Ob Carnegie Hall oder Marktplatz Castrop-Rauxel Musik vereint die Brüder Maurice und Manuel Maurer

Mit der Geige in der Carnegie Hall und am Mischpult auf dem Marktplatz
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Mit dem „Salontrio“ fing alles an. „Die Musik wurde meinem Bruder und mir praktisch in die Wiege gelegt. Unser Vater hat uns mit der Geige und seinen kleinen Söhnen im Arm schon sehr früh was vorgespielt“, erinnert sich Manuel Maurer. Daher dauerte es auch nicht allzu lange, bis aus diesem Trio ein musikalisches Familienensemble entstand, das „Salontrio“.

Mit Maurice an der Geige, Manuel am Cello oder Kontrabass und Papa Manfred am Klavier hatten die Drei bald viele Auftritte in der Umgebung, wie zum Beispiel im Theater in Dortmund, wo sie bei Shakespeares „Was ihr wollt“ musikalische Akzente setzten. „Wir waren hauptsächlich klassisch unterwegs, ab und an gab‘s auch mal etwas Jazziges“, erklärt Maurice Maurer.

Das Salontrio (v.l.n.r.: Maurice Maurer, Manfred Maurer, Manuel Maurer)
Das Salontrio (v.l.n.r.: Maurice Maurer, Manfred Maurer, Manuel Maurer)

Gleichzeitig wurde das musikalische Talent der Maurer-Brüder weiter gefördert. Dazu Bruder Manuel: „Wir sind recht früh von unserem Vater unterrichtet worden, später hat er uns dann in der Musikschule angemeldet. Maurice hatte schnell in der Geige sein Lieblingsinstrument gefunden, dazu spielt er auch sehr gut Klavier.“

Gorilla Beach Club

Während und nach der gemeinsamen Schulzeit am Ernst-Barlach-Gymnasium machten die Brüder in unterschiedlichen Formen Musik. So spielten sie zusammen mit dem Castrop-Rauxeler Schlagzeuger Dietmar Schatte, der in der Musikschule „DUR&moll“ tätig ist. Zu einem klassischen Streichquintett gesellten sich Christiane Schröder und Magnus Heier zu Maurice Maurer. Der 43-Jährige machte zwischenzeitlich auch einen Abstecher in die persische Musik, wobei er eine persische Sängerin mit seiner Geige begleitete.

Musikinteressierten der Stadt wird der „Gorilla Beach Club“ noch in Erinnerung sein. Zusammen mit Steven Wels, Kosta Daniilidis und Markus Pinzler sorgte Manuel Maurer mit Coversongs, zum Beispiel bei „Castrop kocht über“, im Parkbad Süd sowie bei Geburtstags- und Hochzeitsfeiern, für Stimmung.

Der „Gorilla Beach Club“ aus dem Jahr 2012, v.l.n.r. Markus Pinzler, Manuel Maurer, Kosta Daniilidis, Steven Wels
Der „Gorilla Beach Club“ aus dem Jahr 2012, v.l. Markus Pinzler, Manuel Maurer, Kosta Daniilidis, Steven Wels. © privat

Der Rauxeler, der heute auch als Physiotherapeut arbeitet, erinnert sich an seine „Doppelrolle“ bei diesen Events: „Wir wurden oft als Kombipaket gebucht. Nach unserem Live-Auftritt hatten die Gäste weiter Lust auf Musik. Ich war dann derjenige, der noch als DJ Musik vom Band lieferte. Ich habe das immer gerne gemacht, weil ich auch privat oft Musik aus verschiedenen Genres höre.“

20 Jahre Erfahrung als DJ

Die ersten Gehversuche als DJ liegen in seiner Jugendzeit: „Damals hatte ich zwei analoge Plattenspieler, mit denen ich experimentierte. Ich habe mich dann immer weiterentwickelt und schließlich auch ein Gewerbe angemeldet. Die verschiedensten Musikrichtungen, die ich während meines musikalischen Werdegangs kennenlernen durfte, fließen beim Plattenauflegen mit ein.“

Heute ist der 42-Jährige ein gut gebuchter Disc Jockey und profitiert von mehr als 20 Jahren Erfahrung. Was ist das Geheimnis seines Erfolgs? „Ob Hochzeit, Geburtstag oder Firmenevent. Eine gute Party steht und fällt mit der richtigen Musik. Für mich liegt die Kunst des DJings darin, individuell auf den Musikgeschmack der Gäste einzugehen“, erklärt Manuel Maurer.

