Drei Sprengungen, 120 Menschen evakuiert, Dutzende Gäste, Tausende Schaulustige: Das Kraftwerk Knepper zwischen Dortmund und Castrop-Rauxel ist gesprengt worden. Alle Infos hier im Ticker.
Zum Hintergrund:
Das Kraftwerk Gustav Knepper, seit 2014 außer Betrieb, hat sich am Sonntagmittag in riesige Staubwolken verwandelt. Der 210 Meter hohe Schornstein und der 128 Meter hohe Kühlturm wurden um 12.11 Uhr gesprengt und fielen binnen Sekunden auf die Kraftwerks-Fläche. Eine halbe Stunde zuvor war schon das 70 Meter hohe Kesselhaus mit einer Sprengladung Stahl-Sprengstoff niedergestreckt worden. Tausende Schaulustige verfolgten das Geschehen. Wir berichten hier live und liefern auch im Laufe des Tages weitere Bilder und Eindrücke.
Der Tag im Ticker:
18 Uhr: Mit diesem Video machen wir Feierabend
Wir haben im Vorfeld mit einigen Castrop-Rauxelern eine Video-Aktion gestartet: Wir wussten, dass viele Menschen die Smartphones und Kameras nutzen, um Videoaufnahmen zu machen. Warum führen wir sie nicht zu einem besonderen Video zusammen? Das hat Redakteur Tobias Weckenbrock am Sonntagnachmittag gemacht. Herausgekommen ist dieses Multi-Perspektiven-Video:
Video
Knepper-Sprengung aus verschiedenen Perspektiven
17.20 Uhr: Hagedorn-Gruppe zieht Bilanz
Inzwischen hat das Abrissunternehmen Hagedorn den Tag bilanziert. „Die Sprengungen sind sehr erfolgreich verlaufen“, sagte Sprecherin Tina Gutmann. Erst die Sprengung um 11.25 Uhr von Kesselhaus und dem angrenzenden Treppenhaus mit Fahrstuhlschacht: Dabei trennten rund 8 kg gelatinöser Sprengstoff und eine geringe Menge plastifizierter Sprengstoff haben exakt bis zu 63 mm Stahlrohre. So habe nach vier Sekunden das Gebäude passgenau in dem dafür vorbereiteten Fallbett gelegen. Übrig bleiben hier gut 9.500 Tonnen Stahlschrott. „Um diese Präzision zu erreichen, wurden im Vorfeld einige Probesprengungen zu Messzwecken durchgeführt“, so Gutmann weiter.
Bei der Doppelsprengung um 12.10 Uhr waren 60 kg gelatinöser Sprengstoff, der in den rund 900 Bohrlöchern versenkt wurde, die in den vergangenen Wochen in die Betonwand gebohrt worden waren. Mit Unterstützung von Kippgelenken, um die Richtung zu bestimmen, lag der Schornstein nach gut 12 Sekunden genau an der dafür vorgesehenen Stelle am Boden. Der Kühlturm wurde mit rund 150 kg Sprengstoff, verteilt auf gut 600 Bohrlöcher, zu Fall gebracht und lag bereits nach 3 Sekunden am Boden. „Hier kommen mit beiden Gebäuden gut 19.000 Tonnen Stahlschott und Bauschutt zusammen. Das Metall wird aufbereitet und gelangt zurück in den Wertstoffkreislauf, der Bauschutt bleibt und wird auf dem Gelände zur Modellierung der neuen Fläche eingesetzt.
17.02 Uhr: Der Sprengmeister im Interview
Für Sprengmeister André Schewcow (39) und seine rund 15-köpfige Crew der Deutschen Sprengunion war der Tag ein ganz besonderer: Sie hatten wochenlang auf diesen Knall hingearbeitet. Auf der Eventfläche hatten wir Gelegenheit, seinen Worten zu lauschen.
16.39 Uhr: Die zweite Sprengung aus der Luft
Christian Sambolz filmte das Geschehen bei der zweiten Sprengung aus einer besonderen Perspektive: Er schickte einen Copter in die Luft und stellte uns sein beeindruckendes Video zur Verfügung, das zeigt, wie die Bauwerke in einer Staubwolke versinken. (ohne Ton)
16.35 Uhr: Anwohnerin Melanie Sambolz im Interview
Was denken eigentlich Anwohner über den Abriss und die Sprengung des Kraftwerks? Wir sprachen mit Melanie Sambolz (17), die an der Oestricher Straße so nah am Gelände wohnt, wie kaum jemand anders.
16.20 Uhr: Das sagt Rick Mädel von Hagedorn Revital
Kurz nach der zweiten Sprengung hatten wir auf dem Gelände Gelegenheit, mit Rick Mädel zu sprechen. Er ist Geschäftsführer der Firma Hagedorn Revital und erklärt, wie er sich fühlte, was die Messungen ergeben haben und wie es jetzt weiter geht.
16.05 Uhr: Redakteurin zeigte Sprengungen bei Instagram
Unsere Redakteurin Christin Mols filmte die Sprengungen von Deininghausen aus. Hier sind ihre Videos:
14.40 Uhr: Die spektakulärsten Bilder der Sprengung
Unsere Fotografen haben spektakuläre Bilder von der Sprengung gemacht. Hier sind sie:
13.30 Uhr: Das Gelände leert sich - wir arbeiten weiter
Während sich das Eventgelände weitgehend geleert hat, haben wir gerade noch mit einer Anwohnerin gesprochen und dem Sprengmeister gelauscht, wie für ihn der ganze Sprengvorgang war. Nun beginnt usnere Nacharbeit: Wir liefern im Laufe des Tages Videos, Töne und weitere Infos an dieser Stelle.
12.50 Uhr: Anwohner können wieder zurück
Drei Signale bedeuten für die 120 evakuierten Anwohner: Sie können jetzt wieder zurück in ihre Wohnungen. Die Sperrzone darf wieder betreten werden.
12.31 Uhr: Laut Hagedorn verlief alles nach Plan
Nicht genau im Zeitplan, aber die Erschütterungswerte dafür umso besser: Das ist das Fazit der Hagedorn-Unternehmensgruppe. Die Sprenungen sind vorbei. Um die Erschütterung zu messen, hatten Gutachter im Vorfeld 17 Messstationen rund um die Gebäude aufgestellt, die gemessen haben: Der Grenzwert von 5 wurde dabei laut Aussage eines Fachmanns gegenüber der Geschäftsführung mit um 4,5 deutlich unterschritten. Ein Erfolg fürs Unternehmen. Und bei den Anwohnern dürfte sich Erleichterung breit machen, dass umstehende Gebäude vor allem an derr Oestricher Straße schadfrei bleiben.

