Nach spontaner Hausgeburt in Castrop-Rauxel Hebamme erhält Strafzettel für Falschparken

Nach spontaner Hausgeburt: Hebamme erhält Strafzettel wegen Falschparkens
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Als Laura Eßmann in der Nacht des 18. März gegen 3 Uhr ihr Auto kurz vor der Ecke Dresdener Straße/Erfurter Straße in Deininghausen parkt, da weiß sie, dass sie dort eigentlich nicht stehen darf, weil sie etwas zu nah am sogenannten Einmündungsbereich hielt.

„Aber da es mitten in der Nacht war und natürlich alle Leute zu Hause waren, parkten überall Autos und ich fand einfach überhaupt keinen Parkplatz in der Nähe“, erzählt die 31-Jährige. Sie habe noch darauf geachtet, dass Fußgänger auch mit Kinderwagen oder ähnlichem auf dem Gehweg an dem Auto vorbeikommen, „auch wenn da nachts sicherlich niemand langgelaufen ist“. Und auch darauf, dass sie niemanden zuparkt und dass der Verkehr weiter ungehindert fließen kann. Doch dann musste sie schnell los. Schließlich drängte die Zeit.

Spontane Hausgeburt

Laura Eßmann war mitten in der Nacht angerufen worden. Von Mark Knorr. Weil sie Hebamme ist und weil Marks Frau Laura in den Wehen lag. Normalerweise wäre Eßmann wohl kurze Zeit später wieder weg- und mit den beiden da noch werdenden Eltern ins Krankenhaus gefahren. Dann hätte sicherlich niemand mitbekommen, dass sie überhaupt falsch parkte. Doch bekanntlich kam es anders: Laura und Mark Knorr hatten eine spontane Hausgeburt.

Hebamme Laura Eßmann hält Baby Jella im Arm. Sie hat das Mädchen ungeplant im Haus von Familie Knorr zur Welt gebracht.
Hebamme Laura Eßmann hat Jella, das Baby von Laura und Mark Knorr, spontan bei dem Ehepaar zu Hause in Deininghausen zur Welt bringen müssen. © Anna Katharina Wrobel

Also fuhr Eßmann erst gegen 10.45 Uhr wieder weg aus Deininghausen. Da hatte Jella gerade das Licht der Welt erblickt. „In Waltrop, wo ich wohne, habe ich dann noch kurz Halt beim Supermarkt gemacht“, erzählt sie.

Den Strafzettel, der da längst an ihrer Frontscheibe befestigt war, entdeckte sie erst, als sie ihre Einkäufe erledigt hatte und zu ihrem Auto zurückkehrte. „Und da dann auch ‚Stadt Castrop-Rauxel‘ beistand, wusste ich natürlich, woher der Zettel kommt“, sagt sie und fügt etwas ironisch hinzu: „Der Strafzettel klemmte an der Frontscheibe genau unter dem Schild, das mich als ‚Hebamme im Dienst‘ ausweist.“

Bußgeldbescheid über 55 Euro

Etwa zwei Wochen später landete dann auch das dazugehörende Schreiben, ein Bußgeldbescheid also, in ihrem Briefkasten. 55 Euro sollte Laura Eßmann zahlen. Weil sie verbotswidrig auf dem Gehweg und weniger als fünf Meter hinter der Einmündung parkte. Dazu war die Waltroperin nicht bereit. Sie entschied sich, Einspruch einzulegen, legte die Umstände in einem schriftlichen Einwand dar. „Ich hab halt geholfen, dass ein Baby kommt“, fasst sie den Inhalt des Schreibens kurz zusammen.

Dieses Schild mit der Aufschrift "Hebamme im Dienst" hat Laura Eßmann an der Frontscheibe ihres Autos befestigt.
Dieses Schild mit der Aufschrift "Hebamme im Dienst" hat Laura Eßmann an der Frontscheibe ihres Autos befestigt. © Anna Katharina Wrobel

Deshalb sei sie auch verärgert gewesen, als dann wieder nur „ein relativ formloses Schreiben“ zurückkam. Nunmehr sollte Laura Eßmann übrigens auch die „Kosten des Verfahrens“ tragen. Und 28,50 Euro mehr zahlen, also insgesamt 83,50 Euro. „Ich hab das dann schlussendlich überwiesen“, sagt sie zähneknirschend. Aber sauer sei sie trotzdem gewesen. „Ich hätte eigentlich gedacht, dass man da bei der Stadt etwas Verständnis hat“, begründet sie ihren Ärger.

Stadt reagiert - nach Anfrage

Nach dem Gespräch mit Laura Eßmann hat unsere Redaktion die Pressestelle der Stadt zu dem Bußgeldbescheid angefragt. Sprecherin Maresa Hilleringmann erklärte hierzu am Freitag (16.6.): „Dass die Einlassung von Frau Eßmann unberücksichtigt blieb, war ein Versehen. Die Stadtverwaltung entscheidet aufgrund der beschriebenen Ausnahmesituation zugunsten von Frau Eßmann und wird das Verfahren rückwirkend einstellen.“

Laura Eßmann freut sich darüber. Noch, so erklärte sie auf Nachfrage unserer Redaktion am Dienstag (20.6.), habe sie hierzu aber noch nichts von der Stadt Castrop-Rauxel gehört.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23. Juni 2023.

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