Stadtwerke Castrop-Rauxel kündigen Gas- und Stromverträge So reagieren Kunden in der Altstadt

Stadtwerke kündigen Gas- und Stromverträge: So reagieren die Kunden
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Die Stadtwerke Castrop-Rauxel kündigen allen Kunden, die eine Preisgarantie haben. Die Briefe sind im Laufe der dritten Novemberwoche verschickt worden. Im Internet, vor allem auf Facebook, schwanken die Reaktionen auf die Maßnahme zwischen Verärgerung und Unverständnis. Sie sind beinahe durchweg negativ.

Stadtwerke-Chef Jens Langensiepen hält die Kommentare aber für nicht repräsentativ, wie er gegenüber unserer Redaktion sagt.

Langesiepen gibt zu, dass es Beratungsbedarf gebe. „Wir haben einen sehr starken Zulauf im Kundenbüro.“ Aber: „Dort sind die Reaktionen durch die Bank positiv, was damit zusammenhängen dürfte, dass die Leute die Vorgehensweise spätestens nach dem Beratungsgespräch verstehen und nachvollziehen können.“

Umfrage in der Altstadt

Wir sind zwei Tage nach dem Versand der Briefe in der Castroper Altstadt unterwegs, wollen dort mit Stadtwerke-Kunden sprechen. Sind sie tatsächlich so verständnisvoll, wie der Stadtwerke-Chef behauptet?

Vor dem Kundenbüro an der Lönsstraße stehen zwei Männer und unterhalten sich über Kündigungen. Einer von ihnen ist der 84-jährige Reinhold Ramlau. Er bezieht Strom über die Castrop-Rauxeler Stadtwerke. „Spontan finde ich die Vollmacht gut“, sagt er.

Sein Gesprächspartner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt: „Die Stadtwerke sind nicht die ersten, die ihren Kunden mit Preisgarantie kündigen.“ Das sei halt der weltpolitischen Lage geschuldet.

Ingrid H. sieht das ähnlich. Sie sagt aber auch: „Ich kann den Ärger der Kunden nachvollziehen.“ Sie selbst beziehe Strom und Gas zwar nicht über die Stadtwerke, stelle sich aber ebenfalls darauf ein, dass ihr Anbieter sich bald meldet. Noch habe sie nichts von ihrem Versorger gehört, aber vorsorglich die Abschlagszahlungen freiwillig erhöht.

Reaktion „nicht schön“

Udo Behrenspöhler, der bis 2018 als Ratsvertreter für die SPD Lokalpolitik gemacht hat, ist an diesem Nachmittag ebenfalls in der Altstadt unterwegs. „Ich bin seit Beginn der Stadtwerke Kunde“, sagt er. Und er bezeichnet sich selbst als „großen Verfechter“: Eine Kommune mit über 70.000 Einwohnern sei verpflichtet, ihren Bürgern (regenerativen) Strom anzubieten, findet er.

Dass der nun so teuer wird, dass also die Preisgarantie nicht mehr zu halten ist, betreffe zwar nicht ihn direkt, wohl aber ein Familienmitglied. „Und ich habe die Stadtwerke auch noch empfohlen“, sagt er.

Die Reaktion des Familienmitglieds sei „nicht schön“ gewesen. Die Stadtwerke entlassen die betroffenen rund 4700 Kunden nun quasi zum Grundversorger E.on.

Und sie bieten eine Vollmacht an, die besagt: Sobald die Preise der Stadtwerke wieder unter denen des Grundversorgers liegen, kündigen die Stadtwerke für ihre Kunden den E.on-Vertrag – und beliefern die Kunden wieder selbst. „Sie müssen sich dabei um nichts kümmern“, heißt es im Schreiben an die Kunden.

Eine andere Möglichkeit ist, dass die betroffenen Kunden zum 1. Januar 2023 einen neuen Vertrag mit deutlich höheren Preisen bei den Stadtwerken abschließen. „Ich werde wohl die Vollmacht ausfüllen“, sagt Reinhold Ramlau. „Ja, ich auch. Klingt erstmal gut“, sagt ein 80-Jähriger neben ihm.

Am Dienstagabend gibt es eine Infoversammlung. Dort können Kunden Fragen stellen. Die Stadtwerke, zu 50,1 Prozent ein städtisches Unternehmen, haben die Stadthalle gebucht. Los geht es um 19 Uhr. Um Anmeldung wird gebeten unter veranstaltung@swcas.de oder auf der Webseite unter www.swcas.de/info

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