Alles fing an mit dem Traum von Josef Feldmann an. Der Bauunternehmer wollte schon immer eine Tennishalle bauen, wie sich Tochter Doris Langer erinnert: „Meine Mutter hat das am Anfang, glaube ich, nie erst genommen.“ Im Alter erfüllte sich Josef Feldmann seinen Traum und am 3. September 1983 wurden die Tennishalle und mehrere Squash-Felder an der Bahnhofsstraße eröffnet. Tennis war damals noch ein ziemlicher Elitesport. Doris Langer: „Das war vor den Zeiten von Boris Becker oder Steffi Graf.“
Von vornherein stand fest, dass die damals 28-jährige Doris Langer das Sportforum betreiben soll – dabei hatte sie eigentlich einen ganz anderen Beruf: „Ich war Erzieherin und habe einen Kindergarten geleitet. Das war schon eine große Herausforderung, aber ich habe es nie bereut.“

Sportforum auf Erfolgskurs
Der Einsatz lohnte sich und schon wenige Jahre nach der Eröffnung wurde das Sportforum zum ersten Mal erweitert. Und auch der Profisport kam an die Bahnhofsstraße. 1988 startete auf Initiative von Doris Langer das „Internationale Squash Forum Open“ und wurde zu einer bundesweiten Institution. Nicht nur an die Turniere erinnert sich Doris Langer gerne zurück: „Wir haben danach Partys hier gefeiert bis in den Morgen, die Leute beim Squash sind alle total offen und deswegen haben natürlich auch die Weltmeister ganz normal mitgefeiert.“

Das Sportforum war auf Erfolgskurs, immer wichtiger wurden neben Tennis und Squash auch Vorsorge und Fitness. Doch dann kam die Euro-Umstellung und eine schwierige Zeit für das Castrop-Rauxeler Unternehmen begann, die Doris Langer so nicht hatte kommen sehen: „Ich habe mir vor allem darum Sorgen gemacht, dass wir hier genug Wechselgeld haben, ich hätte nie gedacht, dass das ein Problem wird.“
Doch zwei Wochen nach der Umstellung blieben plötzlich die Kunden weg. Doris Langer: „Die Menschen konnten die erste Zeit nicht damit umgehen und haben viel zu viel ausgegeben.“ Gespart worden sei dann zuerst bei Sport und Freizeit. Das erste Jahr nach der Umstellung sei hart gewesen, erinnert sich Doris Langer: „Da hatte ich schon ein bisschen Angst, das war ein Jahr, wo wir nicht wussten, wie es weitergeht.“ Doch mit Aktionen und viel Werbung habe sich das Sportforum zurückgekämpft: „Das haben wir uns erarbeitet“, erzählt Doris Langer auch noch Jahre danach mit Stolz in der Stimme.
Den Familienbetrieb übernehmen
Tochter Anne-Kathrin (38) und Sohn Johannes (32) wachsen zwischen Fitnessgeräten und Tennistraining auf. Johannes Langer: „Unsere Mutter war alleinerziehend und deswegen waren wir viel hier.“ Dass sie das Sportforum zusammen übernehmen werden, war aber nicht immer der Plan – zumindest nicht der Plan von Anne. „Ich wollte Ärztin werden, hab dann aber keinen Studienplatz bekommen und habe Physiotherapie gelernt.“ Im Sportforum wurde irgendwann eine Physiotherapeutin gesucht und sie erklärt sich bereit, ein paar Stunden zu machen: „Da hab ich gemerkt, dass das doch eigentlich ganz cool ist.“

