Aller guten Dinge sind drei: Nachdem der „Sprung über die Emscher“, die Brücke für Fußgänger und Radfahrer über Rhein-Herne-Kanal und Emscher, weder in 2021 noch in 2022 fertiggestellt werden konnte, soll es in diesem Jahr so weit sein. Die offizielle Eröffnung des Projekts „Emscherland“, bei dem die Brücke eine der zentralen Attraktionen auf dem neugestalteten Gelände darstellen wird, ist für den 19. Mai geplant. Die Arbeiten an der Brücke werden also bald enden – allerdings wird sie erst später freigegeben, als das „Emscherland“. Die Diskussionen rund um das 450 Meter lange, s-förmige Bauwerk hingegen nehmen gerade wieder Fahrt auf.
Sie sei „für Radfahrer nicht zugelassen“ und „wohl befahrbar, aber laut Vorschrift zu schmal“. Deswegen sollten „angeblich Schilder aufgestellt werden, dass Radfahrer absteigen sollen“, hat unter anderem Stefan Burmann, FDP-Mitglied und als solches Sachkundiger Bürger im Ausschuss für Bürgerbeteiligung und Stadtteilentwicklung, in der Facebook-Gruppe „Du bist Castroper, wenn...“ unter einen Beitrag kommentiert - und verweist auf Nachfrage der Redaktion auf eine entsprechende Diskussion, die während einer Sitzung des Ausschusses für Bürgerbeteiligung und Stadtteilentwicklung in 2021 geführt wurde.
Breite entspricht Empfehlungen
Die Redaktion hat den Facebook-Beitrag zum Anlass genommen und bei der Emschergenossenschaft nachgefragt. Es sei „nicht richtig, dass die Brücke für Radfahrende nicht zugelassen sei – sie ist als Brücke für den Fuß- und Radverkehr genehmigt worden“, betont Pressesprecher Ilias Abawi. Die Brücke habe „eine Nutzbreite von 2,50 Meter, was auch den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) entspricht, in diesem Falle für eine Brücke für den gemeinsamen Rad- und Fußverkehr außerorts“, führt er aus.
Richtig aber sei, dass dort Schilder aufgestellt werden sollen. „Allein schon aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht“, erklärt Abawi. Was auf denen genau stehen wird, kann der Pressesprecher zurzeit nicht beantworten. „Hierzu steht in Kürze noch ein Austausch mit der Stadt beziehungsweise dem EUV an“, erklärt er. „Perspektivisch betrachtet“, sagt Abawi, „machen uns weniger Radfahrende und Spazierende Sorgen, sondern eher E-Scooter und E-Bikes“. Auch hier müsse noch abgestimmt werden, wie verfahren werden soll.
Ähnliche Brücke in Oberhausen
Der Sprecher wirft einen Blick über die Stadtgrenze: „Als Emschergenossenschaft haben wir vor mehr als zehn Jahren bereits eine ähnlich breite Brücke in Oberhausen gebaut: die Emscherkunst-Brücke ,Slinky Springs to Fame‘ am Kaisergarten. Sie ist mittlerweile ein Wahrzeichen der Stadt und ein echter Touristenmagnet.“ Seit der Eröffnung im Jahr 2011 „haben wir nicht einmal eine Beschwerde über die angeblich zu schmale Breite der Brücke gehört“, betont Abawi. „In Castrop-Rauxel dagegen wird leider bereits seit Jahren vereinzelt (!) immer wieder gegen diesen Aspekt gewettert, obwohl die Brücke noch gar nicht fertiggestellt ist…“, bedauert er und nennt ein Beispiel: Die Fraktion hatte damals an den Ausschuss für Bürgerbeteiligung und Stadtentwicklung erklärt, dass „für neue Bauwerke mindestens 2,70 Meter als Breite für diese Wege zu berücksichtigen“ seien und sich ebenfalls auf den gegenwärtigen ERA-Standard berufen.

Schon damals hatte Abawi auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt: „Die 2,50 Meter sind angemessen.“ Auch ein Vertreter der EUV hatte dies damals im Ausschuss bestätigt. Pressesprecher Abawi erklärte 2021 zudem: „Je breiter eine Brücke, desto mehr Rennen und Raserei gibt es dann.“ Und er verwies auf die Vorgaben, die mit der Vergabe der Fördermittel - der Bund trägt bekanntlich 80 Prozent der Baukosten - gemacht worden seien. „Danach war es erst einmal kein Thema mehr“, sagt Abawi nun.