Die Videos von Social-Media-Star Levi Penell rund um seine Kampagne, dass Castrop-Rauxel „die schönste Stadt der Welt“ sei, gingen in der vergangenen Woche viral. Einige Castrop-Rauxeler haben da gezeigt, wie wenig sie über sich selber lachen können. Auch mich erreichten die Videos zahlreich. Freunde und Bekannte schickten mir die Clips von Levi, da sie wissen, dass ich mich immer freue, wenn meine Heimatstadt auch über die Stadt- oder Ruhrgebietsgrenzen hinaus Bekanntheit oder Erwähnung erfährt.
Als der 24-Jährige am Sonntag (6. Oktober) der Einladung von Bürgermeister Rajko Kravanja folgte und wirklich in die Stadt kam, die er seit Wochen vor Hunderttausenden im Netz als „die schönste Stadt der Welt“ abfeierte, war ich begeistert vom Aufmarsch auf dem Forumsplatz am Rathaus. Rund 400 Menschen – teils von weit her – kamen nach Castrop-Rauxel. Gefreut hat mich auch, dass der Internet-Star wirklich hier herkam und die Stadt genug Humor bewiesen hat, ihn einzuladen.
Penells Ironie ist offensichtlich
Seien wir mal ehrlich: Dass Levi Penell wirklich glaubt, Castrop-Rauxel sei die schönste Stadt der Welt, ist natürlich völliger Quatsch. Die Ironie in seinen Videos und der gesamten Kampagne ist offensichtlich. Dennoch wurde Penell bei seinem Besuch als „Ehrenbotschafter“ der Stadt „ausgezeichnet“. Das stieß einigen Castrop-Rauxelern sauer auf, mache er sich doch nur lustig über unsere Stadt. Was fällt ihm nur ein?
Und es mag sein, dass es Levi Penell aus welchem Grund auch immer lustig findet, ironisch über Castrop-Rauxel zu sprechen. Aber schadet das der Stadt? Ganz im Gegenteil, denke ich. Wann haben das letzte Mal so viele Leute über Castrop-Rauxel gesprochen? Wann hat es das letzte Mal jemand geschafft, dass sich 400 junge Leute auf einem Sonntag spontan auf dem Forumsplatz versammeln? Zum Vergleich: Zum großen Finaltag der Castrop-Rauxeler Hallenstadtmeisterschaft in der Europahalle 2023 bequemten sich gerade mal 350 Fans in den Stadtmittelpunkt.
Wir sind nicht wie Wien, Venedig oder New York
Zumal ist die Auszeichnung von Levi Penell zum Ehrenbotschafter eine ausgedachte. Er übernimmt keine offiziellen, repräsentativen Aufgaben. Das Einzige, was die Stadt Castrop-Rauxel und vor allem Bürgermeister Rajko Kravanja mit der Auszeichnung und der Einladung geschafft haben: Mehr Humor zu beweisen als einige meckernde Castrop-Rauxeler.
Der Auftritt Kravanjas bei Penells Besuch war absolut souverän. Er hat es geschafft, die Waage zu finden, zwischen „über sich selber Lachen können“ und die Veranstaltung nicht ins Lächerliche entgleisen zu lassen. Denn auch wenn wir Castrop-Rauxeler unsere Stadt lieben, müssen wir uns wie andere Ruhrgebietsstädte eingestehen: Wir sind kein Venedig, Wien oder New York City. Aber wir haben Herz und Humor.
Mein Kollege Tewe Schefer hat eine andere Meinung zu Levi Penells Kampagne und Besuch in der Stadt. Er findet es nicht in Ordnung, wie der Internet-Star sich über Castrop_Rauxel lustig macht. Seinen Kommentar finden sie hier.