Für ihren jüngeren Bruder Johannes stand früh fest, dass er in den Familienbetrieb einsteigen will, aber ungern allein: „Ich wollte das gerne zusammen machen und ich finde es bis heute gut, dass wir das zusammen machen.“ Für Doris Langer war es immer wichtiger, ihren Kindern die Wahl zu lassen: „Ich habe die beiden gefragt, ob sie es übernehmen wollen, aber nicht, weil ‚Mama sich hier was aufgebaut hat und die Kinder das übernehmen sollen.‘ Sie hätten immer sagen können, dass sie einen anderen Weg gehen wollen.“ Sie kennt Fälle aus ihrem Bekanntenkreis, in dem die nächste Generation in den Betrieb gedrängt wurde: „Das kann nicht funktionieren, gerade das, was wir hier machen, muss man mit Herzblut und Engagement machen.“
Heute lenken vor allem Anne und Johannes die Geschäfte im Sportforum. Johannes konzentriert sich auf das Sportliche und Anne auf Organisation und Marketing. Doris Langer kommt seit etwa einem halben Jahr nur noch ein paar Stunden die Woche ins Sportforum und kümmert sich um Projekte und Aufgaben, die ihr am Herzen liegen. Eigentlich wollte sie schon deutlich früher kürzertreten, doch dann kam Corona und die gesamte Familie musste zusammenhalten.
Schwere Zeiten während Corona
Doris Langer: „Wir mussten die Anlage für neun Monate schließen, das war nicht leicht. Aber wir haben keinem Mitarbeiter und keiner Mitarbeiterin gekündigt, das ging zwar nur mit Kurzarbeit, aber niemand musste gehen.“ Auch während des Lockdowns habe man versucht, weiter Sportangebote zu machen, erzählt Doris Langer: „Wir hatten keine Hantel und keinen Medizinball mehr, das haben wir allen den Leuten mit nach Hause gegeben und online Kurse gegeben.“
Man habe die Zeit aber auch im Hintergrund genutzt, berichtet Anne: „Wir haben uns digitalisiert und modernisiert, einige Strukturen geändert.“ Trotzdem sei die Zeit schwierig gewesen. Johannes Langer: „Es war schon ein bisschen witzig, dass wir mehr gearbeitet haben, als wir geschlossen hatten als jetzt.“ Mittlerweile habe sich das Sportforum auf den Stand von vor drei Jahren zurück gearbeitet.
Diskussionen gehören dazu
Doris, Anne und Johannes haben bei allen Entscheidungen jeder eine Stimme. Trotz gutem Verhältnis untereinander gibt es viele Diskussionen. Johannes: „Wir diskutieren schon sehr oft und manchmal auch hitzig, das wird – glaube ich – immer so sein.“ Mit einem Grinsen erzählt er: „Wir sind alle drei sehr starke Charaktere, das haben wir, glaube ich von unserer Mutter.“ Doris Langer wurde auch schon mal von ihren Kindern überstimmt: „So ist das und wir zoffen uns auch mal, aber das gehört dazu.“ Sohn Johannes stimmt ihr zu: „So entstehen am Ende richtig gute Ideen.“

Zeit, um selbst Sport zu betreiben, bleibt den Dreien auch noch. Während Doris Langer früher vor allem Korfball und Squash gespielt hat, macht sie nach Meniskus-Problemen heute vor allem Fitness. Anne besucht gerne Kurse, teilweise bei den Trainern, die seit Kindertagen kennen: „Das war zum Glück nie ein Problem, dass wir plötzlich die ‚Vorgesetzten‘ waren. Wir sehen uns hier als eine Familie.“ Fünf Mitarbeiter seien mehr als 30 Jahre im Betrieb, 15 mehr als 20 Jahre.
Johannes liebt Tennis und Korfball, spielt beides auch noch aktiv, unter anderem mit einem Arbeitskollegen.
Viele Pläne für die Zukunft
Ideen und Pläne haben Anne und Johannes auf die Zukunft reichlich. Sie wollen mehr Sportangebote für Kinder und Jugendliche aufbauen, das Thema Gesundheit noch ganzheitlicher angehen, langfristig eine Physiotherapie im Sportforum ansiedeln. Bald sollen E-Ladesäulen gebaut werden, eine Fotovoltaikanlage wurde gerade angeschlossen.
Eine Sache soll aber immer im Fokus stehen, da sind sich alle drei einig: Den Betrieb in Castrop-Rauxel familiär zu betreiben. Neben Training und Sport immer wieder auch Feste feiern und beisammen zu sitzen. Das Konzept des Sportforums in eine andere Stadt zu exportieren sei nicht möglich, da ist sich Doris Langer sicher: „Das ist hier so gewachsen, das kann man nicht einfach duplizieren.“ Jetzt freien sich die drei erst mal auf Sonntag, den 3. September, dann wird im Sportforum ein buntes Fest zum 40. Geburtstag gefeiert.