Kühlturm und Schornstein des Kraftwerks Knepper legen sich gegen 12.11 Uhr nach einem lauten Knall auf die Fläche des ehemaligen Kraftwerks. Hunderte Menschen filmen die Szenen. © Tobias Weckenbrock

Kühlturm und Schornstein des Kraftwerks Knepper legen sich gegen 12.11 Uhr nach einem lauten Knall auf die Fläche des ehemaligen Kraftwerks. Hunderte Menschen filmen die Szenen. © Tobias Weckenbrock

Kühlturm und Schornstein des Kraftwerks Knepper legen sich gegen 12.11 Uhr nach einem lauten Knall auf die Fläche des ehemaligen Kraftwerks. Hunderte Menschen filmen die Szenen. © Tobias Weckenbrock
12.11 Uhr: Die Türme sind gefallen
Ein lauter Knall, dann setzt sich der Kühlturm in Bewegung. Er bewegt sich ein Stück zur Seite und bricht dann ein. Wenig später sieht man, dass sich auch der Schornstein bewegt: Beide Sprengungen liefen zeitgleich. Er senkt sich langsam, kippt zur Seite, bricht in der Mitte ab und legt sich dann aufs Gelände. Die Staubwolke zieht vom Gelände in Richtung Mengede. Sie ist noch größer als die beim Kesselhaus. Es gibt Applaus, die Zuschauer auf der Anwohner-Tribüne sind begeistert, aber auch berührt.
12 Uhr: Die Vorbereitungen laufen - gleich geht es weiter
Jetzt stehen die nächsten beiden Sprengungen kurz bevor. Kurz nach 12 Uhr war die letzte Aussage der Hagedorn-Sprecherin.
11.23 Uhr: Das Kesselhaus liegt im Staub
Das war der erste Knall des Tages: Das Kesselhaus ist in einer riesigen Stauwolke verschwunden. Helikotper und Drohnen kreisen über dem Gelände. Auf der Tribüne gibt es Applaus. Das Kesselhaus liegt nun auf der Seite. Dort wird es in den nächsten Wochen in seine Einzelteile zerlegt. Jetzt ist erst einmal Pause. Es geht in etwa 20 bis 30 Minuten weiter mit den beiden noch spektakuläreren Sprengungen. Kühlturm und Schornstein folgen dann fast gleichzeitig. Die beiden Gebäude legen sich in einer anderen Richtung auf das Gelände. Vorher wird es wieder Signaltöne geben, die die Sprengung ankündigen.

Die Beobachter von der Tribüne auf dem Gelände schauen sich die Staubwolke an, die das Kesselhaus bei der ersten Sprengung erzeugt hat. © Tobias Weckenbrock

Diesen Blick von der Dorlohstraße aus haben viele Besucher auf die Sprengung des Kesselhauses. Die Staubwolke ist gut zu sehen. © Marcel Witte
11.22 Uhr: Jetzt ist die Fläche frei
Die ersten Signale sind ertönt. Der erste Crash folgt in wenigen Minuten.
11.15 Uhr: Spezielle Signalhorn-Folge
Es gibt zwei Signale, die gleich die erste Sprengung ankündigen werden. Mit dem ersten Signalton wird der Sprengmeister verkünden, dass der Sperrbezirk frei ist. Mit dem zweiten wird dann die Zündung der Stahlsprengmasse angekündigt, die danach das Kesselhaus auf die Seite legen soll.
11.12 Uhr: Nochmalige Verzögerung um 5 bis 10 Minuten
Die Sprecherin kündigt eine erneute Verzögerung um fünf bis zehn Minuten an.

