Autoliebhaber schätzen nicht nur das Fahrzeugmodell, das es standardmäßig in Serie zu kaufen gibt. Viele sind auch begeistert dabei, wenn sie an ihrem Auto noch die ein oder andere Veränderung einbauen können. Vielleicht ein schicker Heckflügel, vielleicht den Wagen tieferlegen oder doch coolere Felgen? Im Bereich des Autotunings gibt es verschiedenste Möglichkeiten, den Wagen nach eigenen Wünschen aufzumotzen.
Das Start-up Speed Engineering GmbH bietet in ihrem Onlineshop Bauteile für Autos und Motorräder an. Zunächst lag nur ihre Werkstatt in Castrop-Rauxel, seit dem 4. November ist die Firma komplett aus Bielefeld in die Europastadt gezogen.
Aber geht es bei Speed Engineering wirklich um klassisches Autotuning? – Nein, sagen die Geschäftsführer Zoran Tilev und Denis Wachsmann.
Die beiden Ingenieure entwickeln, testen und verkaufen unterschiedlichste Bauteile mit besonderem Anspruch. „Eine unserer wichtigsten Ziele ist, dass wir nicht nur optische Anbauteile bieten, wie es oft im Tuningbereich gemacht wird, sondern wirklich funktionale Teile“, sagt Wachsmann. Ihre Teile sollen das Fahrzeug besser machen, sodass es etwa aerodynamischer, effizienter oder besser händelbar wird. Nicht für den alltäglichen Straßenverkehr, sondern für die Rennstrecke.
Radhausentlüftung, Bremsenkühlung oder Diffusor – viele ihrer Kunden schrauben die Teile trotzdem in ihre Alltagsautos. „Unsere Vorbilder sind Rennsportfahrzeuge. Die darin verbaute Technik bringen wir abgespeckt legal auf die Straße“, sagt Tilev. Denn viele Fans des Motorsports schätzen es, ein Teil dieser Technik im eigenen Auto zu haben. Daher entwickelt Speed Engineering viele Bauteile so, dass sie für den Straßenverkehr zugelassen sind, aber gleichzeitig mit wenig Aufwand für die Rennstrecke umjustiert werden können.

Ein teures Hobby
„Das macht es für die Kunden leicht, ist aber in der Entwicklung schwierig“, sagt Denis Wachsmann. Damit Kunden die neuen Bauteile auch wirklich in den Fahrzeugpapieren eintragen lassen können, müssen sich die Ingenieure bei der Entwicklung an viele Einschränkungen durch den TÜV halten. Ist das Teil fertig, beauftragen sie den TÜV, ein Gutachten zu erstellen.
Die dafür nötigen Tests haben jedoch ihren Preis. „Ein Gutachten für ein Teil kostet eine fünfstellige Summe. Man muss dann hoffen, dass man das über die verkauften Stückzahlen wieder reinholt“, erzählt Zoran Tilev.
Um potenzielle Kunden zu erreichen, aber auch um die Menschen über die technischen Hintergründe ihrer Arbeit aufzuklären, ist Speed Engineering auf sozialen Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube vertreten. An ihren Followern sehen sie, dass vor allem Menschen zwischen 25 und 45 an ihren Produkten interessiert sind. Allerdings müssen ihre Kunden genug verdienen, um sich die mitunter teuren Autos leisten zu können, für die das Start-up Teile herstellt.
Rennsport bleibt ein teures Hobby. Aber egal, ob teures oder günstiges Auto: Einmal selbst mit dem eigenen Auto über eine bekannte Rennstrecke zu fahren, ist für viele Motorsport-Fans ein Erlebnis, erzählt Tilev. „Wer mit einem Renault Clio über die Nordschleife fährt, hat vielleicht sogar mehr Spaß daran und fährt freier, weil er viel weniger Verschleißkosten einplanen muss.“

„Noch viel, viel Potenzial“
Aber was ist so faszinierend am Motorsport? In einem kleinen, privaten Team sind Denis Wachsmann und Zoran Tilev einst selbst Rennen gefahren. „Zum einen ist es die menschliche Komponente. Man muss fit sein und seine Fähigkeiten verbessern. Man arbeitet an sich, um schneller zu werden“, sagt Tilev. „Zum anderen ist die Leistung zu 100 Prozent verknüpft mit der Technik, in die man Grips reinstecken muss, um das Fahrzeug entsprechend der eigenen Fähigkeiten anzupassen.“
In jedem Sport spüre man den Drang, sich zu verbessern. Aber gerade die technische Komponente ist aus seiner Sicht im Rennsport etwas Besonderes. „Zu wissen, wenn ich etwas verbaue, dann führt das zu einer Verbesserung, die ich eins zu eins in Form der Rundenzeit messen kann. Das ist, glaube ich, ein bisschen der Kick daran.“
Losgelöst vom Automobilbereich bietet Speed Engineering aber auch die Dienstleistungen eines Ingenieurbüros an: mal für Ziegeleien, um Maschinenteile zu ersetzen, die nicht mehr hergestellt werden, mal für Maschinen für Verrohrungen in der Luft- und Raumfahrttechnik.
In Zukunft wollen Wachmann und Tilev diese Dienstleistungen weiter ausbauen und das internationale Geschäft mit ihren Bauteilen weiter antreiben, da bereits erste Bestellungen aus dem Ausland eingetroffen seien. Zoran Tilev sagt: „Wir sehen noch sehr, sehr viel Potenzial und gründen auch wieder ein eigenes Rennteam, um professionell Rennen zu fahren.“
Für die Speed Engineering GmbH planen die Geschäftsführer Denis Wachsmann und Zoran Tilev, in Castrop-Rauxel ein neues Gebäude bauen: mit viel Platz für Unternehmen und Entwicklung, aber auch für einen eigenen kleinen Windkanal.
Speed Engineering entwickelt Fahrzeugteile: „Wir haben unser Erspartes in die Prototypen gesteckt“