Steakhaus Lindenhof im Restaurant-Check Ist diese Spargel-Platte 80 Euro wert?

Restaurant-Check im Steakhaus Lindenhof: Die Spargelplatte im Test
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Auch in Zeiten von Food-Trends wird der deutsche Klassiker weiterhin Jahr um Jahr sehnsüchtig erwartet. Vor Ostern richten sich die Blicke der Kunden auf die Spargelfelder: Wird es was vor dem Fest? Spätestens danach ist aber Spargel-Zeit. Und die zieht sich bis Ende Juni.

Die Nachfrage ist ungebrochen: das Spargel-Buffet bei Bauer Menken, der das Gemüse selbst anbaut, ist die gesamte Saison ausgebucht. Aber auch andere Restaurants lassen sich für die Saison etwas einfallen.

Das Steakhaus Lindenhof an der Recklinghauser Straße startet mit dem Gemüse in seine Biergarten-Saison. Wie schmeckt das Traditionsgericht im bürgerlichen Balkan-Gasthaus?

Die Vorspeise

Spargel ist nicht nur Beilage, sondern lässt sich eben auch zu einer hellen, cremigen Suppe verarbeiten. Für 7 Euro steht er ganz oben auf der Saison-Speisekarte, die aktuell im Steakhaus mit der angestammten Speisekarte gereicht wird.

Für diesen Preis erhalten wir die erwartet klassische Spargelcremesuppe. Hier werden keine Experimente mit dem Traditionsgemüse gemacht: Weiche Stückchen geben der nicht zu wässrigen Suppe Bissfestigkeit. Die Sahnehaube, das kulinarische Überbleibsel der 80er Jahre, ist aufgrund der generell schon cremigen Konsistenz eher überflüssig.

Die Spargelcremesuppe als Vorspeise im Steakhaus Lindenhof: Klassisch mit Sahnehaube und Baguettebrot.
Die Spargelcremesuppe als Vorspeise im Steakhaus Lindenhof: Klassisch mit Sahnehaube und Baguettebrot. © Hollenhorst

Hier hätten wir uns statt des Baguettebrotes lieber ein kräftiges, geröstetes Brot mit Olivenöl und Knoblauch gewünscht. Das könnte diese traditionelle Vorspeise aufwerten. „Falsch“ macht man mit der Suppe aber nichts.

Die Hauptspeise

Sofort sticht die Spargelplatte auf der Karte ins Auge: 80 Euro, aber dafür gibt es sechs Stücke Fleisch – Rind, Schwein und Hähnchen – sowie zwei Kartoffeln und Kroketten und natürlich Spargel. Die perfekte Mischung, um das Angebot des Steakhauses auszutesten.

Das Salat-Buffet gibt es – ebenfalls klassisch – übrigens inklusive. Hier glänzte die Auslage mit frischen Zutaten und den bewährten Joghurt- und French-Dressings.

Die Spargel-Platte für zwei Personen im Steakhaus Lindenhof an der Recklinghauser Straße
Die Spargel-Platte für zwei Personen im Steakhaus Lindenhof an der Recklinghauser Straße © Hollenhorst

Allein für den Anblick, als die große Silberplatte mit Spargel und Fleisch am Tisch serviert wird, lohnt sich die Bestellung. Langsam zerläuft die Kräuterbutter auf dem heißen Fleisch. Das medium-rare gebratene Rinderfilet, das wir für einen Aufpreis von drei Euro pro Stück statt des Rumpsteaks ordern, hat einen perfekten Garpunkt. Satt Rosa ist es in der Mitte, ohne aber blutig auszulaufen.

Auch das Hähnchen überzeugt. Eine milde Würzung umgibt das zarte Fleisch, das fast von allein auseinanderfällt. Allein die Schweinesteaks sind eine Spur trocken. Vielleicht aber auch deshalb, weil wir sie etwas zu lange unbeachtet auf der Platte liegen gelassen haben. Denn: Die Portion ist riesig.

Neben den Fleisch-Bergen bekommen wir sechs dicke, große Spargel-Stangen pro Person serviert. Buttrig zart wurde das „Königsgemüse“ am Kopf, leicht bissfest am unteren Ende - so lieben wir unseren Spargel.

Einmal in der Woche gibt es Spargel vom Großhändler, der werde aber tagesaktuell verarbeitet, heißt es übrigens auf Nachfrage. Die weitere Woche wird von Hof Sanders aus Henrichenburg hinzugekauft. Wo immer unser Spargel herkommt: Er ist auf den Punkt.