DJ Manuel Maurer am Mischpult in Aktion
DJ Manuel Maurer am Mischpult in Aktion © privat

Sein Bruder Maurice hatte nach der gemeinsamen Schulzeit am Ernst-Barlach-Gymnasium einen anderen musikalischen Weg eingeschlagen. Erst in Dortmund, dann in Düsseldorf studierte er Musikpädagogik mit dem Schwerpunkt Geige und dazu Orchesterausbildung. Parallel absolvierte er ein Praktikum in einer Musikschule. „Als da eine Stelle frei wurde, habe ich sofort zugesagt. So wurde ich neben meinem Studium auch Geigenlehrer“, erzählt Maurice Maurer, der heute an der Clara-Schumann-Musikschule in Düsseldorf Geige lehrt.

Mit Uwaga! in der Welt unterwegs

Natürlich ließ ihn in der Zeit das Musikmachen nicht los. Als sich die verschiedenen Musikprojekte häuften, traf Maurer, der heute mit seiner Partnerin in Düsseldorf lebt, eine wichtige Entscheidung: „Man kann nicht in so vielen Bands und Ensembles spielen. Man muss ständig proben, Fotos machen, Geld investieren und gute Werbevideos drehen, das wurde mir einfach zu viel. Ich habe mich dann schließlich voll auf Uwaga! konzentriert.“

Vier unterschiedliche Musiker, ein klassischer Violinist, ein Jazzgeiger, ein Akkordeonist und ein Bassist beschlossen im Jahr 2007, gemeinsam zu musizieren und nannten sich Uwaga! (das polnische Wort für ‚Achtung‘). Maurice Maurer war sofort dabei und beschreibt die Entwicklung des Ensembles in den folgenden Jahren: „Zunächst stand vor allem die pure Spielfreude im Vordergrund. Über die Jahre gemeinsamen Musizierens haben wir uns gegenseitig beeinflusst. Die unterschiedlichen stilistischen Schwerpunkte wuchsen zum eigenen Sound zusammen, irgendwo zwischen Klassik, Jazz, Balkan- und Popmusik.“

Das Ensemble Uwaga! (Maurice Maurer oben) - für jeden Spaß zu haben!
Das Ensemble Uwaga! (Maurice Maurer oben) - für jeden Spaß zu haben! © privat

Seit 15 Jahren spielt das Quartett Konzerte mit renommierten Orchestern wie den Dortmundern Philharmonikern, den Düsseldorfern Symphonikern oder dem WDR Funkhausorchester. Zudem tritt Uwaga! in der ganzen Welt auf, wie bei der Expo in Shanghai oder beim Akkordeon-Festival in Wien. „Man kommt ganz gut durch die Welt“, erzählt Maurice Maurer. „In diesem Jahr haben wir aber ziemlich viel auf Festivals in Deutschland gespielt, zum Beispiel beim Schleswig-Holstein Festival.“

Jam-Session in St. Petersburg

Zwei Ereignisse auf seinen Konzertreisen sind dem Violinisten besonders in Erinnerung geblieben. Von einer Begegnung in St. Petersburg berichtet er: „Ich hatte von Kindheit an ein großes Vorbild: Roby Lakatos, ein ganz toller ungarischer Geiger. Ich habe oft versucht, seine Soli nachzuspielen. Vor einigen Jahren haben wir mit Uwaga! in St. Petersburg gespielt. Lakatos wohnte im selben Hotel wie wir. Abends in der Hotelbar begann er plötzlich, auf seiner Geige zu spielen. Dann haben wir spontan auch unsere Instrumente geholt und zusammen eine Art Jam-Session gemacht, ein tolles Erlebnis!“

Ebenso unvergesslich für Maurice Maurer ist sein Auftritt in der Carnegie Hall in New York: „Bei YouTube wurde einmal ein Sinfonieorchester gecastet. Musiker aus der ganzen Welt konnten sich mit einem Video vorstellen. Da habe ich einfach mal mitgemacht. Es wurden die besten Musiker ausgewählt und ein Sinfonieorchester zusammengestellt, mit dem ich dann in der Carnegie Hall aufgetreten bin.“

„Frag Herrn Maurer“ auf YouTube

Natürlich ist die Corona-Epidemie nicht spurlos an dem Musiklehrer vorübergegangen. Seit der Zeit ist er mit einem Schülerkanal auf YouTube („Frag Herrn Maurer“) vertreten: „Ich wollte meinen Schülern etwas zeigen, was sie zu Hause üben können, wie sie bestimmte Stücke mit der Geige spielen sollen.“ Das Angebot kommt gut an, schließlich geht der Kanal schon auf 100.000 Abonnenten zu. Besonderer Beliebtheit erfreut sich das Tutorial in Brasilien. „Da gibt es nur wenige Musiklehrer und daher können viele Geiger das Instrument nur mithilfe der Videos lernen“, weiß „Herr Maurer“.