Anwohner haben es sich auf der Wiese am Dingebauer bequem gemacht. © Uwe von Schirp
11.10 Uhr: Die Sprengmeister sichern das Evakuierungsgebiet
Zurzeit sind noch Sicherheitsleute mit einem Spürhund auf der Fläche unterwegs. Die Deutsche Sprengunion, Tochterfirma der Hagedorn Unternehmensgruppe aus Gütersloh, muss auf Nummer sicher gehen, dass sich niemand mehr im Evakuierungsradius befindet. Erst wenn die ihr Okay geben, kann gesprengt werden.
11.05 Uhr: Gute Stimmung rund ums Gelände
„Die Sonne scheint, alles ist entspannt, die Polizei hat gute Laune“, sagte uns gerade Polizeioberkommissar Ernst Dettke an einer der vielen Absperrungen rund um das Kraftwerk. Auch an der Dorlohstraße sind viele Menschen, die sich die Sprengung ansehen.

Rund um das Gelände sind Straßen gesperrt. Aber die Stimmung ist hier gut, wie die Polizei sagte. © Uwe von Schirp
11:03 Uhr: Tobias Weckenbrock berichtet live vom Gelände
10.56 Uhr: Erste Sprengung 15 Minuten später
Eine Sprecherin teilt gerade mit, dass sich die erste Sprengung um 15 Minuten verzögern wird, weil sich noch Menschen im Evakuierungsbereich aufhalten.
10.55 Uhr: Jetzt kommt es gleich zur ersten Sprengung
Die Autobahnen, die direkt angrenzen, sind auf Tempo 80 gedrosselt, damit niemand erschrickt, wenn es knallt.

Auf den Autobahnen 42 und 45 wird das Tempo gleich gedrosselt: Damit niemand erschrickt, sind Hinweisschilder aufgestellt.
10.40 Uhr: Anwohner und Medienleute sind versammelt
Auf dem Gelände sich jetzt ungefähr 200 Menschen versammelt: Eine Pressetribüne und ein Zelt für die Anwohner ist aufgebaut, die evakuiert werden mussten. Rundherum ist aber noch mehr los: Auf den Straßen, in Dingen, am Rande der Felder sind viele Menschen, die sich das Event nicht entgehen lassen möchten. Es gibt Erbsensuppe und Gegrilltes beim Gasthof Haus Rüther an der Talstraße, es gibt Waffeln an der Pizzeria Bambino - aber die Zufahrtszwege sind zum Teil abgesperrt. Wir harren der Dinge - das Wetter ist super.

Die Autobahnbrücke über der A42 am Königshalt ist ein favorisierter Ort zum Zuschauen für Viele. © Tobias Weckenbrock
9 Uhr: Betreten der Sperrzone verboten
Ab sofort gilt Betretungsverbot für die Sperrzone. An einigen Stellen am Rande der Zone wollen sich später Menschen treffen, um die Sprengung zu verfolgen. Ob das möglich sein wird, ist unklar - denn die Stadt Castrop-Rauxel und die Hagedorn-Gruppe haben im Vorfeld mehrfach darauf hingewiesen, dass es besser ist, den Livestream zu verfolgen, den Hagedorn hier auf der Facebookseite angekündigt hat. Ob die Stellen, die wir als gute Aussichtspunkte empfohlen haben, noch erreichbar sind, dafür können wir keine Garantie übernehmen. Tendenziell auf jeden Fall eher zu Fuß oder mit dem Rad als mit dem Auto. Der WDR wird im Fernsehen ab 11.30 Uhr live übertragen - dann ist die erste Sprengung allerdings schon vorbei.
8.30 Uhr: In zweieinhalb Stunden knallt es
In einer halben Stunde muss die Sperrzone frei von Menschen sein. Erst dann kann die Crew um Sprengmeister André Michael Schewcow (39) ihre konkrete Arbeit aufnehmen. Noch zweieinhalb Stunden, dann soll es zum ersten Mal knallen.
8 Uhr: Evakuierung von 120 Anwohnern beginnt
Die Stadtverwaltung und die Polizei beginnen, die Sperrzone zu errichten. Dazu werden mehrere Zufahrtstraßen für den Autoverkehr gesperrt. Gleichzeitig beginnt die Hagedorn-Unternehmensgruppe, die rund 120 direkten Anwohner aus der Sperrzone zu evakuieren. Sie werden ins Eventzelt auf dem Gelände gebracht, wo sie frühstücken und bei der Sprengung zu sehen können.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.

Kevin Kisker, Jahrgang 1993, Ur-Dortmunder, ausgebildeter Mediengestalter Bild/Ton und seit 2012 bei den Ruhr Nachrichten.