Auch an der Kartoffel-Front wird nicht gespart: Kroketten und Kartoffeln mit der dicken Sauce hollandaise führen ebenfalls dazu, dass diese Platte auch für zwei „gute Esser“ wie uns niemals zu schaffen ist. Ein Schweine- und ein Hähnchensteak sowie Kartoffeln und wenige Stangen Spargel lassen wir uns für den nächsten Tag einpacken. Von dieser Platte werden definitiv drei Personen satt.

Die Nachspeise

Für Palatschinken war aber doch noch Platz. Die Idee, das Eis in den warmen Teig einzuhüllen, finden wir toll. Insgesamt ein sehr klassisch zubereitetes und schmackhaftes Dessert mit einem etwas zu geschmacksneutralem Teig.

Palatschinken mit warmen Kirschen und einer kühlen Eis-Füllung im Steakhaus Lindenhof in Castrop-Rauxel.
Palatschinken mit warmen Kirschen und einer Eis-Füllung im Steakhaus Lindenhof © Hollenhorst

Ambiente und Service

Der Lindenhof, der etwas unscheinbar direkt an der Recklinghauser Straße zwischen Habinghorst und Ickern gelegen ist, bietet im Inneren immer noch den Charme längst vergangener Tage. Gerade dieser Geist, der sich sowohl im Interieur, wie auch in der Speisekarte und auf dem Teller widerspiegelt, ist es, der uns nicht aus dem Kopf geht und nach dem Restaurantbesuch für viel Gesprächsstoff zwischen uns sorgt.

Das Haus hat Tradition, beheimatet seit Jahrzehnten Gastwirtschaft. Anfang der 1990er Jahre kaufte Familie Deric – die Eltern werden ohne „j“ geschrieben – das Haus, bietet seitdem die klassische Balkan-Küche an. Spätestens seit dem Generationswechsel vor knapp zehn Jahren und der Übernahme durch Sohn Danilo Djeric rückte das Steak immer weiter in den Fokus. Der vordere Gastraum ist im klassischen Design erhalten, im hinteren Bereich und vor allem in dem Biergarten haben die Betreiber auf moderneren Standard mit Rattanmöbeln und einem ausfahrbaren Sonnenschutz-Dach gesetzt.

Das traditionell gehaltene Gastraum des Steakhauses Lindenhof.
Das traditionell gehaltene Gastraum des Steakhauses Lindenhof. © Hollenhorst

Der Service ist derweil alles andere als eingestaubt: Freundlich, bemüht und routiniert. Unser Extrawunsch mit Steak statt Rumpsteak ist gar kein Problem, der Aufpreis von 3 Euro pro Steak ist angemessen. Für Sauce im Extra-Schälchen oder einen Wechsel der Beilage verlangt der Lindenhof Aufpreis von 1,50 beziehungsweise 1 Euro. Was aus Gastronomen-Sicht vielleicht sinnig erscheint, könnte dem einen oder anderen Gast sauer aufstoßen. Die Preise in der Speisekarte finden wir grundsätzlich aber fair.

Bewertungen und Fazit

Eine negative Online-Bewertung befasst sich jüngst mit genau diesem Thema der Extra-Kosten. Im Anschluss bezieht sich der kritische Kommentar aber auf die Kegelbahn. Mit dem Essen zeigt sich der absolute Großteil der 1473 Google-Bewertungen (Stand: 29.4.) sehr zufrieden:

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SO FUNKTIONIERT DER RESTAURANT-CHECK

Wir gehen ohne Ankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Lokale so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken.

Gelobt wird die Portionsgröße und die Fleisch-Zubereitung sowie -Qualität. Insbesondere neue Gäste zeigen sich hier etwas überrascht, hätten sie wohl auf den ersten Blick keine so ausgesprochene Qualität erwartet. Mit 4,6 Sternen gehört der Lindenhof zu den top-bewerteten Gastronomien in Castrop-Rauxel.

Diesen Eindruck können wir nach dem Besuch bestätigen. Mit ein paar wenigen Handgriffen könnte aber auch der letzte 80er-Jahre-Charme aus der Speisekarte verschwinden und einem modernen Geschmackserlebnis weichen. Das würde perfekt zu den bestens verarbeiteten Steaks und dem beliebten Balkan-Grillangebot passen.

Das Steakhaus Lindenhof an der Recklinghauser Straße.
Das Steakhaus Lindenhof an der Recklinghauser Straße. © Thomas Schroeter



Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 30. April 2025.