Zahlen, in denen wir wegen häuslicher Gewalt gerufen wurden, sind nicht gestiegen“, sagt Pressesprecherin Ramona Hörst auf Anfrage. Im Gegenteil: „In einigen Zeiträumen sind sie bis zu einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr gesunken.“
Ob es im Kreisgebiet wirklich weniger Streit und Gewalt in Familien gegeben hat? Das will Ramona Hörst nicht behaupten. „Die Zahlen sagen nur, dass wir weniger Fälle gemeldet bekommen haben.“ Gerade bei häuslicher Gewalt geht bei Weitem nicht jedes Opfer zur Polizei.
Drei Prozent der Frauen wurden Opfer körperlicher Gewalt
Das belegen die Ergebnisse der ersten große Studien zu Erfahrungen von Frauen und Kindern in Deutschland mit häuslicher Gewalt während der Corona-Pandemie.Demnach wurden rund 3 Prozent der Frauen in Deutschland in der Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen zu Hause Opfer körperlicher Gewalt. 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner vergewaltigt. In 6,5 Prozent aller Haushalte wurden Kinder gewalttätig bestraft.
Waren die Frauen in Quarantäne oder hatten die Familien finanzielle Sorgen, lagen die Zahlen deutlich höher. Nur ein sehr kleiner Teil der betroffenen Frauen nutzte Hilfsangebote. Auch das ist ein Ergebnis der Studie. So kannten zum Beispiel 48,2 Prozent der Opfer die Telefonseelsorge, 3,9 Prozent riefen dort an. 32,4 Prozent kannten das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, 2,7 Prozent hatten sich dorthin gewandt. 44,3 Prozent kannten das Elterntelefon, immerhin 21,5 Prozent hatten dort Hilfe gesucht.
„Wenn Frauen durch ihre Partner intensiv kontrolliert werden, können sie telefonische Beratungsangebote nur schwer nutzen. Hilfe sollte deshalb auch online angeboten werden, per Chat, Messenger und E-Mail“, so eine Aussage von Dr. Cara Ebert (RKI). Die bestehenden Hilfsangebote müssten besser in der Öffentlichkeit beworben werden.
Im Frauenhaus in Castrop-Rauxel wird Zunahme der Fälle beobachtet
Die Jugendämter in Dorsten und Haltern hatten vor Kurzem gemeldet, die Zahl der Fälle von Kindeswohlgefährdung hätten sich nicht verändert. Dass die Fälle häuslicher Gewalt in Castrop-Rauxel zugenommen haben, sagt hingegen Castrop-Rauxels Frauenhaus-Chefin Katrin Lasser-Moryson. Das Frauenhaus sei bis an die Oberkante belegt, hatte sie erst vor Kurzem berichtet.
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