Castrop-Rauxel wird ganz schön smart Sieben Laternen sollen bald viel mehr können als bloß leuchten

Ganz schön smart: Diese Laternen sollen bald mehr können als bloß leuchten
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Ein tristes Bild geben sie ab: Vier Laternen, eine kaputter als die andere, stehen in Reihe auf dem Europaplatz von Castrop-Rauxel. Sie sind Teil des Architektur-Ensembles am Stadtmittelpunkt, entwickelt und gebaut vom dänischen Star-Architekten Arne Jacobsen. Es waren mal mehr, aber die anderen wurden umgefahren und sind inzwischen abgeräumt. Bald sollen sie durch intelligente Leuchten ersetzt werden.

Jacobsen, der 1971 starb, schuf ikonische Bauwerke: Die Atriumhäuser in Berlin, das Glasfoyer für die Herrenhäuser Gärten in Hannover, das Verwaltungsgebäude der Hamburgischen Electricitätswerke, in denen heute die Vattenfall-Zentrale ist. Und das Rathaus mitsamt dem Ratssaal-Foyer, dem Platz davor und der Europa- und Stadthalle. Ein umstrittenes Ensemble, eröffnet in den 70er-Jahren für eine damals noch wachsende Stadt, heute stark sanierungsbedürftig und Teil einer 100-Millionen-Euro-Debatte.

Laternen mit Steckdosen, Spots und Anzeigen

So hieß es jahrelang, man könnte die häufig zerstörten Glaskugeln um die Leuchten am Europaplatz nicht erneuern. Neue Glaskugeln seien nicht mehr lieferbar. Und Denkmalschutz für das ganze Ensemble wurde oft geltend gemacht. So einfach ändert man baulich nichts an dem als „Big Beautiful Building“ ausgezeichneten Gesamt-Kunstwerk.

Doch nun stellt sich die Lage anders dar: Die Stadtwerke planen, noch im ersten Quartal 2023 die Laternen zu Smart Poles aufzurüsten. „Intelligente Laternen“, die mehr haben als nur Leuchtkörper: WLAN können sie verbreiten, Umweltsensoren tragen und digitale Anzeigen, zudem Steckdosen für das Veranstaltungsmanagement und LED-Strahler, die das Rathaus in verschiedene Lichtfarben tauchen können.

Diese Laternen zieren den Europaplatz seit den 70er-Jahren. Noch bis Sommer 2023 sollen sie ersetzt werden durch Smart Poles.
Diese Laternen zieren den Europaplatz seit den 70er-Jahren. Noch bis Sommer 2023 sollen sie ersetzt werden durch Smart Poles. © Tobias Weckenbrock

„Wir bauen sie mit den Stadtwerken am Europaplatz auf“, sagte Jan-Philip Hermes, Digitalisierungsbeauftragter in der Stadtverwaltung, am Dienstag (14.2.). „Wir brauchen hier ohnehin neue Laternen, weil zwei von sieben umgefahren wurden.“

WLAN sollen sie aber nicht bekommen, auch wenn sie könnten: Ein offenes Netzwerk strahle ohnehin vom Rathausdach. Aber Displays, um auf Veranstaltungen hinzuweisen, und Strom, den man bei Festen hier direkt anzapfen kann, für Waffeleisen, Stände und Wagen. Auch gäbe es Exemplare mit Ladefunktion für Elektroautos, hier aber nicht sinnvoll. Vielleicht später mal auf der interessanten Achse Hauptbahnhof - Stadtmittelpunkt - Busbahnhof, die prädestiniert wäre, um Umweltdaten mit Sensoren zu erheben.

Bürger konnten mitbestimmen

An den Überlegungen beteiligte die Stadt auch die Bürger auf ihrer Consul-Plattform. Mit großer Resonanz, so Hermes: 400 Bürger beteiligten sich an einer Umfrage. Wunschorte waren der Altstadtmarkt, der Hauptbahnhof und Ickerner Straße / Markt. Aus Experten-Interviews kam der Europaplatz und der Sprung über die Emscher hinzu. Eine Laterne kostet je nach Ausstattung ab 11.000 Euro aufwärts.

Bisher war man davon ausgegangen, dass die Leuchten mitsamt dem Rathauskomplex unter Denkmalschutz stünden. Aber nun steht fest, dass sie erneuert werden können.
Bisher war man davon ausgegangen, dass die Leuchten mitsamt dem Rathauskomplex unter Denkmalschutz stünden. Aber nun steht fest, dass sie erneuert werden können. © Tobias Weckenbrock

  • Der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Softwaretechnik der Universität Duisburg-Essen begleitet das Projekt seit gut drei Jahren wissenschaftlich.
  • Die Stadtwerke sind beauftragt, das Erarbeitete in die Tat umzusetzen.