So wurde ein 81-jähriger Castrop-Rauxeler Opfer einer neuen Masche von Trickbetrügern

© Müller / Grafik Weckenbrock

So wurde ein 81-jähriger Castrop-Rauxeler Opfer einer neuen Masche von Trickbetrügern

rnBetrugsmasche

Zwei Trickbetrüger haben ein Ehepaar aus Castrop-Rauxel bestohlen. Sie gaben sich als alte Arbeitskollegen des Ehemanns (81) aus, schenkten ihm eine Jacke und eine Uhr. Eine Ablenkung.

Castrop-Rauxel

, 15.11.2018, 05:47 Uhr / Lesedauer: 2 min

Um an das Geld ihrer meist älteren Opfer zu kommen, lassen Trickbetrüger sich immer wieder neue Vorwände und Geschichten einfallen. Der Enkeltrick ist eine der bekanntesten Maschen. Auch Handwerker oder Telefonanbieter vor der Tür, die „nur mal kurz“ in die Wohnung wollen, sind gut bekannt.

Mit einer anderen, neuen Masche haben zwei Betrüger am Montagmittag einen 81-jährigen Mann auf der Oberen Münsterstraße überrumpelt. Sie gaben sich als alte Arbeitskollegen des Rentners aus, verwickelten ihn in ein Gespräch. „Da mein Großvater sehr viele Menschen in Castrop-Rauxel kennt, hat er den beiden die Geschichte abgenommen“, sagt Enkelin Aileen Schaub am Dienstag im Gespräch mit der Redaktion.

Rentner völlig geschockt

Ihr Großvater wollte nicht selbst mit der Redaktion sprechen. „Er ist noch völlig durch den Wind“, so Schaub. Auch seinen Namen möchten der Senior und seine Ehefrau hier nicht lesen. Die beiden Männer boten Schaubs Großvater an, ihn mit dem Auto nach Hause zu fahren. Auf dieses Angebot ließ sich der Rentner nach einigem Hin und Her ein. „Er hat das erst abgelehnt“, so Schaub.

Um kurz vor 12 Uhr kamen die zwei Betrüger und der 81-Jährige bei ihm zu Hause an. „Ich habe gesehen, dass mein Opa zusammen mit einem Mann aus dem Auto ausgestiegen ist. Beide gingen ins Haus, der Wagen fuhr weg“, schildert Schaub ihre eigene Beobachtung. Sie wohnt in der Etage über ihren Großeltern. Schaub erinnert sich an ein schwarzes Auto mit Dortmunder Kennzeichen. So wird es auch später im Bericht der Polizei stehen.

Geschenke als Ablenkungsmanöver

Was dann in der Wohnung des Ehepaares passiert ist, erfuhr Aileen Schaub später von ihren Großeltern. In der Küche der Wohnung erwartete Schaubs Großmutter ihren Mann bereits zum Mittagessen, wie immer. Der Mann grüßte und übergab dem Ehepaar dann, völlig unerwartet, eine Jacke und eine Uhr. „Das schenke ich Ihnen“, soll er dazugesagt haben.

Während das Ehepaar einen genaueren Blick auf diese Geschenke warf, soll der Betrüger sich unbemerkt ins Wohnzimmer begeben haben. Dort durchsuchte er die Schränke, wurde anscheinend auch schnell fündig und verlies kurz darauf die Wohnung.

Böses Erwachen kam kurz nach der Tat

Kurz darauf bemerkte der 81-Jährige, dass die Geldkassette in einem Schrank im Wohnzimmer offen stand und – schlimmer noch – leer war. Das Portemonnaie nebst Geld war weg.

Wie sooft bei solchen Betrugsfällen wurde dem Rentner schon kurz danach klar, wen er da gerade in seine Wohnung gelassen hatte. „Das ist bei vielen Geschädigten so“, sagt Michael Franz, Pressesprecher der Polizei Recklinghausen. „In der Regel erstatten die Angehörigen die Anzeige, weil die Geschädigten sich schämen“, so Franz weiter. Ein nachvollziehbares Gefühl, aber eines dem man nicht nachgeben sollte. „Wir raten immer dazu, sofort die 110 anzurufen. Je eher die Polizei informiert wird, desto größer sind die Chancen auf einen Ermittlungserfolg.“ Auch in diesem Fall war es die Ehefrau, die die Polizei rief.

Masche bisher unbekannt

Ob es sich bei der Betrugsmasche um eine gänzlich neue Variante handelt, konnte Franz am Dienstag nicht bestätigen. In dieser Form sei sie in Recklinghausen noch nicht aufgefallen. Bekannt seien Versuche, minderwertige Ware, etwa Mäntel oder Teppiche, zu hohen Preisen loszuwerden. „Die Täter sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht sich Zugang zu Wohnungen zu verschaffen. Wir raten deswegen dazu, immer misstrauisch zu sein und niemand Fremdes in die Wohnung zu lassen“, sagt Franz.

Die Dunkelziffer bei Betrugsdelikten schätzt die Polizei als hoch ein. Nicht nur, weil viele Geschädigte sich aus Scham nicht bei der Polizei melden, sondern auch, weil die Betrüger häufig eben auch keinen Erfolg hätten. Derartige Fälle werden im Schnitt noch seltener der Polizei gemeldet, weil es keinen Schaden gibt.

Die Jacke und die Uhr hat die Polizei am Montag natürlich sichergestellt. Beide werden jetzt auf Spuren untersucht.

Die Männer sprachen den Mann am Montag, 12. November, zwischen 11.30 und 11.45 Uhr an der Oberen Münsterstraße auf Höhe des alten Kinos an.
  • Das Auto der Betrüger war schwarz und hatte ein Dortmunder Kennzeichen.
  • Für den Mann, der mit in die Wohnung kam, gibt die Polizei folgende Täterbeschreibung heraus: Etwa 60 Jahre alt, 1,70 Meter groß, schlanke Statur, kurze dunkle Haare und zum Tatzeitpunkt dunkel gekleidet.
Mögliche Zeugen der Tat sollen sich beim Kommissariat für Betrug melden unter Tel. 0800 236 11 11.