Maurice Maurer an seinem Lieblingsinstrument
Maurice Maurer an seinem Lieblingsinstrument © privat

Ebenso wie sein Bruder hat auch Manuel Maurer, der mit seiner Frau und seinem dreijährigen Sohn in Rauxel wohnt, früh ein weiteres Betätigungsfeld für sich entdeckt, die eigene Musikproduktion. Er komponiert und produziert vornehmlich Stücke im Bereich der elektronischen Musik, wie zum Beispiel House, Deep-House und Techno. Diese Tätigkeit führte zum erneuten Teamwork der Maurer-Brüder. „Maurice hat mit der Geige etwas eingespielt, ich habe dann die Beats erstellt und wir haben noch eine Sängerin dazu genommen. Dabei haben wir auch einmal einen Remix-Contest gewonnen“, schildert der DJ.

Eigene Produktionen auf Spotify

Die Stücke werden bei Spotify eingestellt und von dort auf verschiedene Plattformen, wie Apple Music, verteilt. „Das ist natürlich nur unser Hobby. Bei einem Honorar von 0,003 Cent pro Klick kann man damit nicht reich werden“, so Manuel Maurer, der aber als DJ davon profitiert: „Ich kann zum Beispiel zwei verschiedene Songs miteinander kombinieren, indem ich die Stimme aus dem einen Lied herausnehme, in einen anderen Song einfüge und mit eigenen Beats unterlege.“

In unserem Gespräch wird deutlich, welche Bedeutung die Musik für das Leben der Beiden hat. Sie wissen es vor allem zu schätzen, dass sie ihr Hobby zu ihrem Beruf machen konnten. Manuel Maurers Motto „Musik begleitet mich durchs Leben“ erklärt er so: „Ich hatte in meinem ganzen Leben stets Kontakt mit Musik in den verschiedensten Formen. Mein Job als DJ bereitet immer wieder Freude, vor allem wenn ich die Gesichter der Leute sehe, wenn sie Spaß auf der Tanzfläche haben.“

Auch seinem Bruder Maurice ist anzumerken, wie glücklich er über sein Leben mit der Musik ist: „Ich habe noch nie was anderes gemacht als mit Musik gearbeitet. Man kann einfach kreativ sein und neue Ideen entwickeln. Ich kann mir aussuchen, was mir gerade mehr Spaß macht. Wenn mir das Herumreisen gerade nicht mehr gefällt, dann unterrichte ich eben mehr.“

Heimatstadt immer präsent

Der Geiger bedauert allerdings, dass er viel zu selten in seiner alten Heimat ist: „Wenn ich mal in Rauxel bin, genieße ich die Zeit mit Manuels Familie, besonders mit meinem Neffen Henry.“ Mit seinem Bruder hat er regelmäßig Kontakt: „Manuels neueste Songs bekomme ich immer zugeschickt. Wenn ich dazu Ideen habe, lässt er sie auch miteinfließen.“

Seine Heimatstadt Castrop-Rauxel ist bei den Konzerten von Uwaga! stets präsent. „Ich erwähne sie regelmäßig in der Moderation. Irgendjemand mit Bezug zur Europastadt sitzt meistens im Publikum und spricht mich in der Pause an“, berichtet Maurice Maurer.

Die nächsten Live-Auftritte der Maurer-Brüder:

DJ Manuel Maurer wird am Freitag ab 17.00 Uhr auf dem Castroper Weihnachtsmarkt auflegen und bei der Silvester-Party im Parkbad Süd für Stimmung sorgen.

Maurice Maurer gastiert mit seinem Ensemble Uwaga! am nächsten Dienstag im Rahmen der Folkwang Akkordeon Woche in Essen.

Internet-Auftritte:

Maurice Maurer im Netz:

https://info834a.myportfolio.com/

https://www.instagram.com/maurice.maurer/ : Maurice Maurer bei Instagram

www.facebook.com/maurer.maurice : Maurice Maurer bei Facebook

https://www.uwaga-music.com/

http://www.youtube.com/fragherrnmaurer: Tutorials von Maurice Maurer

https://www.uwagaquartett.de/#aktuell : Übersicht über die nächsten Auftritte von Uwaga!

Manuel Maurer im Netz:

https://www.music-mm.de/

https://www.instagram.com/djmusicmm/ : Manuel Maurer bei Instagram